Der verschollene Liebhaber: Der neue Sonnenwinkel 40 – Familienroman
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Mit Michaela Dornberg übernimmt eine sehr erfolgreiche Serienautorin, die Fortsetzung der beliebten Familienserie "Im Sonnenwinkel". Michaela Dornberg ist mit ganzem Herzen in die bezaubernde Welt des Sonnenwinkels eingedrungen. Sie kennt den idyllischen Flecken Erlenried und die sympathische Familie Auerbach mit dem Nesthäkchen Bambi.
Es war ungewöhnlich, dass Alma noch einmal zurückkam, um einen Besuch anzukündigen. Roberta war nicht mehr in der Lage, rational zu denken, wie es normalerweise der Fall war. In ihrem Kopf lief ein Gedankenkarussell. Und weil ihr Wunsch übermächtiger war als alles andere, kam sie zu dem Schluss, dass nur Lars es sein konnte, der gekommen war. Und weil Alma wusste, wie es um sie und ihre Gefühle stand, war sie rasch zurückgekommen, um ihr das zu verkünden. Ja, so musste es sein … Und Alma hatte sich direkt wieder zurückgezogen, weil sie ein sehr diskreter Mensch war und den ersten Augenblick des Wiedersehens nicht stören wollte. Roberta begann zu strahlen. Olympiaverdächtig raste sie zur Haustür, riss sie auf und wäre beinahe mit dem Besucher zusammengestoßen. Es war kein Besucher. Es war eine Besucherin. Und sie kannte die Frau, die vor der Haustür stand. Es war Solveig Magnusson, die Schwester von Lars, die ebenfalls den norwegischen Urgroßvater nicht verleugnen konnte. Auch sie war schlank, hochgewachsen, hatte diese markanten Gesichtszüge, vor allem diese unglaublichen blauen Augen, in die sie sich damals sofort verliebt hatte. Die beiden Frauen verstanden sich gut, und normalerweise hätte Roberta jetzt mehr Freude gezeigt. Doch sie spürte instinktiv, dass dieser Besuch nichts Gutes zu bedeuten hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass Solveig einen sehr ernsten, irgendwie bedrückten Eindruck machte. Robertas Herz krampfte sich zusammen, all ihre Freude war erloschen, und sie hatte Mühe, ihre Panik zu unterdrücken. Doch schlagartig wurde ihr bewusst, dass Solveig gekommen war, um ihr etwas zu sagen, was ihr überhaupt nicht gefallen würde. Die beiden Frauen umarmten sich stumm. Roberta ersparte es sich, eine Floskel zu brauchen wie – schön, dass du gekommen bist oder etwas Ähnliches.
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Der neue Sonnenwinkel
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Der verschollene Liebhaber - Michaela Dornberg
Der neue Sonnenwinkel
– 40 –
Der verschollene Liebhaber
Was soll nur werden, Roberta?
Michaela Dornberg
Es war ungewöhnlich, dass Alma noch einmal zurückkam, um einen Besuch anzukündigen. Das konnte doch nur bedeuten, dass …
Roberta war nicht mehr in der Lage, rational zu denken, wie es normalerweise der Fall war. In ihrem Kopf lief ein Gedankenkarussell.
Und weil ihr Wunsch übermächtiger war als alles andere, kam sie zu dem Schluss, dass nur Lars es sein konnte, der gekommen war. Und weil Alma wusste, wie es um sie und ihre Gefühle stand, war sie rasch zurückgekommen, um ihr das zu verkünden. Ja, so musste es sein … Und Alma hatte sich direkt wieder zurückgezogen, weil sie ein sehr diskreter Mensch war und den ersten Augenblick des Wiedersehens nicht stören wollte.
Lars …
Roberta begann zu strahlen. Olympiaverdächtig raste sie zur Haustür, riss sie auf und wäre beinahe mit dem Besucher zusammengestoßen. Es war kein Besucher. Es war eine Besucherin. Und sie kannte die Frau, die vor der Haustür stand.
Es war Solveig Magnusson, die Schwester von Lars, die ebenfalls den norwegischen Urgroßvater nicht verleugnen konnte. Auch sie war schlank, hochgewachsen, hatte diese markanten Gesichtszüge, vor allem diese unglaublichen blauen Augen, in die sie sich damals sofort verliebt hatte.
Die beiden Frauen verstanden sich gut, und normalerweise hätte Roberta jetzt mehr Freude gezeigt. Doch sie spürte instinktiv, dass dieser Besuch nichts Gutes zu bedeuten hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass Solveig einen sehr ernsten, irgendwie bedrückten Eindruck machte.
Robertas Herz krampfte sich zusammen, all ihre Freude war erloschen, und sie hatte Mühe, ihre Panik zu unterdrücken. Doch schlagartig wurde ihr bewusst, dass Solveig gekommen war, um ihr etwas zu sagen, was ihr überhaupt nicht gefallen würde.
Die beiden Frauen umarmten sich stumm. Roberta ersparte es sich, eine Floskel zu brauchen wie – schön, dass du gekommen bist oder etwas Ähnliches. Sie führte Solveig ins Wohnzimmer, bot ihr etwas zu trinken an. Das geschah ganz automatisch. Solveig wollte nur ein Mineralwasser trinken. Diesen Wunsch erfüllte Roberta ihr selbstverständlich. Als sie das Wasser ins Glas goss, zitterte ihre Hand.
Es war Solveig anzusehen, wie schwer es ihr fiel, einen Anfang zu finden, und Roberta hielt es nicht länger aus.
»Ist er tot?«, erkundigte sie sich stammelnd, und kaum ausgesprochen, brach eine Welle des Schmerzes über sie herein. Warum hatte sie das jetzt getan? Lars durfte nicht tot sein, nein, niemals! Sie hatte jetzt ebenfalls etwas trinken wollen, weil sie einen ganz trockenen Hals hatte. Es ging nicht. Sie konnte das Glas nicht heben, weil ihre Hand so sehr zitterte. Nicht nur die Hand, sie zitterte am ganzen Körper. Seit Solveig da war, war sie nicht mehr sie selbst.
Wo war die besonnene, ruhige Frau Doktor, die ihre Patienten stets aufforderte, nicht in Panik zu geraten, wenn sich etwas in deren Leben ereignete, das von der Norm abwich?
In diesem Augenblick war sie nicht die besonnene Ärztin, sondern sie war eine Frau, die einen Mann über alles liebte, mit dem etwas geschehen sein musste, was auch sein langes, ungewohntes Schweigen erklären würde.
»Nein, Roberta, tot ist Lars nicht, aber …«
Das Wörtchen ›aber‹ zu gebrauchen, das war jetzt überhaupt nicht gut. Roberta empfand es in diesem Augenblick als sehr bedrohlich.
Sie starrte Solveig an. Sie sollte endlich reden, dem Spiel der Ungewissheit ein Ende bereiten.
»Bitte, Solveig.«
Der war anzumerken, wie schwer es ihr fiel, jetzt etwas zu sagen, Roberta das zu erzählen, was ihr selbst den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Schließlich ging es um ihren Bruder. Aber natürlich durfte sie nicht länger zögern. Und so erzählte sie Roberta also, dass Lars mit einem Fotografen und einem Wissenschaftler in die Arktis aufgebrochen war.
»Wieso das denn?«, wandte Roberta ein. »Das war abgeschlossen, und wieso die drei Leute allein?«
»Sie wollten etwas herausfinden, waren arktiserfahren, kannten sich, waren lange schon ein Team. Sie wollten nicht warten, bis sich ein größeres Team gebildet hatte.«
Roberta begann eine böse Vorahnung zu haben.
»Und sie …« Sie war nicht in der Lage, diesen Satz zu vollenden.
»Sie sind alle drei verschollen, Suchtrupps haben vergebens versucht, sie zu finden … sie sind wie vom Erdboden verschluckt, von ihrer Ausrüstung gibt es keine Spur, von nichts.«
Nach diesen unheilschweren Worten war es erst einmal still. Es war so ungeheuerlich, dass Roberta nicht in der Lage war, dazu etwas zu sagen.
Lars war verschwunden … Nur das krallte sich in ihrem Kopf fest, ließ keinen anderen Gedanken zu.
Nach unendlich langer Zeit wandte sie sich Solveig zu.
»Warum hat er das getan? Er beschäftigte sich doch mit den Vulkanen in Island, den Highland-Tigern in Schottland … Solveig, ich verstehe alles nicht mehr.«
Wieder wartete Solveig, dann erzählte sie Roberta, dass Lars nur noch diese eine Sache bearbeiten wollte, dann hatte er vor, sein unstetes Leben an den Nagel zu hängen.
»Weißt du, seit er mit dir zusammen ist, hat er die Lust an seinem Vagabundendasein verloren, es hat ihm immer weniger Spaß gemacht. Er wollte sesshaft werden, mit dir an seiner Seite.«
Was sagte Solveig da?
War er nicht mehr oder weniger vor ihr geflohen, als sie diese Wünsche geäußert hatte? Nun verstand sie überhaupt nichts mehr. Sie bekam sehr schnell die Erklärung.
»Euer Krach, eure Auszeit hat Lars sehr mitgenommen, und es hat ihm klargemacht, dass er, wenn er mit dir zusammen sein will, nicht mehr der einsame Wolf sein kann, der er mal war. Deswegen die Eile, nach diesem Projekt wollte er wirklich mit allem aufhören, und das kannst du daran sehen, dass er das Highlandprojekt abgesagt hat. Er wollte Bücher schreiben, und er hat genügend Material gesammelt, das ihm das auch ermöglicht hätte, ohne spektakuläre Reisen unternehmen zu müssen.«
Roberta hätte gern etwas dazu gesagt, sie war nicht in der Lage.
Sie war wie gelähmt. Das, was Solveig über seine Pläne erzählte, rauschte mehr oder weniger an ihr vorbei. Es hatte sich nur ein einziger Gedanken in ihr festgekrallt, nämlich dass Lars verschollen war.
Verschollen …
»Roberta, er hat das kleine Haus am See bereits an die Stadt verkauft, die es abreißen will, denn es war der einzige Schandfleck mitten im Naturschutzgebiet … Lars wollte dich überraschen, zu dir ziehen in dem Moment, in dem er dir einen Heiratsantrag gemacht hätte.«
Heiratsantrag …
Nein, nein, sie durfte es nicht an sich heranlassen.
Solveig griff nach ihrer Tasche, holte da etwas heraus, reichte es Roberta. Es war eine Schachtel, wie man sie für Schmuckstücke verwandte.
Es dauerte eine Weile, ehe Roberta die Schachtel öffnen konnte, und dann brach sie zusammen.
In der Schachtel lagen Ringe in der Art, wie man sie verwandte, wenn man sich auch offiziell miteinander verbinden wollte. Ringe, die der Traum einer Frau waren, ein Traum, von dem sie lange geträumt hatte, ehe sie ihn begraben musste.
»Woher … wieso …«
»Ich wusste davon, Roberta, und die Ringe lagen auf dem Schreibtisch in dem kleinen Haus, das ich jetzt ja ausräumen muss … ich denke, die Ringe sollst du haben, und wenn du sonst noch etwas möchtest, bitte, hole es dir. Ich werde nur ein paar Erinnerungsstücke an meinen Bruder mitnehmen. Alles andere werde ich verschenken oder verkaufen und den Erlös einem guten Zweck zukommen lassen.«
Es war eine gute Absicht, doch es ging nicht, dass Solveig jetzt so tat, als sei Lars bereits tot.
Das sprach sie auch voller Entsetzen aus.
Solveig ergriff ihre Hand, hielt sie fest.
»Roberta, das Haus hätte auch Lars ausräumen müssen. Ich tue es jetzt für ihn. Er war bereit, zu dir zu ziehen, und du kennst ihn. Glaubst du, das hätte er mit seinem gesamten Hausstand getan? Doch nicht Lars.«
Trotz allen Elends musste Roberta jetzt unwillkürlich lächeln, denn es traf zu, das hätte Lars nicht getan. Er wäre bei ihr eingezogen mit ein paar Habseligkeiten, und dann hätten sie sich überlegt, wie und womit sie ihr gemeinsames Leben gestalten würden.
Er hatte sie heiraten wollen, hatte sogar schon die Ringe gekauft.
Endlich war Roberta in der Lage, sich die Ringe genauer anzusehen, und dann flossen die Tränen erneut. Lars hatte sogar schon etwas eingravieren lassen, so ernst war es ihm gewesen, und sie hatte keine Ahnung gehabt. Hätte sie doch bloß den Mund gehalten und gewartet, dann wäre vermutlich alles anders gekommen, denn …
Sie vollendete diesen Gedanken nicht, denn sie kannte Lars mit den unglaublich blauen Augen gut genug, um zu wissen, dass nichts anders gelaufen wäre. Er hätte sein Ding so oder so durchgezogen. Er hatte sie überraschen wollen, und diese Überraschung war nach hinten losgegangen.
Zaghaft hielt sie die Ringe in ihrer Hand, dann las sie ihre Namen und die Worte love forever … Liebe für immer.
Sie weinte, Solveig hielt ihre Hand, beide Frauen sagten nichts, das war nicht nötig, sie waren auch ohne Worte miteinander verbunden durch das Band einer Liebe für einen Menschen, der verschollen war.
Roberta konnte nicht daran denken, sie konnte es sich einfach nicht vorstellen.
Was war da geschehen?
Vorsichtig legte sie die Ringe zurück in die Schachtel, blickte auf den Ring, den er ihr einmal geschenkt hatte, und den sie so gern als einen Verlobungsring gesehen hätte.
Das Schicksal konnte doch nicht so grausam sein, ihr Lars ausgerechnet jetzt zu nehmen!
»Hat man denn genug nach ihm gesucht?«, erkundigte