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Sadismus Und Masochismus
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Sadismus Und Masochismus

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About this ebook

Many of the earliest books, particularly those dating back to the 1900s and before, are now extremely scarce and increasingly expensive. We are republishing many of these classic works in affordable, high quality, modern editions, using the original text and artwork.
LanguageEnglish
PublisherPeffer Press
Release dateOct 16, 2020
ISBN9781528763240
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    Sadismus Und Masochismus - E. Laurent

    Inhaltsverzeichnis.

    Erster Teil.

    Wollust und Grausamkeit.

    Der Sadismus und die sadistischen Verbrechen.

    Vorwort

        I. Ursprung des Sadismus

    1. Das Vergnügen an der Eroberung

    2. Die Eroberung der Ehegattin

    3. Der erotische Rausch

    4. Grausamkeit und Wollust

       II. Ursachen des Sadismus

     III. Formen u. Manifestationen des Sadismus

    1. Lustmord

    2. Der Sadismus der Blutdürstigen

    3. Mißhandlungen jung. Mädchen durch Schläge

    4. Mädchenschändungen

    5. Ideeller Sadismus

    6. Zoophile Sadisten. Grausamkeitsakte an Tieren

    7. Chirurgischer Sadismus

      IV. Sadismus des Weibes

       V. Leichensadismus

    1. Nekrophilie

    2. Nekrosadismus

    3. Nekrophagie

      VI. Die sadistischen Verbrechen

    1. Gilles de Retz — 2. Léger — 3. Bichel — 4. Tirsch — 5. Xaver aus Bozen — 6. P. . . X . . . — 7. Menesclou — 8. Alton — 9. Verzini 10. Garayo — 11. Jack der Aufschlitzer — 12. Ben Ali genannt Frenchy — 13. Jesse Pommeroy — 14. Piper — 15. Die Affäre von Pont-Laval — 16. Vacher.

     VII. Der Sadismus in der Literatur

    1. Der Marquis de Sade

    2. Baudelaire

    3. »Die Bestie im Menschen« von Emile Zola

    VIII. Der Sadismus in der Weltgeschichte

       IX. Der Sadismus der Massen

        X. Verantwortlichkeit der Sadisten

       XI. Gerichtliche Medizin und Sadismus

     XII. Therapie des Sadismus

    Zweiter Teil.

    Wollust und Leiden.

    Der Masochismus.

        I. Begriff des Masochismus

       II. Ursprung des Masochismus

    1. Wollust und Schmerzen

    2. Die sexuelle Sklaverei

     III. Ursachen des Masochismus

      IV. Masochismus des Weibes

       V. Formen und Arten des Masochismus

    1. Praktiken der Masochisten

    2. Physischer Masochismus

    3. Psychischer Masochismus

    4. Larvierter Masochismus

      VI. Masochismus und Selbstmord

     VII. Der Masochismus in sozialer Hinsicht

    Vorwort zar siebenten Auflage.

    H a b e n tsuaf a t al i b e l l i!Auch an diesem Werke sollte sich das alte Wort bewähren! — Es erschien erstmalig unmittelbar nach Beendigung des Dippold-Prozesses, der so ungeheures Aufsehen im Jahre 1903 durch die Verurteilung eines Sadisten erregte, welcher in seiner alles zurückdrängenden Leidenschaft ein blühendes Menschenleben, seinen Zögling, zu Tode geprügelt hatte.

    Es wollte aufklären, warnen, das größere Publikum mit den furchtbaren Leidenschaften bekannt machen, mit denen der Sadist, der Masochist — diese Jünger eines Marquis de Sade, eines Sacher-Masoch — die Gesellschaft bedrohen.U n di nd i e s e mS i n n ei s te sa u c hv o ne t w a250a n g e s e h e n e nd e u t s c h e nZ e i t u n g e n,Z e i t s c h r i f t e nu n dm e d i z i n i s c h e nF a c h o r g a n e ng e w ü r d i g tu n da n e r k a n n tw o r d e n.

    Ich führe von diesen Kritiken nur die nachfolgenden fünf an und mache besonders auf diejenige der »Kölnischen Zeitung« aufmerksam, da dieses Weltblatt seine Besprechung am 23. Dezember 1903, also am Vorabend des Weihnachtsfestes, brachte.S c h o nd i e s e rU m s t a n da l l e i n,d a ße i n eu n a b h ä n g i g e ,i na l l e rW e l tv e r b r e i t e t eZ e i t u n ga l l e r e r s t e nR a n g e se sf ü rw i c h t i gg e n u gh i e l t,i h r e nL e s e r ne i ns o l c h e sB u c hz us of e i e r l i c h e rZ e i ta n z u k ü n d i g e nu n dz ue m p f e h l e n , sollte esv o rj e d e rV e r d ä c h t i g u n gschützen!

    » K ö l n i s c h eZ e i t u n g «v o m23.D e z e m b e r1903: »Ein aufsehenerregender Strafprozeß hat in jüngster Zeit wieder die Aufmerksamkeit vieler Gebildeten auf das Gebiet der sexuellen Verirrungen gelenkt, deren große Bedeutung für das öffentliche Leben bis vor wenigen Jahren nur einer beschränkten Zahl von Fachmännern bekannt war. Unter diesen Umständen kommt Laurents Buch gerade zur rechten Zeit, um aufklärend zu wirken und das Verständnis für manche Handlungen, die bisher dem großen Publikum psychologisch rätselhaft blieben, vorzubereiten. Der Verfasser analysiert im Gegensatze zu den deutschen Autoren zahlreiche Fälle aus seinem Vaterlande, das an sadistischen Verbrechen auffallend reich ist; sein Buch ergänzt somit in der Kasuistik die Monographien Eulenburgs, Molls, Krafft-Ebings usw. in wünschenswerter Weise«.

    Prof. Dr. Koßmann schreibt in der »H e i l k u n d e« vom 2. Februar 1904: »Ein Buch, das für den Laien bestimmt ist, aber von Ärzten empfohlen werden kann, da esd u r c hd e nm a ß v o l l e nT o ns e i n e sS t i l su n dd u r c hd i eG e w ä h l t h e i td e sA u s d r u c k sw o h l t ä t i gv o ns om a n c h e n ,a u fr e i n e nS i n n e s k i t z e le i n e ss e x u a l l ü s t e r n e nP u b l i k u m sb e r e c h n e t e nS c h r i f t e nb e k a n n t e ru n du n b e k a n n t e rA u t o r e na b s t i c h t.Der Titel enthält den Inhalt«.

    Med.-Rat Dr. P. Näcke schreibt im» A r c h i vf ü rK r i m i n a l p s y c h o l o g i e«Bd. 19. 1905: »Alles, was Laurent schreibt, liest sich angenehm, ist gut zusammengetragen, enthält aber nur wenig Neues. So auch das vorliegende Buch, das in vornehmster Ausstattung den Leser sehr gut in das schwierige Kapitel des Sadismus und des Masochismus einführt, aber ohne je in die Tiefe zu gehen, wie bei v. Krafft-Ebing. Die Kasuistik ist eine sehr reiche, aber nur fremde und wenig bekannte. Sehr anerkennenswert sind auch die Beiträge aus der Belletristik, die gerade auf diesem Gebiete vielfach als documents humains auftreten dürfen. Den Meinungen des Verfassers wird man sich meist anschließen können. Er hält mit Recht den echten Sadismus und Masochismus als ab ovo bestehend und zum Ausbruche nur eines geringen äußeren Anlasses bedürfend. Daneben gibt es aber auch die betreffenden Verirrungen bei Roués, als variatio in den Reizmitteln. Hier könnte es sich, meint Ref., gerade so wie bei spät auftretender Homosexualität, fragen, ob es sich nicht etwa nur um tardive Fälle handelt, da doch nur gewisse Roués dem Sadismus usw. verfallen. Fast alle Sadisten usw. sind Neuropathen und Entartete. Dies wird hier, meint Ref., sicher mehr gelten, als bei den Urningen. Daß, wie Verf. sagt, der sadistische Akt meistens mit gar keiner lokalen Erregung der Sexualorgane verbunden ist, glaubt aber Ref. nicht. Gewöhnlich ist der Sadist verantwortlich. Das charakteristische sadistische Verbrechen ist das Aufschlitzen des Leibes und besonders die Genitalverstümmelung. Der Masochismus führt kaum zu Verbrechen. Zum »larvierten Masochismus rechnet Verf. den Cunnilingus, die Koprophagen, die Fellatoren usw.«

    Die» T r i e r i s c h eZ e i t u n g «vom 31. Okt. 1903 schreibt: »Dies Werk des bekannten französischen Arztes stützt sich zumeist auf französische Quellen und bietet dem deutschen Leser vielfach Neues. Es ist wie alle seine Schriften ein ernstes, auf wissenschaftlicher Basis ruhendes Buch, das bei dem allgemeinen Interesse, welches eben derF a l lD i p p o l dbei uns erregt hat, auch Beachtung in solchen Kreisen finden wird, für die es nicht bestimmt ist. In erster Linie ist das in dem Buch behandelte Thema der sexuellen Verirrungen für Ärzte berechnet.«

    Die »D a n z i g e rZ e i t u n g« vom 10. Dezember 1903 schreibt: »Die sexuellen Verirrungen, die man mit diesem Namen bezeichnet, sind in dem Dippold-Prozeß recht grell in die Öffentlichkeit getreten, so daß eine Definition dieser Begriffe und eine Schilderung ihres Wesens sehr aktuell sein dürfte. Eine derartige erschöpfende Darstellung bietet das Werk des bekannten französischen Arztes, das sich natürlich zumeist auf französische Quellen stützt. Es ist wie alle seine Schriften ein ernstes, auf wissenschaftlicher Basis ruhendes Buch, aber es erfordert starke Nerven, denn es führt den Leser in schauerliche Abgründe des menschlichen Lebens. Die Übersetzung Dolorosas ist meisterhaft, die Ausstattung eine vornehme.«

    Natürlich mußte ein derartiges Buch »F älle« bringen, historisch resp. juristisch beglaubigte Fälle aus der Praxis der berühmtesten Nervenärzte und der Gerichte, um an deren Darstellung die Gefahren zu erläutern und so an der Hand von Tatsachen das große Publikum aufzuklären. Daß der Verfasser, einer der bekanntesten Ärzte Frankreichs. hierbei kein Blatt vor den Mund nehmen konnte, sondern in die schauerlichsten Abgründe sexueller Verirrungen hineinleuchten mußte, liegt auf der Hand.

    Aber den Sittlichkeitsschnüfflern und Heuchlern bot diese offene Darstellung sexueller perverser Handlungen eine nur zu sehr erwünschte Gelegenheit, auch dieses mit wissenschaftlichem Ernste geschriebene Buch dem Staatsanwalt zu denunzieren! Der mußte es natürlich einfordern lassen,g a be sa b e rb e r e i t sn a c hk u r z e rZ e i tf r e i, da er sich nicht nur selbst von dem wissenschaftlichen Werte des Werkes überzeugt hatte, sondern auch den ihm vom Verleger mitgesandten Besprechungen, besonders der vorerwähnten der »Kölnischen Zeitung« nicht verschließen konnte!

    Das geschah im Jahre 1903. Darauf erlebte das Buch schnell sechs Auflagen und keine Seele nahm Anstoß an demselben — bis wiederum im April des Jahres 1912, also neun Jahre nach seinem ersten Erscheinen eine Konfiskation auf Antrag der Kgl. Staatsanwaltschaft I zu Berlin erfolgte. Diesmal nützte der Appell an die hohe wissenschaftliche Bedeutung des Buches, die von 250Zeitungen usw. anerkannt war, ebensowenig, wie der Hinweis auf die aktenmäßige Tatsache, daß bereits die Staatsanwaltschaft im Jahre 1903 das Buch kurzer Hand freigegeben habe — das Hauptverfahren wurde eröffnet.

    Am 17. September fand dann die auf dreiT a g ebemessene Hauptverhandlung statt. Zu derselben waren Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. Albert Eulenburg und Dr. Albert Moll, die beiden bekannten Berliner Nervenärzte, geladen und erschienen. Etwa 88 Seiten des inkriminierten Werkes sind verlesen worden. Darauf stellte der Verteidiger Justizrat Dr. Richard Wolff verschiedene Anträge, in deren Beratung das Gericht eintrat. Schließlich war es nur noch die am Schlusse des Werkes befindlicheB i b l i o g r a p h i e,welche beanstandet wurde, und als der Verteidiger den von dem Verleger gebilligten Vorschlag machte, diese bei neuen Auflageng ä n z l i c hf o r t z u l a s s e n,erklärte der Staatsanwalt, daß nunmehr für die Staatsanwaltschaft aus § 41 Str.PO. kein Grund vorläge, die öffentliche Anklage aufrechtzuerhalten und er diese daher fallen lasse. Der Beschluß des Gerichts lautete dann: In dem objektiven Verfahren betreffend die Unbrauchbarmachung des Buches »Sexuelle Verirrungen. Sadismus und Masochismus«, Vergehen gegen § 184 StGB. pp.

    Nach Wiederherstellung der Öffentlichkeit wurde beschlossen und verkündet:

    »Das Verfahren wird auf Kosten der Staatskasse eingestellt.                    gez. Unterschrift.

    Das alte Wort »Es gibt noch Richter in Berlin« hat sich somit glänzend neubewährt, und die wissenschaftliche Bedeutung des Laurentschen Buches ist nunmehr endgültig auch gerichtlicherseits bestätigt worden. Nicht minder jedoch die Berechtigung dǝr»K ö l n i s c h e nZ e i t u n g«,i h r e nL e s e r na mV o r a b e n d d e sh e i l i g e nW e i h n a c h t s f e s t e se i ns o l c h e sB u c he m p f o h l e nz uh a b e n.

    Die vorliegende zehnte Auflage ist in der meisterhaften Übersetzung Dolorosas unverändert geblieben — nur die »böse« Bibliographie ist verschwunden.

    B e r l i n, November 1912.

    Der Verleger.

    Erster Teil.

    Wollust und Grausamkeit.

    Der Sadismus und die sadistischen Verbrechen.

    Erstes Kapitel.

    Ursprung des Sadismus.

    1.D a sV e r g n ü g e na nd e rE r o b e r u n g.

    Der Sadismus besteht in einem Bedürfnis, durch Akte der Gewalttätigkeit oder Grausamkeit geschlechtlichen Genuß hervorzurufen. Die sexuelle Befriedigung findet durch aktive Gewalttätigkeit oder den bloßen Anblick von Leiden statt. Es scheint, daß durch die Qualen, welche das Opfer erdulden muß, ein gewisses persönliches Machtgefühl erweckt und befriedigt wird.

    Dr.E u g e nD ü h r e ndefiniert in seinem geistvollen Bucheü b e rd e nM a r q u i sd eS a d e¹) den Sadismus folgendermaßen: »Der Sadismus ist die absichtlich gesuchte oder zufällig dargebotene Verbindung der geschlechtlichen Erregung und des Geschlechtsgenusses mit dem wirklichen oder auch nur symbolischen (ideellen, illusionären) Eintreten furchtbarer und erschreckender Ereignisse, destruktiver Vorgänge und Handlungen, welche Leben, Gesundheit und Eigentum des Menschen und der übrigen lebenden Wesen bedrohen oder vernichten und die Kontinuität toter Gegenstände bedrohen und aufheben, wobei der aus diesen Vorgängen einen geschlechtlichen Genuß schöpfende Mensch selbst ihr direkter Urheber sein kann, oder sie durch andere herbeiführen läßt, oder bloßer Zuschauer bei denselben ist, oder endlich freiwillig oder unfreiwillig ein Angriffsobjekt dieser Vorgänge ist.«

    Die Entstehung des Sadismus ist aus diesem Verlangen nach Machtentfaltung und schrankenloser Oberherrschaft herzuleiten.

    Der aggressive Charakter des männlichen Geschlechts ist in der Tat geneigt, in einem bestimmten pathologischen Zustande alle normalen Grenzen zu überschreiten und soweit, auszuarten, daß er den Gegenstand seiner Neigung sich vollkommen unterwerfen, aufs tiefste erniedrigen, ja selbst töten möchte. »Treffen diese beiden Elemente« — schreibtK r a f f t - E b i n g ²) — »der abnorm gesteigerte Drang nach einer heftigen Reaktion gegen den Gegenstand des Reizes und das krankhaft gesteigerte Bedürfnis, sich das Weib zu unterwerfen, zusammen, so wird es zu den heftigsten Ausbrüchen des Sadismus kommen.«

    Hiernach also ist Sadismus nur ein krankhaft übertriebenes Selbstbewußtsein des Mannes, welcher, um das Vergnügen am Erobern und Herrschen voll auszukosten, dem Weibe gleichzeitig Schmerz und Wollust bereiten muß. Erfahrene Frauen wissen genau, daß sie durch das Erdulden von Schlägen und anderen Martern ihre Liebhaber an sich zu fesseln vermögen. Hierin liegt meiner Meinung nach die Erklärung für die oft unverhältnismäßig lange Dauer von Liebesverhältnissen zwischen Lebemännern und Dirnen; ihre Liebe erhält ihre besondere Würze durch recht reichlich bemessene — Hiebe.

    Bei den Tieren beobachten wir analoge Erscheinungen; auch hier ist der angreifende Teil allemal das Männchen, und sein Angriff erfolgt häufig mit großem Ungestüm. »Die Kampfbegier und die Mordlust,« schreibtS c h a e f e r,³) sind in allen Tiergattungen ein solches Attribut des Männchens, daß ein Zusammenhang zwischen diesen männlichen Eigenschaften und den ausschließlich sexuellen Neigungen nicht mehr bezweifelt werden kann. Ich glaube sogar die Behauptung aufstellen zu können, und ich stütze mich dabei auf unbestreitbare Beobachtungen, daß selbst bei geistig und sexuell sehr gesunden männlichen Personen die ersten geheimnisvollen und dunklen Andeutungen des geschlechtlichen Verlangens nach der Lektüre von Schlachtenbeschreibungen oder aufregenden Jagden in Erscheinung treten. Ein unbewußter Drang treibt die jungen Leute, im Kriegspielen (Kampf Mann gegen Mann) eine gewisse Befriedigung zu suchen. In diesen Spielen kommt auch der fundamentale Instinkt des sexuellen Lebens zum Ausdruck: der Kämpfer gerät mit seinem Partner in einen intensiven und extensiven Kontakt, mit dem mehr oder weniger bewußten Hintergedanken, ihn niederzuwerfen und zu bezwingen.«

    So betrachtet ist der Sadismus, wie auchK r a f f t - E b i n g ⁴) sagt, »nichts anderes als eine pathologische Steigerung von — andeutungsweise auch unter normalen Umständen möglichen — Begleiterscheinungen der psychischen Vita sexualis, insbesondere der männlichen, ins Maßlose und Monströse. Es ist aber selbstverständlich durchaus nicht notwendig und durchaus nicht die Regel, daß das sadistische Individuum sich dieser Elemente seines Triebes bewußt sei. Was es empfindet, ist in der Regel nur der Drang nach grausamen und gewalttätigen Handlungen am entgegengesetzten Geschlecht und die Betonung der Vorstellung solcher Akte mit wollüstigen Empfindungen. Daraus ergibt sich ein mächtiger Impuls, die vorgestellten Handlungen wirklich zu begehen. Insofern die eigentlichen Motive dieses Dranges dem Handelnden nicht bewußt werden, tragen die sadistischen Akte den Charakter impulsiver Handlungen.«

    _____________

    2.E r o b e r u n gd e rE h e g a t t i n.

    Bei vielen Tieren kommt der Geschlechtsverkehr erst nach einem Kampfe zustande. Die Liebe ist eine Eroberung. Das gleiche Verhältnis bestand in der Vorzeit bei unseren rauhen Urahnen; sie entführten und vergewaltigten das Weib ihrer Wahl.E r n e s t d’H e r v i l l ybeschreibt in einer seiner Novellen,⁵) wie sich wohl in jenen längstversunkenen Tagen eine Hochzeit zutrug:

    »Es war«, schreibt er, »um eine Jahreszeit, da der Fischfang, die Jagd und das Einsammeln von Früchten und Wurzeln leicht und ergiebig waren. Umschmeichelt von lauen Lüften, aufgereizt durch die Wohlgerüche der Erde, fühlten sich da die Menschen plötzlich mit unwiderstehlicher Gewalt zu einer Bestimmung gedrängt, welchem kein Wesen sich entziehen kann. In ihrem schwerfälligen Hirn entsprang ein schreckliches Verlangen, dem Weibe nachzujagen. Das dunkle, gewaltige Rauschen des Lebens, welches den sommerlichen Wald erfüllte, wurde von Zeit zu Zeit durch das brünstige Stöhnen des übersatten Jünglings übertönt. . Er knirschte mit den Zähnen, hieb mit seinen wuchtigen Händen in die Zweige und röchelte vor Liebeswut. Der Wind aber, der seine aufs äußerste geschärften Ohren lind umfächelte, trug ihm den wollüstigen Duft fern irrender Weiber zu, welchen die glühende Sonne den nackten Körpern entlockt hatte . . . Da erspähte er ein hochgewachsenes, schlankes Mädchen, welches kaum schon mannbar sein mochte, mit feinbehaarten Gliedern, die wie schwarze Seide glänzten; an den Ellenbogen, den Knieen, den kindlich schmalen Hüften erschien die dunkle Haut ganz nackt . . . In ihren schönen, wilden Augen, die vor Verlangen funkelten, entbrannten Flammen, als sie den starken und kühnen Jüngling erblickten. Da sprang er auf sie los, packte sie bei ihren langwehenden Haaren, versetzte ihr einen furchtbaren Fausthieb in den Nacken, schleppte sie ins Gebüsch und vergewaltigte sie, ohne auf ihr Geschrei zu achten.«

    Das sind die dunklen Anfänge des Sadismus. Dann wird aus dem Anthropoïden der Mensch, und lange noch erobert der Mann sein Weib durch rohe Gewalt. Ja, noch heutzutage ist es bei bestimmten asiatischen Stämmen und bei einzelnen Völkerschaften Afrikas und Australiens üblich, die Weiber zu rauben. Oft ist es gar nur ein erdichteter Raub, der nur noch symbolisch die Gepflogenheiten der Vorzeit andeuten soll.

    Bei den Fellaten zieht der junge Bräutigam in Begleitung seiner

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