Theater
By Melanie Hinz, Julia Pfahl, Rafael Ugarte Chacón and
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About this series
Mit »Theater und Internet« liegt die erste Veröffentlichung vor, die theatrale Produktionen im Internet untersucht. Die Autorin schließt dabei sowohl textbasierte Internet Performances als auch Internet Performances auf Basis visuell und auditiv übertragender Technologien in ihre Überlegungen ein und entwickelt eine übergreifende Perspektive auf diese neue Form performativer Medienkunst. Neben einem Überblick über das Phänomen entwickelt die Arbeit methodisch-theoretische Parameter, die es ermöglichen, Internet Performances aus anthropologischer Perspektive als Konvergenzpunkt von Kultur und Technologie im beginnenden 21. Jahrhundert zu verstehen.
Titles in the series (100)
- Der Schnitt durch den Raum: Atmosphärische Wahrnehmung in und außerhalb von Theaterräumen
23
Die räumliche Ordnung, die der Theaterbau vorgibt, ist das Produkt einer Wahrnehmungsdisposition, die noch vor der Subjekt-Objekt-Spaltung angesetzt werden kann. Sie lässt sich auf Konstellationen zurückführen, die atmosphärische Wahrnehmung, wie sie der Philosoph Gernot Böhme beschreibt, erzeugen. »Der Schnitt durch den Raum« bezeichnet dieses Wahrnehmungsereignis, das sich auch jenseits des Theaterbaus materialisiert und Teil unserer Kultur des Sehens und unseres performativen Handelns ist. Christoph Rodatz zeigt, dass der Schnitt durch den Raum mehr ist als eine materielle Trennung. Er ist eine spezifische Wahrnehmungskonstellation zwischen mir und dem Raum meiner leiblichen Anwesenheit.
- Der kollektive Prozess des Theaters: Chorkörper - Probengemeinschaften - theatrale Kreativität
13
Dass das Theater eine soziale Kunstform ist, die nur zusammen mit anderen praktiziert und realisiert werden kann und bei der Theatermacher und -zuschauer in unterschiedlichen Funktionen beteiligt sind, scheint auf Anhieb evident. Die Bestimmung des Theaters als kollektiver künstlerischer Prozess verschiebt freilich die Wahrnehmungsperspektiven. In den Fokus geraten die Herstellungs- und Rezeptionsvorgänge vor, während und nach der Aufführung: die Interaktionen der Probe, der Theaterorganisation, der Gruppen- und Ensemblebildung, deren kollektive Kreativität - aber auch die Formsemantiken, die dem kollektiven Prozess einen speziellen theatralen Ausdruck geben: der szenische Chor.
- Interkulturelles Theater zu Beginn des 21. Jahrhunderts: Ästhetik - Politik - Postkolonialismus
7
Das Theater ist seit jeher von interkulturellem Austausch geprägt. Besonders die Avantgarden des 20. Jahrhunderts verdeutlichen, dass die Begegnung mit dem kulturell Andersartigen immer wieder zu radikal neuen Ästhetiken geführt hat. Theater ist aber nicht bloß eine Kunstform: Es hat stets auch eine politische Dimension. Umso mehr erstaunt es, dass die Wissenschaft über Jahre interkulturelles Theater kaum beachtet hat - trotz der Diskussionen interkultureller Probleme im Zeitalter der Globalisierung. Hier eröffnet sich ein Feld für kultur- und theaterwissenschaftliche Reflexion, das neuer Ansätze bedarf - vor allem für das Verhältnis von Ästhetischem und Politischem. Während das Politische oft in den Stoffen einer Aufführung gesehen wird, weist dieses Buch nach, dass das Ästhetische im interkulturellen Theater immer zugleich das Politische ist. Es beschreibt aktuelle Formen der Verflechtung differenter Theaterkulturen aus Asien, Süd- und Nordamerika und entwickelt dabei die theoretischen Grundzüge einer postkolonialen Ästhetik interkulturellen Theaters.
- Wie Absenz zur Präsenz entsteht: Botho Strauß inszeniert von Luc Bondy
1
Dieser Band versteht sich als ein Beitrag zur aktuellen Debatte um Präsenz und untersucht speziell die Art und Weise der Produktion und Inszenierung von Präsenz auf der Bühne. Im Vordergrund steht die Frage nach der Spezifität szenischer Präsenz. Von ihrer Eigentümlichkeit und Eigenständigkeit ausgehend, wird insbesondere das Verhältnis des präsenten, szenischen Ereignisses zum zugrunde liegenden, nunmehr abwesenden bzw. transformierten Dramentext fokussiert: Inwiefern lässt sich im Theater von einer Absenz, die zur Präsenz entsteht, sprechen, und wie artikuliert sich nun diese Entstehung im Hier und Jetzt der Aufführung?
- Theater und Schule: Ein Handbuch zur kulturellen Bildung
9
Kulturelle Bildung ist eine sowohl schulische als auch außerschulische Herausforderung. In der Kultur- und Bildungsrepublik Deutschland sind es vor allem die Institutionen Theater und Schule, die auf diesem Feld künstlerische und pädagogische Basisarbeit leisten. Hier wächst zusammen, was zusammengehört: der Theaterbesuch und Theater als Schulfach, Theater für Kinder und Jugendliche sowie Theater mit Kindern und Jugendlichen. Dieses Buch untersucht Modelle der Zusammenarbeit von Theater und Schule, dokumentiert Ergebnisse einer exemplarischen Studie in Hessen und erörtert, was das Theater von der Schule und was die Schule vom Theater erwartet. Theater- und Erziehungswissenschaftler kommen ebenso zu Wort wie Praktiker aus Theater und Schule. Entstanden ist ein Handbuch, ein kulturpolitisches Plädoyer für ein Programm zur kulturellen Bildung.
- Von der Weltseele zur Über-Marionette: Cechovs Traumtheater als avantgardistische Versuchsanordnung
10
Cechov reflektiert und überwindet in »Die Möwe« (1895) die Krise des modernen Dramas und entwickelt damit ein symbolistisch geprägtes experimentelles Dramaturgie-Format, das unter anderem mit seinem Meta-Theater die gegenwärtige nicht- bzw. postdramatisch geprägte Aufführungspraxis herausfordert. Diese Studie zielt darauf ab, das Drama im Hinblick auf avantgardistische Positionen des 20. Jahrhunderts als »ästhetisches Manifest der Theatermoderne« radikal neu zu lesen. In einem zentralen zweiten Schritt werden u.a. Aufführungen von Andrea Breth, Stéphane Braunschweig, Luc Bondy, Lars Noren, Arpad Schilling, Nicolas Stemann, Stefan Pucher und Falk Richter auf ihr reflexives ästhetisches Potential sowie ihre avancierten Spielformen hin beleuchtet.
- Schauspieler außer sich: Exponiertheit und performative Kunst. Eine feminine Recherche
28
»Warum wollen Sie Schauspieler werden?« - Zwischen philosophischen Reflexionen und plastisch erzählender Form über die Kunst des Schauspielens wendet sich dieser Text an Wissenschaftler_innen und Praktiker_innen gleichermaßen. Im Fokus des Buches steht der Schauspieler als Akteur, der sich in sein Äußerstes riskiert. Glückt ihm das, wird er selbst zur anschaulichen Stätte für das fragile Exponiertsein des Menschen, das sich in ihm eine Maske sucht - vor den Augen und den Ohren Anderer. Wäre solches Außer-sich-Sein nicht die musische Atemwende performativer Kunst?
- Theater der Identität: Das Brünner deutsche Theater der Zwischenkriegszeit
25
Auch nach dem Machtverlust, den das Kriegsende 1918 für die deutschsprachige Brünner Bevölkerung bedeutete, blieb das Theater wichtiger Bezugspunkt im gesellschaftlichen Leben und einer der bevorzugten Orte, an denen sich Identitätskonzepte in Diskursen und sozialen Praktiken manifestierten. Katharina Wessely zeigt die Rolle des Theaters für die Entwicklung und Diskussion der verschiedenen Identitätskonzepte der Brünner Deutschen auf. »Theater« wird dabei als komplexes System verstanden: als Ort künstlerischer Umsetzung dramatischer Texte, als Interaktionsraum zwischen Bühne und Publikum, als Betrieb und Organisationsform sowie als Diskussionsraum.
- Dimensionen des Denkens: Der raumzeitliche Kollaps des Gegenwärtigen. Geistes- und naturwissenschaftliche Entwürfe - verifiziert an Martin Kusejs »Don Giovanni«
6
Trotz der Absage der Postmoderne an eine kontinuierliche Entwicklungsgeschichte bleibt unser Bewusstsein bei der raumzeitlichen Einordnung der Gegenwart noch immer der Vorstellung linearer Prozesse verhaftet. Wohin aber führen die in der geistes- und naturwissenschaftlichen Forschung angestellten Überlegungen zur non-linearen Struktur von Raum und Zeit? Welche Dimensionen eröffnen sich unserem Denken, wenn wir eben diese Ansätze, die nur augenscheinlich nichts mit unserer alltäglichen Erfahrungswelt zu tun haben, tatsächlich ernst nehmen? Und inwiefern werden diese Dimensionen des Realen gerade im Live-Erlebnis der Kunstform Oper für uns unmittelbar erfahrbar?
- Theater als Ort der Utopie: Zur Ästhetik von Ereignis und Präsenz
12
Hartnäckig hält sich innerhalb der Theaterwissenschaft die Rede von der utopischen Funktion der Künste, die in der Regel mit dem kulturkritischen Topos der Negation jeglicher repräsentationaler Ästhetik einhergeht. Trotz eingehender Kritik am Avantgarde-Begriff werden auch das postdramatische Theater und seine Theorie weitgehend linear auf die historische Avantgarde bezogen. Miriam Drewes hinterfragt diese impliziten geschichtsphilosophischen Denkmuster, die mit den Begriffen »Ereignis« und »Präsenz« verbunden werden und die, ideengeschichtlich betrachtet, analog zur mystischen Absolutheitserfahrung konstruiert sind. Sie plädiert demgegenüber für ein Verständnis von »ästhetischer Erfahrung«, das einem pragmatisch kontextbezogenen Ereignis-Begriff verpflichtet ist.
- Stop Teaching!: Neue Theaterformen mit Kindern und Jugendlichen
19
Neue Theaterformen werden zunehmend mit Kindern und Jugendlichen erarbeitet, die als Akteure und als Experten ihres Alltags ernst genommen werden: Ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Persönlichkeiten fließen ein - es geht nicht länger darum, sie durch Theater zu erziehen. Die Arbeit mit Laien ist längst ein wichtiger Teil neuer Formen des professionellen Theaters geworden. Theater bekommt auf diese Weise wieder verstärkt den Charakter eines sozialen Experiments, in dem jeder Mensch mit seiner Persönlichkeit einen Beitrag leisten kann. Dadurch entstehen Freiräume für Kreativität jenseits pädagogischer Zielvorgaben. Dieser Band behandelt das Phänomen erstmals umfassend mit Beiträgen namhafter Wissenschaftler, Besprechungen von Stücken und Interviews mit Künstlern.
- Ökonomie im Theater der Gegenwart: Ästhetik, Produktion, Institution
8
Seit etwa 1995 beschäftigt sich das Gegenwartstheater verstärkt mit wirtschaftlichen Themen und untersucht das Verhältnis von Ökonomie, Sozialem und Ästhetik. Im Zentrum der Beiträge aus der Theater- und Literaturwissenschaft, der Soziologie, Betriebswirtschaft sowie der Theaterkritik steht das Interesse von Dramatikerinnen und Dramatikern sowie Regisseurinnen und Regisseuren an Arbeit und Arbeitslosigkeit, an Ausbeutungsverhältnissen des Theaters selbst sowie an kollektiven Arbeitsweisen und Netzwerkökonomien. Die Theatermacher_innen entdecken mit diesem Fokus auch das Soziale neu: Sie nutzen die Attraktivität von autobiografischem Material, das Authentizitätspotenzial von Laien auf der Bühne sowie die Produktivität von Teamarbeit. Damit nähert sich das Theater durchaus aktuellen Produktionsformen in der Wirtschaft an, die den Imperativ zur Kreativität integriert haben und auf flexibilisiertes Teamwork setzen.
- Tragödie als Bühnenform: Einar Schleefs Chor-Theater
21
Die Niederlage des tragischen Sprechens ist vor allem ein räumliches Problem. Anhand Einar Schleefs Beschäftigung mit der antiken Tragödie und deren Transformationen in der Moderne analysiert Christina Schmidt die Figur des Chors und seine konflikthafte »Rückkehr« in das Theater. Sie zeigt, dass sich Schleef mit dem Theater der Tragödie weniger philologisch als vielmehr topografisch auseinandersetzt, indem er die Orte der Figuren, der verhandelten Konflikte, der theatralen Verlautbarungen und deren damit zusammenhängende Macht-Konstellationen untersucht. Schmidt geht dieser politisch-topologischen Auffassung des Bühnenraums nach und rückt somit die Thematik der »Tragödie als Bühnenform« ins Zentrum.
- Zwischen den Kulturen - zwischen den Künsten: Medial-hybride Theaterinszenierungen in Québec
2
Theaterkünstler wie Robert Lepage oder Denis Marleau zählen zu den renommiertesten Vertretern einer Theaterästhetik, die sich durch den produktiven und innovativen Umgang mit neuen Medien auf der Bühne auszeichnet. Das Buch vertritt die These, dass diese Medienästhetik des Québecer Theaters in einem engen Zusammenhang zum Produktionsort der Inszenierungen steht, dass sich also die kulturelle Hybridität der frankophonen kanadischen Provinz Québec auf formal-ästhetischer Ebene in der medialen Hybridität des Theaters spiegelt. In der Verschränkung medien- und kulturwissenschaftlicher Fragestellungen wird sowohl ein theaterwissenschaftlicher Intermedialitätsbegriff entworfen als auch gleichzeitig gezeigt, warum der Kulturraum Québec zu einem ästhetischen Laboratorium für eine Theaterkunst des 21. Jahrhunderts wird.
- Politik mit dem Körper: Performative Praktiken in Theater, Medien und Alltagskultur seit 1968
14
Politik machte die 68er-Bewegung vor allem mit dem Körper: In Sit-ins, Teach-ins und Love-ins brachen ihre Akteure mit dem Habitus, den Normen, Werten und Kulturbegriffen der bürgerlichen Nachkriegsgesellschaft. Diese Revolte war meist performativer Natur und erschöpfte sich häufig in einem provokanten körperlichen Vollzug. Auch deshalb wird die politische bzw. kulturelle Rigorosität der Bewegung heute kaum noch erkannt - akademische und künstlerische Debatten verorten sie größtenteils als fernes, geschichtliches Ereignis. Die Beiträge dieses Bandes hingegen spüren den performativen Praktiken des Körperdenkens nach, die seit »1968« in Theater, Medien und Alltagskultur entstanden sind.
- Das Drama nach dem Drama: Verwandlungen dramatischer Formen in Deutschland seit 1945
22
Welche Folgen hatte der Faschismus für die deutsche Dramatik? Wie hat sich die Schreib- und Spielpraxis im geteilten Deutschland sowie nach dem Mauerfall entwickelt? Welche ästhetische und politische Sprengkraft geht von zeitgenössischen Theatertexten aus? Wie denkt Theater heute? »Das Drama nach dem Drama« öffnet in Form einer doppelten Denkbewegung ästhetische und geschichtliche Resonanzräume, um diese auf Zäsuren, Kontinuitäten sowie Entwicklungsschübe hin zu befragen. Die theoretischen und künstlerischen Positionen zeigen, dass vom Dispositiv des Dramatischen nach wie vor ein ästhetisches Transformations- und Innovationspotential ausgeht.
- SchattenOrt: Theater auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände: Ein Monument des NS-Größenwahns als Lernort und Bildungsmedium
50
Wegen Sanierungsarbeiten musste das Schauspiel am Staatstheater Nürnberg von 2007 bis 2010 seinen Spielbetrieb u.a. in die Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände, einem einzigartigen Monument des nationalsozialistischen Größenwahns, auslagern. Dabei wurde die Frage nach einem angemessenen Umgang mit dem historisch belasteten Schauplatz aktuell. Dieses Buch bilanziert aus interdisziplinärer Perspektive die Suche nach Antworten und bietet auf einer DVD (medien-)pädagogisches Material, das ein neues Nachdenken über Bildungsabsichten zum Thema Nationalsozialismus anregt.
- Theaterfestivals: Geschichte und Kritik eines kulturellen Organisationsmodells
16
Theaterfestivals in Deutschland sind keine weitere Spielart des Events in einer übersättigten Erlebnisgesellschaft, sondern zählen zu den wichtigsten Organisationsformen von Theater seit 1989. Die sorgfältige Studie von Jennifer Elfert geht erstmals den historischen, ökonomischen und kulturellen Dimensionen des Phänomens auf den Grund und legt sowohl einen historisch-kritischen Überblick als auch eingehende Analysen einzelner bedeutender Festivals vor. Warum sollten Theaterfestivals subventioniert werden? Welche sozialen, kulturpolitischen und ökonomischen Bedürfnisse befriedigen sie? Und warum sollten auch Sie ein Theaterfestival besuchen? Antworten liefert dieses Buch.
- Schauspielen heute: Die Bildung des Menschen in den performativen Künsten
15
Das zeitgenössische Theater zeichnet sich durch eine Vielzahl von Schauspielstilen aus. Der Grenzübertritt zwischen Theater, Performance, Tanz, bildender Kunst und der Arbeit mit neuen Medien scheint alltäglich zu sein. Dieser Band nimmt eine Bestandsaufnahme der aktuellen Tendenzen vor und stellt dabei die schauspielerische Arbeit ins Zentrum der Auseinandersetzung. Schauspieler_innen - wie beispielsweise Ulrich Matthes, Lars Eidinger, Petra Hartung und Anne Tismer - geben über ihre Erfahrungen Auskunft und treten mit Wissenschaftlern und Kritikern in einen Austausch darüber, was es bedeutet, allabendlich Fiktionen und Phantasmen einen Körper und eine Stimme zu geben. Schauspielen wird so als ein Prozess der permanenten Selbst- und Neuerschaffung vor Publikum begreifbar, der die Ästhetik des Gegenwartstheaters nachhaltig prägt.
- Theater und Fiktion: Spielräume des Fiktiven in Inszenierungen der Gegenwart
18
Das Wechselverhältnis von Wahrnehmung, Körper und Sprache ist konstitutiv für das Theater - und ebenso für theatrale Fiktion. Die Konsequenzen dieses Zusammenhangs sind für die theoretische Beschreibung von theatralen Fiktionalisierungsprozessen und deren Anwendung am konkreten Gegenstand bisher kaum ausgeschöpft worden. Stephanie Metzger entwickelt eine Theorie der theatralen Fiktion, indem sie theatrale Spielräume des Fiktiven auffächert und als Prozesse des Intermedialen konzipiert. Anhand von vier Beispielen der aktuellen Theaterpraxis, Inszenierungen von Jossi Wieler, Guy Cassiers, Johan Simons und Rimini Protokoll, erfolgt eine Analyse dezidiert theatraler Fiktionalisierungsprozesse, die das historisch gewachsene und unterschiedlich bewertete Verhältnis von Fiktion des literarischen Textes und fiktionaler Komponenten der Aufführung in neue Perspektiven rückt.
- Das Trauerspiel-Buch: Der Souverän - das Trauerspiel - Konstellationen - Ruinen
5
Dieses Buch behandelt Walter Benjamins »Ursprung des deutschen Trauerspiels« (1928) und zeigt, dass mit ihm gearbeitet werden sollte. Stand bisher vor allem Benjamins »Erkenntniskritische Vorrede« im Fokus, so wird das »Trauerspiel«-Buch hier als materiale Untersuchung in Bezug auf vier Themen - Trauerspiel und Tragödie, Souverän und Märtyrer, Melancholie sowie Allegorie - gelesen, deren konstellativer Zusammenhang sich u.a. in Hinsicht auf Politische Theologie, Repräsentation, Trauer und Komik, Theatralität und die Problematik des Spiels erschließt. Somit erscheint Benjamins Buch nicht nur als wichtiger Beitrag zur Barockforschung, sondern rückt in den Zusammenhang jüngerer Diskussionen, die u.a. mit den Namen Derrida, Foucault, Agamben oder Marin verbunden sind.
- Spielräume des Anderen: Geschlecht und Alterität im postdramatischen Theater
38
Die postdramatische Wende bedeutete eine radikale Selbstreflexion des Theaters und seiner Mittel, die zu spezifischen Auseinandersetzungen mit dem Anderen geführt hat. Anhand nicht mehr dramatischer Theatertexte (u.a. von Martin Crimp, Elfriede Jelinek) sowie postdramatischer Inszenierungen und Performances (u.a. von Bobby Baker, Christoph Marthaler, Nicolas Stemann) arbeiten die Beiträger_innen dieses Bandes das Verhältnis von Alterität und »postdramatischer« Theaterästhetik im Hinblick auf Geschlecht, Ethnizität und körperliche »Normalität« heraus. Dabei entstehen neue Blickweisen auf die Charakteristika des postdramatischen Theaters: Es reflektiert über den Fiktions- bzw. Konstruktionscharakter alles Wirklichen und schafft einen Erkenntnisraum, der den Zuschauerinnen und Zuschauern die soziokulturelle Konstruktion gesellschaftlicher Normen sowie deren psychische Verankerung und körperliche Manifestation im Subjekt bewusst macht.
- Westlicher Geist im östlichen Körper?: »Medea« im interkulturellen Theater Chinas und Taiwans. Zur Universalisierung der griechischen Antike
17
Stehen weltweit aufgeführte griechische Tragödien tatsächlich - wie vielfach behauptet - für die »Universalität« der antiken Kultur? Anhand einer Analyse zweier »Medea«-Adaptionen aus China und Taiwan veranschaulicht Kuan-wu Lin die Problematik des gegenwärtigen interkulturellen Theaters: Die postmoderne Ästhetik wird ebenso in Frage gestellt wie die Tauglichkeit des postkolonialen Identitätskonzepts der »Hybridität« als strategisches Mittel zur Befreiung von Exotismus und Kolonialismus. Die kulturwissenschaftliche Pionierleistung auf dem Gebiet des interkulturellen chinesischen Theaters bietet zugleich eine exemplarische Aufarbeitung postkolonialistischer Theorie-Begriffe.
- Handel, Handlung, Verhandlung: Theater und Ökonomie in der Frühen Neuzeit in Spanien
34
Dem Theater der Frühen Neuzeit ist ein spezifisch ökonomisches Wissen eingeschrieben - lange bevor dieses in den Volkswirtschaftslehren zur großen Erzählung gerinnt. Das gilt in besonderer Weise für Spanien, wo das Theater seine erste Blüte zur selben Zeit erlebt, in der die Frühphase der Globalisierung einsetzt und die Nation zur Weltmacht aufsteigt. Die Autorinnen und Autoren des Bandes tragen dieser Gleichzeitigkeit von politischer und kultureller Machtentfaltung Rechnung. Sie fragen, wie das spanische Theater sich zur Wirtschaft der Gesellschaft in Beziehung setzen lässt und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Literatur- und Mediengeschichte des ökonomischen Menschen.
- Körper - Grenzen - Räume: Die katalanische Theatergruppe »La Fura dels Baus« und ihre Performances
53
Die Theaterbilder der katalanischen Theatergruppe »La Fura dels Baus« graben sich tief in das Gedächtnis des Publikums ein - weltweit. Hauptdarsteller ist dabei der Körper. »La Furas« Theatersprache gründet auf der Neudefinition von Grenzen und Räumen und der Übertragung von Bildern. Daniela A.M. Schulz legt von den Anfängen im Teatro Independiente bis zur Inszenierung von Richard Wagners Ring eine umfassende Darstellung der Arbeit des einflussreichen katalanischen Kollektivs vor und zeigt auf, dass die Wurzeln für die stetige Neu-Kodierung der Körper-Zeichen in den Umständen der Gründungszeit von »La Fura dels Baus« zu suchen sind: der Zeit nach Francos Tod, die mit fundamentalen Veränderungen für die spanische Gesellschaft einherging.
- Walking Artists: Über die Entdeckung des Gehens in den performativen Künsten
35
»Was ist der Name dieses Wesens, es erscheint am Morgen auf vier, am Mittag auf zwei und am Abend auf drei Beinen.« (Das Rätsel der Sphinx) Gehen ist eng mit der Idee des Menschen verknüpft. In den 1960er-Jahren entdeckten die performativen Künste diesen Prototyp menschlicher Fortbewegung für sich. Ralph Fischer zeichnet nach, wie Protagonisten aus den Bereichen Performance und Conceptual Art (Bruce Nauman, Richard Long, Vito Acconci), aber auch Theater- und Tanzschaffende (Samuel Beckett, Steve Paxton, Trisha Brown), mit Gangarten und Schrittmustern zu experimentieren begannen und damit die Grundlage legten für die produktive Auseinandersetzung mit jener universellen Bewegungstechnik in der Kunst- und Theaterlandschaft der Gegenwart. Die (Wieder-)Entdeckung des Gehens, so ein Ergebnis der Studie, ist weit mehr als nur eine Besinnung auf das motorische Grundvokabular performativer Kunst, sie ist das symbolische Zentrum einer radikalen Revision des traditionellen künstlerischen Formenvokabulars und zugleich ein Versuch der Neuverortung des Subjekts in einer veränderten soziokulturellen Wirklichkeit.
- Paradoxien des Zuschauens: Die Rolle des Publikums im zeitgenössischen Theater
3
Gegenstand dieses Buches ist die Art und Weise, in der der Zuschauer in zeitgenössischen Theaterformen »eine Rolle spielt«. Seit Brecht rückt das Publikum immer mehr in den Fokus theatraler Praxis. Es wird zum »aktiven Zuschauer«, der Distanz zum Geschehen auf der Bühne herstellt, es kritisch betrachtet und hinterfragt. Das sogenannte postdramatische Theater macht den Zuschauer oft sogar zum Teilnehmer und verlangt ihm damit eine neue Form der Offenheit ab: Durch seine Präsenz in der performativen Live-Situation wird er zum Co-Autor des Dargestellten. Das Stück trägt so zur Selbsterfahrung und Selbstbefragung aller Beteiligten bei.
- Theater der Nacktheit: Zum Bedeutungswandel entblößter Körper auf der Bühne seit 1900
24
Nach wie vor ein Tabuthema: Nackte Körper auf der Bühne. Dabei ist dieses Stilmittel keine Erfindung eines skandalheischenden Regietheaters, sondern ein Spiegel des vorherrschenden Körperverständnisses. Der nackte Körper wird zum Prüfstein für die Zivilisation der Gesellschaft und erhält ideologische Bedeutung: In der Freikörperkultur steht er für ein Lebensgefühl, während der 1960er und 70er Jahre wird er zum Symbol eines politischen Anliegens und in der jüngsten Zeit avanciert er zu einem Protestinstrument gegen den Schönheitskult. Anhand zahlreicher Beispiele - von Isadora Duncan über Hair bis Jürgen Gosch - illustriert Ulrike Traub diese Funktionen der Nacktheit auf der Bühne.
- Politisch Theater machen: Neue Artikulationsformen des Politischen in den darstellenden Künsten
20
Die Entstehung der freien Theaterszene ist untrennbar mit den politischen Bewegungen der sechziger Jahre verbunden. Die Auseinandersetzung mit dem politischen Theater der siebziger Jahre hat dann neue Formen der Beschäftigung mit dem Politischen entstehen lassen. Auch in den zeitgenössischen, postdramatischen Tanz- und Theaterformen ist das Politische präsent - wenn auch häufig indirekt. Es geht oft nicht mehr darum, politisches Theater zu machen, sondern man macht Theater auf politische Weise: Nicht Inhalte, sondern die Formen des Theaters, die Materialien, Darstellungsweisen, die Auswahl der Akteure, die Reflexion über den Zuschauer und die Räume, in denen man Theater macht, sind wichtig. Die Selbstreflexion des Theaters wird Grundlage für die Reflexion gesellschaftlicher Themen. Das Buch spürt das Politische im zeitgenössischen Theater auf und sucht nach Kontinuitäten und Brüchen seit den siebziger Jahren.
- Autorenregie: Theater und Texte von Sabine Harbeke, Armin Petras/Fritz Kater, Christoph Schlingensief und René Pollesch
30
Wie ist es um das Theater im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts bestellt? Welche ästhetischen Positionierungen lassen sich erkennen? Dieser Band widmet sich der Autorenregie als einer künstlerischen Arbeitsweise, die für die Debatte um den zeitgenössischen Dramen- und Inszenierungstext - sowohl in der Forschung als auch in der Theaterpraxis - zentrale Bedeutung hat. Anhand der Werke der Autoren-Regisseurinnen und -Regisseure Sabine Harbeke, Armin Petras/Fritz Kater, Christoph Schlingensief und René Pollesch werden Stilmittel und Produktionsweisen aufgezeigt, die auch auf andere »szenische Texte« zu übertragen sind.
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