Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Auf den Zähnen Aluminium, auf den Lippen Kreide
Auf den Zähnen Aluminium, auf den Lippen Kreide
Auf den Zähnen Aluminium, auf den Lippen Kreide
Ebook128 pages26 minutes

Auf den Zähnen Aluminium, auf den Lippen Kreide

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

"Na zobeh aluminij, na ustnicah kreda" (Aluminium on Teeth, Chalk on Lips) is Kristina Hočevar's fifth book of poetry. This collection earned Kristina Hočevar the Jenko Award for the best poetry book of the past two years; the book was also nominated for the Veronika Award. The bold, personal poetics that Kristina Hočevar continues and builds upon in this book previously earned her the Golden Bird Award (2010); the collection "Repki" (Tails) was also nominated for the Veronika Award.
At the level of internal and external form, as well as at the thematic level, "Aluminium on Teeth, Chalk on Lips" is clearly in close proximity to its predecessors, while at the same time representing a break, or at least a marked turn, in Kristina Hočevar's poetic opus. The poetry in this collection emerges from her probing the most basic, existential foundations on which individual identity rests, which therefore gives rise to the most fundamental of existential questions for the reader. Somehow, the natural consequence of this is that in this book – much more pronouncedly than in the previous author's collections – Kristina Hočevar penetrates into the ephemeral. "Aluminium on Teeth, Chalk on Lips" could be regarded as a book of fundamental, all-embracing questions at the thematic level, and as an uncompromising book of a sophisticated, highly articulate but also playful poetic language at the expressive level.
LanguageEnglish
Release dateSep 12, 2018
ISBN9789616995368
Auf den Zähnen Aluminium, auf den Lippen Kreide

Related to Auf den Zähnen Aluminium, auf den Lippen Kreide

Related ebooks

Poetry For You

View More

Related articles

Related categories

Reviews for Auf den Zähnen Aluminium, auf den Lippen Kreide

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Auf den Zähnen Aluminium, auf den Lippen Kreide - Kristina Hočevar

    1/2017/LV/143

    Kristina Hočevar: Auf den Zähnen Aluminium, auf den Lippen Kreide

    Originaltitel: Na zobeh aluminij, na ustnicah kreda

    Copyright © Slowenischer Schriftstellerverband (DSP) 2017

    Übersetzung

    Ann Catrin Bolton

    Nachwort

    Tina Kozin

    Sprachliche Korrektur

    Maike Nedo

    Redaktion von Litteræ Slovenicæ

    Tina Kozin, Tanja Petrič

    Redaktionelle Bearbeitung dieser Ausgabe

    Tina Kozin

    Herausgegeben und verlegt vom

    Slowenischen Schriftstellerverband (DSP), Ljubljana

    Vertreten durch seinen Präsidenten Ivo Svetina

    Erste elektronische Ausgabe, Ljubljana 2018

    https://litteraeslovenicae.si/

    Kataložni zapis o publikaciji (CIP) pripravili v Narodni in univerzitetni knjižnici v Ljubljani

    COBISS.SI-ID=294446592

    ISBN 978-961-6995-36-8 (epub)

    Kristina Hočevar

    Auf den Zähnen Aluminium, 

    auf den Lippen Kreide

    Aus dem Slowenischen

    von Ann Catrin Bolton

    Mit einem Nachwort

    von Tina Kozin

    DRUŠTVO SLOVENSKIH PISATELJEV

    SLOVENE WIRTERS’ ASSOCIATION

    LJUBLJANA 2017

    Auf den Zähnen Aluminium, 

    auf den Lippen Kreide

    dieses

    nicht einzige herz ist eine brennbare plastik, mit fell überzogen. aufgestellt auf dem

                fensterbrett:

    es krächzt zwischen den abwässern von kindern in die bungalows und ihre hermetische stille.

    wo höre ich auf, mich zu halbieren, wenn sich die mehrheit aus meinen kreisen

    an die mehrheit der kreise aus einer erinnerung klebt.

    die hände, die die erstarrten plasmaflecken von den platten rieben. sie tasteten

    deine wände ab, zuvor hatten sie eine fremde hand gedrückt, sie kratzten

    den schmutz vom tisch, sie ergriffen die tausendmal ergriffene klinke, berührten

    tastaturen, zerrissen papier und wischten schlamm von der haut, rieben sich

    unter wasser, danach aßen sie, und übten sich dabei im verdünnen

    der bewegung. wo sie sich dann, wenn sich die worte verteilen, vervielfachen; wo ich

    aufhöre, wenn das gesicht nicht aufhört, aber ihm ein anderes gesicht nicht glaubt. wo

    das lachen des gesichts das lachen des spiegels ist und glück ist, aber das andere gesicht weiß nicht

    wo.                                                                                                                                            wo

    sich die menge der kreise aus der erinnerung und die menge der kreise aus der vorstellung

    in der berührung irgendwelcher hände zusammenschließen. wo?

                in die tür in sie

    möchte ich dich nicht auf meinem plastikwagen fahren.

    der ganze körper, geschützt mit weißer kreide, ganze säcke von sternen,

    in den keller gesperrt. die entfernung, aus der diese isolation ist,

    ist nur die zusicherung, dass die ewigkeit ist.

    du bist ein kind, weil dein weinen als kehliger bach unter die bank des klassenzimmers läuft.

    du kind hast eine kälte größer als ein atemzug. die sitze werden rissig, wenn du schaukelst.

    und nächte nächte schläfst du nicht. du hast die hand gesehen, jemand hat sie nicht aus der kleidung gestreckt.

    du hast worte gehört, jemand hat sie nicht in den baum gesteckt. und spiele und worte sind keine

    weichheit, um aufzulösen.

    du kind bist verschlossen. durch alle heizungskeller

       wirst du immer mehr ein graues kind.

    es gibt mehr und mehr tauben. man muss die fenster mehr und dichter schließen,

    mit den türen schlagen. obwohl sich der regenbogen der windräder in alle richtungen dreht,

    wohin ich auch blicke, er vertreibt das flattern nicht.

                           ich hocke unübersehbar da,

    während sie vermelden, dass jemand zwischen dem tages- und nachtdunkel bläschen steigen lässt.

    doch zwischen dem nacht- und tagesdunkel gibt es keine bewegung,

                            die die tauben häuten würde.

    noch im schlaf um fünf uhr morgens geflatter, gegurre, geferkel,

    krach! ich versuche die stille, damit sie sich auf dem balkon ausbreitet, entspannt

    ausgestreckt in diagonalen kreuz und quer, platten

              von glanz auf die

    augen zu auf dem gegenüberliegenden dach, gegurre, aufplustern von gefieder, augen,

    wenn ich mich tagsüber klatschend nähere, starren sie mich naiv an, ihnen

    ist nicht klar, dass ich sie ablehne, wenn ich den stock durch die wanne schwinge, ihnen ist nicht

    klar, wenn ich ihre kleinen eier töte, noch im schlaf noch im baden in der wanne,

    gegurre, sich entleeren auf boden und wände, ihnen ist nicht klar, dass ich sie nicht mag,

    die gezähmten nicht mag.

    die hündin hascht nach den federn, adrenalin, der vogel kämpft, flattert, federn

    fliegen in die box, unter der leiter, die hundeschnauze rupft, ich rufe aus, aus und,

    und der graue körper versteckt sich, der hund will zurück, ich lasse ihn nicht, ich schließe den balkon ab;

    vogelflecken auf den fliesen, exkremente, blut, ich rufe leute, das tier versteckt sich,

    fliegt erschrocken auf, flattert aus einer Ecke, zurück in die dachluke und zurück, wiederholt sich,

    wartet dann stunden, stunden und stunden, bis

    ich zwei naturmenschen anrufe, damit sie

                       der taube etwas flüstern.

    dieser schnee ist nicht für mich gedacht, obwohl er auf meinen balkon fällt. tauben liegen auf dem boden

    immer ähnlich verwundet. ein neuer winter hält die windräder an.

    zwischen einem tag und dem anderen wachsen nur zweifel und entscheidungen warten auf schauspielerinnen.

    die siedlung bricht die schenkel

    des blaus asymmetrisch.

    ich wische         alle kleinen fische vor unserem hochhaus weg, wenn

    sie sich sammeln, plastikflaschen werfen – zuhause brüllen, zuhause brüllen,

    ich radiere, die frau

    aus dem nachbarhochhaus schnauzt sie an, ich habe

    kinder, man muss euch verlassen,

                     verlassen muss man euch,

    brüllt sie, mit zwei kleinen als hände, mit zwei

      ihr verlassenen,

                  schon einen tag zuvor

    radiere ich ihre eltern aus,

    sie schreit im autobus die bande vor der tür an,

    ich habe kinder, kinder habe ich,

                ich radiere sie aus, es verzieht ihr die augen,

    weil der vati sie

    anschielt,

    sie schreit, ich schieße auf alle,

         bis ich mich

    in sicherheit hinlege.

       ich lege mich nicht

    in sicherheit hin.

    die schritte des alten mit der brille bewacht eine hündin.

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1