Römische Liebeselegien: Reclams Rote Reihe – Fremdsprachentexte
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Texte in der Originalsprache, mit Übersetzungen schwieriger Wörter, Nachwort und Literaturhinweisen.
E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.
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Book preview
Römische Liebeselegien - Reclam Verlag
Römische Liebeselegien
Ausgewählt und herausgegeben von Antje Sucharski
Reclam
2013 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
Gesamtherstellung: Reclam, Ditzingen
Made in Germany 2017
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN 978-3-15-960602-6
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-019863-6
www.reclam.de
Inhalt
Einleitung
Die römische Liebeselegie
Properz
Tibull
Ovid
Zur Benutzung dieser Ausgabe
Römische Liebeselegien (Auswahl)
Properz
1,1 Cynthia: Leiden an unerwiderter Liebe
1,2 Schönheit der Geliebten
1,3 Erfüllung der Liebe?
1,5 Leiden an der Liebe – Paraklausithyron
1,7 Epiker versus Elegiker
1,14 Liebe als wahrer Reichtum
1,22 Der Dichter (Siegel des ersten Buches)
2,5 Eifersucht und Rache
2,15 Erfüllung der Liebe
2,27 Vergänglichkeit der Liebe
3,21 Absage an Cynthia und Flucht
Tibull
1,1 Delia: Lebenswahl
1,3 Kulturklage
1,5 Untreue, Trennung und Trauer
1,10 Lebenswahl
Ovid (Amores)
1,1 Programmatisches Bekenntnis zur Liebesdichtung
1,3 Werbung: Unsterblichkeit der Geliebten
1,4 Eifersucht beim convivium
1,5 Erfüllung der Liebe
1,13 Bitte um Fortsetzung der Liebesnacht
2,5 Eifersucht und Liebeskummer
3,9 Nachruhm des Elegikers: Totenklage um Tibull
3,15 Poetologisch-biographischer Abschluss (Siegel des Buches)
Anhang
Abkürzungen und Symbole
Lernwortschatz
Verzeichnis der häufig erwähnten Eigennamen
Prosodie und Metrik
Besonderheiten der Dichtersprache
Stilistik
Literaturhinweise
Hinweise zur E-Book-Ausgabe
Einleitung
Die römische Liebeselegie
Das römische Genre der Liebeselegie entwickelt sich vor dem Hintergrund der letzten Jahrzehnte der römischen Republik, als Einzelpersönlichkeiten wie Pompeius und Caesar die Grundlagen der römischen Verfassung unterlaufen und die Macht im Staat für sich allein beanspruchen. Der Beginn der Kaiserzeit vollendet mit Augustus als erstem Alleinherrscher den erzwungenen Rückzug vieler junger Patrizier und Ritter aus der aktiven Politik ins Privatleben oder – aus Perspektive der Dichter – von der Außen- in die Innenwelt. Als literarischen Protest gegen die degenerierten politischen Verhältnisse erschaffen junge Intellektuelle in nur einem halben Jahrhundert, ab Mitte der 40er Jahre bis um die Zeitenwende, in ihren Liebeselegien eine poetische Gegenwelt, in der traditionelle Werte individuell umgedeutet werden und die Liebe als ideale Lebensform erscheint.
In Distichen verfasste Elegien – inhaltlich breit gefächert und bei Gelagen zur Flöte vorgetragen – haben in der griechischen Dichtung seit dem 8. Jh. v. Chr. eine lange Tradition. Bereits im 5. Jh. v. Chr. werden darunter Klagegesänge verstanden. Gleichzeitig entwickelt sich aus kurzen Inschriften das im elegischen Distichon verfasste Epigramm als Gedichtform. Elegie und Epigramm erfreuen sich in hellenistischer Zeit großer Beliebtheit. Zum Vorbild für die römischen Liebeselegiker avanciert vor allem Kallimachos. Als poeta doctus verfasst er im 3. Jh. v. Chr. in Alexandria, dem kulturellen Zentrum des Hellenismus, perfekt ausgefeilte erotische Epigramme.
Als unmittelbarer Wegbereiter der römischen Liebeselegie gilt C. Valerius Catullus (um 84–54 v. Chr.), während C. Cornelius Gallus (69–26 v. Chr.), ein General und später in Ungnade gefallener Freund des Augustus, von den Autoren als Begründer des Genres verehrt wird. Seine vier Bücher Amores auf die Geliebte Lycoris sind fast vollständig verlorengegangen. Die Elegiker Sextus Propertius und Albius Tibullus wirken gleichzeitig. Bereits mit den Amores, seinem Debüt, führt Publius Ovidius Naso das genuin römische Genre zum Höhepunkt. Nicht überliefert ist das Werk anderer Elegiker, z. B. von Sulpicia, einer der wenigen bekannten römischen Dichterinnen.
Im Zentrum der stark subjektiv gefärbten erotischen Elegie stehen das Werben, Leiden und Klagen des unglücklich Liebenden (amator) gegenüber der Geliebten (puella/domina). Wiederholte Formen sind z. B. die Klage vor der Tür der Geliebten (Paraklausithyron), der Abschied nach der Liebesnacht, Liebeslehren, Liebesbriefe und Totenklagen. Auch wenn die Texte eine autobiographische Deutung nahezulegen scheinen, darf nicht von der Identität des lyrischen Ichs mit der historischen Person des Dichters ausgegangen werden. Die Grundelemente des elegischen Wertesystems sind:
a) Ewige Liebe (foedus aeternum): Postuliert wird die Liebe über den Tod hinaus.
b) Liebe als Lebensform (vor allem militia amoris): Alternativ zum traditionellen cursus honorum oder zur Militärlaufbahn agiert der Elegiker als miles amoris (Soldat für die Liebe).
c) Liebe als Sklavendienst (servitium amoris): Das lyrische Ich ordnet sich der puella wie ein Sklave unter.
Diese programmatische Abgrenzung von traditionellen römischen Vorstellungen über Liebe, Ehe und Sexualität provozierte die Zeitgenossen. Bei der römischen Ehe handelte es sich um eine Zweckbeziehung, in der sich die Ehefrau um den häuslichen Bereich kümmerte und die Erben aufzog, während die Gesellschaft zunehmend die geistige und sexuelle Befriedigung des Mannes außerhalb der Ehe tolerierte. Durch die Expansion im Osten befördert, etablierte sich darüber hinaus in Rom der Frauentypus der gebildeten, politisch einflussreichen Hetäre (griech., »Gefährtin«), die mit Angehörigen der römischen Oberschicht oft langjährige eheähnliche Verhältnisse unterhielt. Da in der römischen Gesellschaft das Verhältnis der Geschlechter durch die Machtverhältnisse – als Dominanz oder Unterordnung – organisiert war, manifestierte sich in der Elegie der provokative Bruch mit der Tradition vor allem in der sklavischen Unterordnung unter eine Frau.
Properz
Obwohl Sextus Propertius (um 50 – 15 v. Chr.) in seiner umbrischen Heimat Asisium (heute Assisi) dem Landadel angehört, entscheidet er sich gegen eine politische Laufbahn und führt nach seiner Übersiedlung in die Hauptstadt ein ungebundenes Leben als Dichter. Er veröffentlicht wahrscheinlich zwischen 29 und 15 v. Chr. über 90 Elegien in vier Büchern. Nach dem Erfolg des ersten Bandes (Monobiblos) unter dem Titel Cynthia wird er in den Dichterkreis des Maecenas, eines Vertrauten und Beraters des Kaisers Augustus, aufgenommen. Während in den beiden ersten Büchern die Liebesthematik im Vordergrund steht, enthält das dritte verstärkt poetologische Texte. Im vierten Buch erschließt Properz mit Sagen aus der römischen Frühzeit weiteres Terrain,