Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Todgeweiht Buch 4: Eine LitRPG-Serie (Freiherr Walewski: Der Letzte seines Stamms)
Todgeweiht Buch 4: Eine LitRPG-Serie (Freiherr Walewski: Der Letzte seines Stamms)
Todgeweiht Buch 4: Eine LitRPG-Serie (Freiherr Walewski: Der Letzte seines Stamms)
Ebook366 pages7 hours

Todgeweiht Buch 4: Eine LitRPG-Serie (Freiherr Walewski: Der Letzte seines Stamms)

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Maximilian bekommt die Chance, den Tod seiner Familie zu rächen: Der Herzog von Odojewski hat sich an einer Verschwörung gegen den Kaiser beteiligt, und wenn Max seine Karten richtig ausspielt, kann er den Mann vernichten, der den Hinrichtungsbefehl für seine Familie mit einer solchen Verzückung verlesen hat. Doch ein kleiner Fehler macht seine Pläne zunichte, und nun zählen Tausende von Menschen, die in den Klauen schrecklicher Monster gefangen sind, darauf, dass er sie rettet. Wofür wird er sich entscheiden? Rache oder Rettung?
LanguageDeutsch
Release dateMar 15, 2024
ISBN9788076934412
Todgeweiht Buch 4: Eine LitRPG-Serie (Freiherr Walewski: Der Letzte seines Stamms)

Read more from Vasily Mahanenko

Related to Todgeweiht Buch 4

Titles in the series (3)

View More

Related ebooks

Fantasy For You

View More

Related articles

Reviews for Todgeweiht Buch 4

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Todgeweiht Buch 4 - Vasily Mahanenko

    Kapitel 1

    „MAX, DEIN TREFFEN MIT DEM KAISER findet morgen Abend statt. Wie geht's voran?", erklang die Stimme von Mutter Alia, meiner persönlichen Dienerin, in meinem Kopf.

    Obwohl die junge Frau erst 18 Jahre alt war, hatte sie in letzter Zeit mehr durchgemacht, als die meisten alten Knacker von sich behaupten konnten. Allein der Scheiterhaufen, auf dem Alia gestanden hatte, um ihre Ideale und mich zu verteidigen, war Beweis genug.

    Dank des Wort-Symbols, das der Graue Magister Meram mir gegeben hatte, konnten wir ohne Barrieren kommunizieren, und das hatten wir in den vergangenen dreieinhalb Wochen auch gelegentlich getan.

    „Ich bin auf Ebene zehn und robbe mich langsam vorwärts. Fünf, vielleicht sechs weitere Höhlen, so wie es sich anfühlt. Ich sollte den Meister in ein paar Stunden erreichen. Wenn ich nicht vorher sterbe."

    „Trödele nur nicht. Egal, was die Leute sagen, bis zur Hauptstadt ist es fast ein Tagesritt in vollem Galopp. Der Herzog hat versprochen, dich innerhalb von zwölf Stunden zu transportieren, aber seien wir realistisch — du wirst viel Zeit in der Kutsche verbringen. Hier warten ein Bad und zwei Freundinnen auf dich. Lana und Dana.

    „Du hast sie gefunden?!" Bei dieser Nachricht wurde sogar mein Kopf etwas klarer, und der Druck der dunklen Aura löste sich so weit auf, dass ich auf die Hände und Knie kriechen konnte. Durch die letzten drei Höhlen hatte ich mich am Boden liegend voranschieben müssen.

    „Die Festung erfüllt immer ihre Verpflichtungen. Fast alle, die auf dem Walewski-Anwesen gearbeitet oder gedient haben, sind bereits hier, in deinem neuen Zuhause. Auch die Zwillinge."

    „Und Gustav?"

    „Ist bereits auf seinem Posten. Heute Morgen habe ich die Baustelle besucht. Nach dem, was ich gesehen habe, wird es nur noch ein paar Tage dauern, bis der letzte Feinschliff erfolgt ist. Vielleicht arbeiten sie sogar die Nacht durch, um vor deiner Ankunft fertig zu werden."

    „Okay, ich krieche, ich krieche! Gibt es sonst noch etwas Neues zu berichten?"

    „Nicht viel. Der Wiederaufbau der Magierakademie ist in vollem Gange. Nach Aussage von Kimal Sarento wird der Unterricht in zwei Wochen wieder aufgenommen. Übrigens hat er mich gebeten, dir zu sagen, dass er sein Versprechen nicht vergessen hat und es ein Elixier gibt, mit dem man eine zusätzliche Facette mit deinem Namen hinzufügen kann. Er möchte es dir persönlich überreichen. Du musst dir überlegen, wo du die Facette am besten unterbringen kannst. Die Festung hat endlich ihre Bewertung der von dir gesäuberten Kluft mit acht Ebenen abgeschlossen. Sie schulden dir 17.000 Stücke Gold, und obendrein habe ich ihnen noch fünf Elixiere abgerungen, die die Qualität deiner magischen Steine verbessern werden."

    „Wie viel Gold?!", fragte ich verblüfft.

    „Warum bist du so überrascht? Klüfte sind ein äußerst lukratives Geschäft, vor allem, wenn man so viel Yem aus einer herausholen kann. Sicher, du bekommst nur 8.000 von den 17.000 ausgezahlt — die Festung hat den Rest als Bezahlung für den Kauf deines Anwesens genommen. Aber alle deine finanziellen Verpflichtungen sind erfüllt, und du schuldest niemandem mehr etwas. Von nun an gehört das Anwesen offiziell dir. Es läuft natürlich noch unter meinem Namen, aber sobald dein Status wiederhergestellt wurde, werde ich es dir übertragen."

    „Also werde ich für diese Kluft mit zehn Ebenen..." Ich traute mich nicht einmal, solche Zahlen laut auszusprechen. Meine Familie hatte definitiv nie so viel Geld besessen.

    „Ja, für diese Kluft mit zehn Ebenen bekommst du noch deutlich mehr. Ich schätze, 25.000 bis 30.000, wenn wir davon ausgehen, dass du die exklusiven Kreaturen nicht anrührst. Das reicht aus, um dir ein kleines Stück Land in irgendeiner Region zu kaufen. Sogar im Zentrum des Reiches. Wenn der Herzog von Turb sein Versprechen hält, wirst du als Vicomte Land brauchen. Landlose Vicomten werden mit erheblicher Verachtung betrachtet."

    „Gibt es etwa einen Zweifel daran, dass er sein Wort halten wird?"

    „Es gibt immer einen Zweifel. Ich habe den Herzog nicht selbst getroffen, aber ich hatte ein privates Gespräch mit dem Kanzler. Er sagt, dass es im Reich eine gewisse Macht gibt, die entweder Druck auf den Herzog ausüben oder ihn an der Ausführung seiner Pläne hindern kann. Eines der Ziele dieser Macht bist du — jemand, der weiß, wie man Klüfte schließt, inzwischen bis zur zehnten Ebene. Wenn die Dinge unter der Hand erledigt werden, kannst du dir selbst ausrechnen, wie viel Geld sie bekommen würden. Für so viel Geld werden viele ihr wahres Gesicht zeigen. Der Kanzler hat mir vorsichtshalber Unterlagen mitgegeben — von nun an bist du offiziell ein neuer Schüler an seiner Akademie. Selbst wenn du kein Vicomte wirst, was nicht auszuschließen ist, kannst du nicht hinausgeworfen werden, solange du noch an der Akademie studierst. Nicht einmal vom Kaiser selbst. So lautet das Gesetz."

    „Alia, ich hoffe, du hast es nicht vergessen — ich bin hier, um den dunklen Einfluss zu besiegen, und du redest davon, wie sie mich fertigmachen wollen!" Ich konnte mich nicht mehr mit den Armen aufrecht halten und sackte wieder auf den Steinboden. Diese Skron-verdammte Kluft brachte mich noch um!

    „Max, es ist besser, sich auf das Schlimmste vorzubereiten und sich zu freuen, wenn alles gut geht. Alia war eindeutig eine Pessimistin. „Im Moment kommt der Herzog seinen Verpflichtungen in vollem Umfang nach. Dein neues Heim wurde wiederhergestellt. Vicomte Kurpatsky überwacht ständig die Qualität der Arbeiten. Was beim Empfang des Kaisers geschehen wird, weiß das Licht allein. Vielleicht wird alles wie geplant ablaufen. Vielleicht mischt sich aber auch eine Macht ein, die dich in die Finger kriegen will. Aus irgendeinem Grund glaube ich dem Kanzler — diese Macht gibt es wirklich.

    „Wer hat es auf mich abgesehen?, murmelte ich und kroch weiter vorwärts. „Ich habe nur noch zwei Klüfte.

    „Das stimmt genau! Nur zwei. Das bedeutet, dass sie mindestens zehn Ebenen haben müssen, aber dreizehn wären besser. Der Hohepriester hat mir schon erzählt, wie man die Tiefe einer Kluft erhöhen kann. Durch Todesopfer. Viele Todesopfer. Und wer geht denn schon herum und zählt die Obdachlosen, Armen oder Versklavten? Keiner! Wenn es um Geld geht, und zwar um viel Geld, schaltet sich der rationale Verstand aus. Alles, was bleibt, ist die Gier nach Profit."

    „Der Hohepriester..." Die Respektlosigkeit in meinem Tonfall blieb nicht unbemerkt.

    „Max, fang nicht damit an. Wir haben diese Diskussion bereits geführt. Wir brauchen die Festung. Du wirst immer noch nach jeder Kluft oder jeder Begegnung mit einem Konvertiten durch die Dunkle Inquisition gehen müssen. Was Pater Urg getan hat, hat er zum Wohle der Festung und unserer Welt getan. Auch wenn er umstrittene Methoden angewandt hat."

    „Was mich am meisten beunruhigt, ist die Tatsache, dass du ihn so eifrig verteidigst! Alia, man hat schon böse Männer für viel weniger auf den Richtblock gelegt! Direkt hingerichtet, nicht in die Legion der Todgeweihten geschickt! Wie viele Leben hat er wegen Fardi verkürzt? Wie viele gewöhnliche Bürger des Reiches sind durch seine Klüfte gestorben? Wie viele todgeweihte Soldaten wurden dort vernichtet? Ja, die Festung wächst und gedeiht. Aber ist das der einzige Weg? Ihr Fundament auf den Knochen der Opfer aufzubauen? Indem sie Monster wie Bischof Zwat hervorbringt?"

    „Max, wir haben dieses Gespräch bereits geführt. Ich werde das Thema nicht wieder aufgreifen. Und es gefällt mir nicht, dass wir trotz aller Vereinbarungen immer wieder darauf zurückkommen. Ich entwickle schon fast eine Abneigung, mit dir zu sprechen."

    „In Ordnung, ich habe es zu den Garden geschafft. Ich werde mich bald auf den Rückweg machen."

    „Dann mach weiter, das Aufräumteam wartet schon. Ebenso wie deine Kutsche."

    Ich nahm meine Hand von dem Symbol und blickte düster zur Höhle hinauf. Zehn drei Meter große tonnenförmige Körper standen in der Höhle, regungslos, aber bereit, sich jeden Moment in den Kampf gegen das Licht zu stürzen. Doch dazu zählte ich mich nicht.

    Mein Körper verkrampfte förmlich — mein dreiwöchiger Schnellkurs durch zwei Ebenen hatte mich stark beansprucht. Ich sah langsam aus wie die verwelkte Hülle der Version von Max, die man von der achten Ebene geholt hatte. Auf jeden Fall waren die Hände, die gelegentlich vor meinen Augen auftauchten, wieder zu hautbedeckten Knochen geworden. Mein Körper verschlang meine Muskeln und mein Fett, um das Gleichgewicht der Kräfte irgendwie wiederherzustellen. Die Rucksäcke mit Lebensmitteln, die für einen Monat reichen sollten, hatte ich schon vor drei Tagen aufgebraucht. Ich aß wie ein Verrückter, und ich hatte praktisch kein Bedürfnis, mich zu erleichtern. Alles wurde vom Körper verarbeitet!

    Kluftmeister, ich komme!

    Sie haben bereits eine Karte von diesem Ort. Da die Kluft Ebene 10 oder tiefer erreicht hat, wurde der Karte eine Verbesserung hinzugefügt: Die Orte, an denen magische Steine auftauchen.

    Verbesserungen insgesamt: 1 von 10.

    1 von 12 Amplifikatorsplitter erhalten. Insgesamt: 8 von 12.

    5 von 100 Verschlingen-Splitter erhalten. Insgesamt: 68 von 100.

    Eine Karte der Zentralregion erschien vor meinen Augen. Die Klüfte waren nicht verschwunden, wenngleich die Kluft in Hearth jetzt ausgegraut war, und es eine Meldung gab, dass sie in drei Wochen ‚zusammenbrechen‘ würde. Was das genau bedeutete, musste ich noch klären. Aber das war es nicht, was meine Aufmerksamkeit erregte — eine riesige Anzahl neuer Punkte war auf der Karte erschienen! Ein großer Teil von ihnen war weiß. Als ich meinen Blick auf einen von ihnen fokussierte, erschien eine Beschreibung:

    Magischer Stein Feuerball. Level: 1. Anzahl der Facetten: 0.

    Aber es gab mehr als nur eine Ansammlung von weißen Punkten auf der Karte. Nachdem ich herausgefunden hatte, wie ich die nutzlosen Steine ohne Facetten herausfiltern konnte, die nicht einmal zur Gewinnung von Rohstoffen verwendet werden konnten, sah ich mir die nun deutlich weniger überladene Karte an. Die weißen Punkte verschwanden nicht — es gab immer noch viele gewöhnliche Steine, die eine oder sogar zwei Facetten hatten. Aber die rund ein Dutzend blauen Punkte, die drei goldenen Punkte und ein roter Punkt waren jetzt viel besser zu erkennen! Ja, es gab sogar einen exklusiven Stein in der Zentralregion. Er befand sich am Rande der Karte, in der Nähe der Stelle, an der ich den zweiten Khorib vernichtet hatte, aber er war da!

    Exklusiver magischer Unterstützungsstein Praxis. Level: 1

    Was der Stein bewirkte, war mir ein Rätsel — ich war noch nie mit einem solchen Stein in Berührung gekommen. An dieser Stelle sollte ich vielleicht einen Vorbehalt erwähnen, ohne den meine Treffen mit dem Hohepriester, dem Herzog von Turb und dem Kanzler der Magischen Akademie nie stattgefunden hätten. Durch Alia hatten sie mich gezwungen, ein Papier zu unterschreiben und einen Eid abzulegen, dass ich Analysieren niemals bei dem Hohepriester oder dem Kanzler anwenden würde. Ich musste zustimmen, zumindest so lange, bis ich herausgefunden hatte, wie sie das Ganze überwachten. Wenn sich herausstellte, dass alle Informationen, die ich von diesem Stein erhielt, mir gehörten, und nur mir, würde ich auf jeden Fall die Gelegenheit nutzen, die beiden zu scannen. Allerdings müsste ich auch herausfinden, welcher Mechanismus hinter dem Stein Wahrheit steckte, den Demitr Turbin (ehemals Eins) erwähnt hatte. Schließlich war ich in diesen Vertrag hineingezogen worden, und das war eine Möglichkeit für den Kanzler, die Erfüllung der Bedingungen sicherzustellen.

    „Alia, die Kluft ist geschlossen. Und ich habe etwas, das mir ein gewisses Druckmittel gegenüber dem Kanzler verschaffen könnte. Frag ihn, was er mir für eine Karte aller magischen Steine in der Zentralregion geben würde."

    „Wird gemacht. Sonst noch etwas, außer der aktualisierten Karte und den Fragmenten?"

    „Nein. Das sollte mehr als genug sein. In Ordnung, ich klettere raus. Zeit, die Putzkolonne zu rufen."

    Ich konnte nicht behaupten, dass der Rückweg einfach war. Genau wie der Hinweg. Ich wollte mir nicht einmal vorstellen, wie viele Jahre ich ohne den Ring, den ich von dem Metamorphen bekommen hatte, gebraucht hätte, um Ebene zehn zu erreichen. Ich war mir sicher, dass ich auch jetzt nicht in der Lage wäre, ohne den Ring länger als ein paar Sekunden hier zu stehen.

    Als ich an Ebene neun vorbeiging, grinste ich hämisch. Hier hatte ich etwas getan, was ich nicht bereute, ich aber trotzdem niemandem erzählen würde, außer vielleicht Alia. Und selbst da war ich mir nicht sicher. In der Stahlkiste, die der Schmied in Hearth für mich angefertigt hatte, befand sich nun ein exklusiver Ousel von Ebene neun. Ebene neun!

    Ich bräuchte nicht einmal meinen Spiegel aufzustellen, sondern nur den Stöpsel aus einem Loch mit dem Umfang einer Nadel zu ziehen. Eine solche Kreatur würde nicht nur alle Konvertiten in einem riesigen Radius sichtbar machen, sondern im Notfall auch alle meine Feinde zu Boden stürzen lassen. Eine Art ultimative Fähigkeit, die in extremen Fällen eingesetzt werden konnte. Hätte ich während meines Treffens mit Meram eine solche Box gehabt, dann hätte ich ihm zumindest ansatzweise etwas entgegensetzen können.

    Es wäre vermutlich keine gute Idee, etwas so Dunkles unter den Aristokraten zu spiegeln, aber ich konnte die kleine rote Kugel nicht einfach liegenlassen. Mein Gewissen ließ das nicht zu.

    Was den ‚legalen‘ Ousel betraf, den ich bereits in der Kiste hatte — er wurde, sobald ich ihn in die Wildnis der neunten Ebene entließ, einfach in Stücke gerissen. Das dunkle Biest, das es gewohnt war, unter der Sonne zu fliegen, war auf solche Tiefen einfach nicht vorbereitet.

    An der Oberfläche warteten sie bereits auf mich. Die Kirchenmänner hatten eine Schar von Leuten mitgeschleppt. Ein gutes Dutzend mindestens! Meine Kutsche, gezogen von vier Pferden, stand in der Nähe des Rathauses. Sie gaben mir nicht einmal die Gelegenheit, mir den Dreck abzuwischen. Als ich einstieg, spürte ich die ganze Wonne meiner privilegierten Stellung. Monogramme auf der Kutsche und den Pferden verrieten, wem das Gefährt gehörte, und so stoben die Leute auf der Straße in alle Richtungen zur Seite. Niemand wollte den Herzog stören.

    Die Reise verlief normal — wir galoppierten in vollem Tempo, hielten einmal an, um die Pferde zu wechseln, und fuhren dann weiter. Das war's! Keine Witze oder Anekdoten, nur die kalte Realität, gepaart mit dem Wunsch des Kutschers, den Befehl des Herzogs so schnell wie möglich auszuführen. Bei einem gemächlichen Tempo würde die Reise zwei Tage dauern. Wir schafften es in einem und kamen kurz nach Einbruch der Dunkelheit an. Irgendwann schlief ich schamlos ein, um mir die Reise zu verkürzen, und öffnete meine schweren Augenlider nur mit Mühe, als die Kutsche zum Stehen kam.

    Wir waren an einem riesigen Herrenhaus angekommen, das mit einem Dutzend Lampen ausgestattet war, die von Kristallen aus der Kluft mit Licht gespeist wurden. Mir gefiel das Äußere des Hauses — kein Prunk, alles war streng funktional und pragmatisch. Nur die vier Säulen am Eingang störten den Gesamteindruck. Ich stieg aus der Kutsche aus, und sofort ertönte eine erfreute Stimme: „Der Herr! Mädchen, der Herr des Hauses ist da!"

    Was für ein Anblick! Die Leute strömten aus den Türen, umringten mich und versuchten, mir Dinge zu erklären, wobei sie offenbar glaubten, dass ich in all dem Getöse irgendeiner ihrer Stimmen folgen konnte. Ich sah bekannte Gesichter: Köchinnen, Waschfrauen, Mägde und sogar ein düsterer Stallbursche — nicht nur die herbeigerufenen ‚Mädchen‘, sondern auch einige Jungen.

    „Tsss!, ertönte ein lautes Zischen, das alle zum Schweigen zwang. Gustav stand ein paar Meter von der Menge entfernt. „Ihr gackert ja wie die Hühner! Seht ihr Maximilian zum ersten Mal? Oder habt ihr nichts anderes, womit ihr euch beschäftigen könnt? An die Arbeit, ihr Parasiten! Aber schnell! Und Ihr, Eure Lordschaft, solltet ein Bad nehmen. Ich sage Euch ganz offen, Ihr stinkt wie eine Latrine. Wir dachten, Ihr würdet früher zurückkommen.

    „Seit wann bin ich denn Eure Lordschaft? Ich konnte mir meinen Sarkasmus nicht verkneifen. „Noch vor zwei Monaten hieß es: ‚Du Schwachkopf, auf den Boden und zehn Liegestütze!‘

    „Das ist zwei Monate her, sagte Gustav und senkte den Blick. „Und warum stehst du dann einfach so da? Hopp, hopp, ab ins Bad!

    „So ist es schon besser. Gegen meinen Willen musste ich lächeln. „Ich habe dich vermisst, mein Mentor!

    „Nun geh schon! Der Mann mit dem buschigen Schnurrbart machte eine abwinkende Handbewegung, und ich bemerkte, wie eine Träne in seinen stets starren Augen aufblitzte. „Dein Zimmer ist im zweiten Stock, auf der rechten Seite des Korridors. Du kannst es nicht verfehlen. Dein Bad ist fertig und wartet. Und das ist noch nicht alles...

    Ich brauchte nicht weiter überzeugt zu werden. Ich nickte meinem Mentor zu und flog wie ein Blitz durch das Haus. Ich nickte auch allen zu, an denen ich vorbeikam. Die Festung hatte wirklich ihr Bestes gegeben — ich war von vertrauten Gesichtern aus meiner Kindheit umgeben. Ich lief die breite Treppe in den zweiten Stock hinauf und wusste sofort, welches Zimmer mir gehörte. Das war leicht an dem ‚Willkommen zu Hause‘-Schild zu erkennen, das mit einigen Rosenblüten an der Tür angebracht war. Es sah sogar schön aus, Skron soll sie holen!

    Ich mochte das Zimmer. Ein riesiges Zwei-, nein, Drei-Personen-Himmelbett, mehrere Schränke, ein paar Tische und Stühle, ein großes, mit Vorhängen verhängtes Fenster und ein separates, persönliches Bad, aus dem ich das Plätschern von Wasser hörte.

    Ich betrat das Bad, wohl wissend, was mich erwartete. Meine Stars. Lana und Dana. Die Mädchen hatten sich in diesen zwei Monaten kein bisschen verändert. Sie waren noch genauso schön, verführerisch und samtweich. Mit allen vier Händen zogen sie mir die schmutzigen Klamotten aus, die sie sofort zur Seite warfen, dann zogen sie mich in eine riesige Badewanne (eher ein Schwimmbad) und ich wurde für eine Weile ins Traumland entführt.

    Wie dankbar war ich, dass das Schicksal mir den Heilungsaura-Stein in den Weg gelegt hatte — er trug nun entschieden dazu bei, meine männliche Potenz auch nach vielen Happy Ends stets wiederherzustellen. Die Frauen hatten eindeutig Sehnsucht gehabt — sie waren noch nie so unersättlich und sinnlich gewesen. Es schien, als hätten die armen Dinger in den letzten zwei Monaten gelitten und würden nun all ihre Ängste und Sorgen durch mich kanalisieren, als fürchteten sie, dass ich plötzlich wieder verschwinden und ihre Welt auf den Kopf stellen würde.

    Wir begannen im Badezimmer, wo ich gründlich gewaschen und abgetrocknet wurde, und endeten auf dem Bett. Und dann, als alles vorbei war, wurde mir klar, warum das Bett so groß war. Denn von nun an würden wir alle drei darin schlafen! Niemand würde mir je wieder meine funkelnden Sternchen wegnehmen!

    „Steh auf!" Alias Stimme schallte durch meinen Kopf, schlimmer als ein Wecker. Es fühlte sich an, als hätte man eine Wanne mit kaltem Wasser über mir ausgeschüttet. Meine Schläfrigkeit verschwand augenblicklich, und ich setzte mich abrupt auf, versuchte herauszufinden, was los war, und suchte im Zimmer nach Alia.

    „Ich bin im Erdgeschoss. Zieh dich an und komm runter."

    Lana und Dana waren nicht mehr da. Sie hatten sich aus dem Staub gemacht, um sich um die Hausarbeit zu kümmern. Es war eine Schande — nach so langer Zeit hätte ich Lust auf eine weitere Runde gehabt. Ich musste unter die kalte Dusche hüpfen, um mich zu beruhigen und zu konzentrieren.

    Ich ging durch das Haus und begutachtete mein neues Domizil. Ich hatte am Tag zuvor noch nicht wirklich die Gelegenheit gehabt, alles in mich aufzunehmen. Mir gefiel die Inneneinrichtung. Einfach, aber angemessen elegant. Nichts Vergoldetes und kein Porzellan, aber es gab einige Marmorverzierungen. Die Treppe zum Beispiel war nicht aus Holz, sondern aus Stein. Das war für mich schon eine Steigerung — in unserem vorherigen Anwesen hatten wir keine Steintreppe gehabt.

    Alia hatte sich in einem geräumigen Wohnzimmer niedergelassen, mit großen Fenstern, die viel Licht hereinließen, und Lampen, die die Umgebung in ein angenehmes blaues Licht tauchten, das wunderbar mit den Vorhängen und Wänden harmonierte. Wer auch immer die Einrichtung ausgewählt hatte, hatte definitiv ein Händchen dafür.

    Neben Alia waren auch alle anderen wichtigen Leute im Wohnzimmer anwesend. Demitr Turbin, alias Eins, mein Unterhändler. Bagration Rubins, alias Zwei, Beamter und Anwalt. Alexy Snor, alias Drei, Lehrer und zukünftiger Magier. Gustav, mein Mentor in der Kampfausbildung, die Gräfin und drei ehemalige todgeweihte Soldaten aus ihrem Team: Flask, Gimlet und Rabblerouser. Alchemist, Magier und Chef der Wache. Kein schlechtes Team für einen kleinen Aristokraten. Ein Titel, den ich im Übrigen immer noch nicht verdient hatte.

    „Hallo zusammen." Ich setzte mich an das Kopfende des Tisches, und eine Schüssel mit Brei erschien vor mir.

    Das Mädchen, das sie brachte, berührte sogar leicht meine Schulter. Scheinbar aus Versehen, aber so, als würde sie nicht glauben, dass ich es wirklich war. Niemand störte sich daran, wie ich mein Frühstück hinunterschlang. Sie alle sahen, wie abgemagert ich war, und meiner Portionsgröße nach zu urteilen versuchten sie, mich mit einer einzigen Mahlzeit wieder auf den normalen Umfang zu mästen.

    „Also gut. Hört zu, Leute, ich werde die gefürchteten Worte sagen: Ich habe mich nie darauf vorbereitet, ein Freiherr oder ein Vicomte zu werden. Mein Vater hat immer geglaubt, dass meine älteren Brüder diese Rolle übernehmen würden, also haben sie den Verstand und ich die Waffe bekommen. Es hat keinen Sinn, dass ich über meine Ausnahmestellung und meine Erziehung spreche — all das werde ich lernen müssen. Ich hoffe, dass ich unter eurer strengen Führung, — und streng ist sie, wenn ich sehe, wie ihr unser Kapital schützt und vermehrt, — alles meistern werde. Denn bisher habe ich immer nur Geld ausgegeben. Lasst uns hier und jetzt entscheiden, wer für was verantwortlich ist. Gräfin... Oh, ich weiß nicht einmal Ihren Namen."

    „Einst hieß ich Gräfin Eleonora Berzonskaya, antwortete die Gräfin. „Jetzt gehört dieser Titel der Vergangenheit an. Meine Stadt wurde an jemand anderen vergeben, aber ich bin immer noch hier.

    „Ich habe es dir gesagt!", hörte ich Alexy flüstern. Er stieß Demitr mit dem Ellbogen an, als hätte er gerade eine Wette verloren.

    „Madame Eleanora", begann ich, doch die Frau korrigierte mich mit einem entwaffnenden Lächeln.

    „Nur Eleanora. ‚Madame‘ und ‚Eure Hoheit‘ sind nicht mehr angebracht."

    Erst jetzt wurde mir klar, warum ich die ganze Zeit so aufgeregt gewesen war. Die Gräfin — äh, Eleanora, trug ein Kleid! Ihre Schultern waren entblößt, aber es war sittsam genug, um nicht als vulgär zu gelten. Ich sah sie nun in einem ganz anderen Licht. Ihr tiefschwarzes Haar war zu einer komplizierten Frisur zurückgesteckt, die definitiv nicht unter einen Helm passen würde. Ich ertrank fast in ihren leuchtenden smaragdgrünen Augen, die ich vorher kaum wahrgenommen hatte, und nur meine nicht lang zurückliegende Liaison mit Lana und Dana half mir, Haltung zu bewahren.

    Eleanora war umwerfend. An den Rändern ihres Gesichts zeichneten sich die ersten Anzeichen des Alters ab. Sie war um die 40, konnte aber immer noch den meisten ‚kleinen Wichtigtuerinnen‘, wie der Böse Ingenieur junge Damen nannte, das Wasser reichen.

    Er gehörte ebenfalls zu den Leuten, mit denen ich mich unbedingt treffen musste.

    „Also gut, Eleanora. Von nun an bist du die Verwalterin unseres kleinen Anwesens. Auch wenn es die Familie Walewski noch nicht gibt, da mein Treffen mit dem Kaiser heute Abend stattfinden soll, heißt das nicht, dass wir unvorsichtig werden dürfen. Bitte überlege dir, wie du die Anwesenden am effektivsten einsetzen kannst und weise ihnen ihre Aufgaben zu. Alia, wie sieht es mit unseren Finanzen aus?"

    „Die Festung ist jederzeit bereit, dir deine Belohnung für die Kluft mit acht Ebenen zu geben."

    „Dann lasst uns weitermachen. Wir müssen uns das, was uns zusteht, schnell holen, bevor die Kirchenmänner einen neuen Grund finden, uns den Lohn zu kürzen."

    „Ich nehme dein Angebot an und erkläre mich bereit, als Verwalterin dieses Anwesens zu fungieren. Eleanora nickte so majestätisch, dass sogar ich aufstehen und ihr applaudieren wollte. Verdammt noch mal, sie war gut! „Aber das kann warten. Wie du richtig gesagt hast, Max, hast du heute Abend ein Treffen mit dem Kaiser. Das heißt, wir haben absolut keine Zeit für irgendetwas anderes. Wir müssen dich vorbereiten, und das ist unsere Aufgabe für den heutigen Tag. Alles andere kann warten. Mutter Alia?

    „Ich bin ganz deiner Meinung und vertraue auf deine Erfahrung, sagte das Mädchen. „Es hängt viel von diesem Treffen ab.

    „Fantastisch. Dann zum ersten Punkt: Was wirst du zu der Veranstaltung anziehen?"

    Ich schluckte. Offensichtlich hatten sie eine schwierige Aufgabe vor sich.

    (Palast des Herzogs von Odojewski, Odojewsk, einen Tag vor dem Empfang des Kaisers)

    „Eure Hoheit, Ihr habt einen Gast. Den, vor dem Euch der Herzog gewarnt hat."

    Karina Fardi sah Tari an, den Assistenten ihres Vaters, und konnte ihren Ekel kaum zurückhalten. Sie hatte diesen Schurken noch nie gemocht. Unverschämt, aalglatt und in der Lage, sich überall einzuschleusen. Wenn Leute wie er die richtigen Gönner fanden, konnten sie viel erreichen.

    Tari selbst war das beste Beispiel dafür — ein wurzelloser Städter, der es geschafft hatte, die Gunst des Grafen Fardi zu erlangen. Inzwischen hatte er ihm schon seit Ewigkeiten treu gedient. Noch vor ein paar Jahren hatte ihr Vater seine tiefe, aufrichtige Treue gelobt, obwohl Tari ein schönes Haus in Odojewsk gekauft hatte, das mit dem Geld, das der Graf ihm zahlte, gar nicht hätte gekauft werden können. Doch der Graf bestrafte seinen unehrlichen Gehilfen nicht. Im Gegenteil, er ließ ihn noch näher an sich heran und machte ihn sogar zur zweitmächtigsten Person in der südöstlichen Region. Wer so gekonnt stehlen konnte, verdiente seine Aufmerksamkeit.

    „Lass ihn herein."

    Die Türen öffneten sich und ließen den Gast eintreten. Die junge Frau, die an die Aura des Bösen Ingenieurs gewöhnt war, konnte ruhig sitzen bleiben, zuckte aber dennoch zusammen, als sie die dichten Wolken der Dunkelheit sah, die den Mann umgaben. Sie umhüllten ihn wie eine zweite Haut und lösten sich wenige Zentimeter von seiner Kleidung entfernt in Luft auf.

    „Gräfin Fardi", sagte er und verneigte sich.

    „Magister Elor", erwiderte die junge Frau freundlich.

    „Sollen wir gleich zur Sache kommen, oder wollen Sie erst über das Wetter reden?"

    „Wozu soll man das Unvermeidliche hinauszögern? Kommen wir zur Sache. Ich brauche die Kraft, um jemanden zu erledigen. Ich kann diese Kraft nicht im Licht finden. Ich werde nicht aufhören, bis ich es geschafft habe, und deshalb hat mein Vater Sie zu mir gebracht. Ich werde nicht einmal fragen, woher mein Vater Sie kennt. Ich wiederhole: Ich brauche Kraft, und ich bin bereit, alles zu geben, um mein Ziel zu erreichen. Wenn Skron meine Seele will, soll er sie sich nehmen! Wichtig ist nur, dass ich dem Dunklen Max persönlich das Herz herausreiße!"

    „Sie haben zu viele Vorurteile gegenüber den Dunklen, Karina. Wie kommen Sie darauf, dass Skron Ihre Seele will?"

    „Hm? Die junge Frau runzelte die Stirn. „Wollen Sie mich nicht konvertieren?

    „Sie?!" Ein Ausdruck des blanken Erstaunens erschien auf Magister Elors Gesicht. „Diejenige, der die Festung prophezeit hat, dass sie eine Sweeperin wird? Nein, Gräfin, Sie sind für ein

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1