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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 742: Archipel der schwarzen Inseln
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 742: Archipel der schwarzen Inseln
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 742: Archipel der schwarzen Inseln
Ebook112 pages1 hour

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 742: Archipel der schwarzen Inseln

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Hasard Junior zwänge sich durch den Felsspalt und blickte in eine weitere Grotte oder Höhle, die mehr als mannshoch war. Er schluckte verblüfft, als er das Bild in sich aufnahm. Hinter ihm zwängte sich sein Bruder Philip durch den Spalt. Die Szenerie, die sich ihnen darbot, war gespenstisch genug. Überall hingen lange Spinnweben wie bizarre Muster einer vergammelten Takelage. Auf dem Boden lagen verblichene Kleider oder Uniformen. In der rechten hinteren Ecke standen drei kleine Truhen, ebenfalls eingehüllt von Spinnweben. Das war es aber nicht, was sie so starren ließ. Neben den Truhen hockte eine menschliche Gestalt. An den Beinen waren noch vermoderte Schnallenschuhe zu erkennen...
LanguageDeutsch
PublisherPabel eBooks
Release dateJul 13, 2021
ISBN9783966881647
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 742: Archipel der schwarzen Inseln

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    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 742 - Fred McMason

    1.

    Don Bartolomeo de Zumarraga war seit dem Auslaufen aus Manila noch zynischer und menschenverachtender geworden.

    Er deutete zu der pendelnden Leiche mit der Henkerschlinge um den Hals und sagte mit einem kalten Grinsen: „Jetzt müßte dieser Lump doch in der Hölle angelangt sein. Was meinen Sie, Padre – drei Tage hat er sicherlich gebraucht. Oder ist der Weg zur Hölle kürzer?"

    Padre Emilio, einer der Bordgeistlichen, war gut genährt. Er hatte immer satt zu essen und einen dicken Wanst. Seine fleischigen Lippen verzogen sich. Seine Stimme klang etwas weinerlich.

    „Er wird sicher schon im Fegefeuer schmoren, Don Bartolomeo. Davon bin ich überzeugt."

    Der Capitán mochte den dicken Prediger mit den wäßrigen Augen und den fleischigen Lippen nicht.

    „So, dann ist er also im Purgatorium gelandet, Padre. Ist das Purgatorium nicht der Läuterungsprozeß jener Verdammten, die später vor das Angesicht Gottes treten müssen?"

    „So ist es, Capitán. Amen."

    „Das muß doch sehr heiß sein, wie?"

    „Sehr heiß, Capitán, fürchterlich heiß."

    „Woher wissen Sie das so genau, Padre?"

    Der Padre knetete seine fleischigen Hände. Sein dicker Wanst wabbelte ein bißchen.

    „Das wurde als Dogma auf dem Heiligen Konzil in Florenz im Jahre vierzehnhundertneununddreißig verkündet. Seitdem weiß das jeder."

    „Schrecklich! höhnte de Zumarraga, ohne daß der Dicke den Hohn aus der Stimme heraushörte. „Da stirbt der eine in bescheidener Demut und wandert wegen einer kleinen Sünde auch ins Fegefeuer. Und der Kerl wird erst aufgehängt, was auch nicht gerade angenehm sein soll, und muß dann anschließend ebenfalls durchs Fegefeuer. Glauben Sie, Padre, daß Sie auch mal durchs Fegefeuer müssen? Ich meine, ganz ohne Sünde werden Sie doch auch nicht sein. Sie essen immer gut und viel und verschmähen keineswegs einen guten Tropfen. Oder sehen Sie das anders?

    Der dicke Padre wand sich verlegen. Seine Lippen zitterten, und seine wäßrigen Augen blickten an dem Toten vorbei aufs Meer.

    „Ich befleißige mich eines ehrlichen Lebenswandels, Capitán, erwiderte er weinerlich. „Wäre ich nicht zum Geistlichen berufen, würde ich auch körperliche Arbeit nicht scheuen.

    „Wer hat Sie denn berufen?"

    „Die Stimme des Herrn", sagte der Padre schlicht.

    „Das dachte ich mir fast. Sie würden also körperliche Arbeit nicht scheuen, Padre?"

    „Bestimmt nicht, Don Bartolomeo, wenn ich nicht die Berufung hätte."

    „Ah ja, die Stimme des Herrn!"

    Die beiden Casa-Beamten sahen aufmerksam herüber. Don Porfirio de Aranjuez hatte schmale Augen, Don Alfonso lauschte dem Disput etwas verwundert.

    Der Erste Offizier, ein Bruder von de Zumarraga, grinste verstohlen und freute sich, daß der Dicke hochgenommen wurde. Die anderen hörten mehr oder weniger interessiert zu.

    Die Padres an Bord genossen eine gewisse Sonderstellung, wie alle Bordgeistlichen, doch de Zumarraga sah darüber hinweg. Er wollte dem Fettwanst ein bißchen auf die Beine helfen.

    „Sie haben dem Kerl vor seinem Tod die Beichte abgenommen?" fragte er.

    „Ja, Don Bartolomeo, so ist es Brauch."

    „Wenn Sie ihm vor seinem Tod beigestanden haben, dann werden Sie es sicherlich auch nach seinem Tod tun."

    „Natürlich, Capitán."

    „Um die Mittagszeit werden Sie den Bastard von der Rah holen", sagte de Zumarraga.

    Der beleibte Padre wich einen Schritt zurück und verfärbte sich.

    „Ich, Capitán?"

    „Natürlich. Sie tun damit ein gottgefälliges Werk. Oder soll er da so lange hängen, bis ihm das Fleisch von den Knochen fällt?"

    „Aber ich …" Der Padre brach hilflos ab.

    „Ach, Sie meinen, Sie seien zu fett und zu schlapp? In gewisser Weise ist das richtig. Daher wird Ihnen ein bißchen Bewegung gut tun. Sie können ja den Profos um Hilfe bitten. Danke, das war alles, Padre. Und vergessen Sie nicht, für die arme Seele zu beten."

    Padre Emilio schlich geknickt davon und beklagte leise sein hartes Schicksal. Aber der Anordnung des Capitáns mußte er Folge leisten, sonst gab es Ärger oder Schikanen. Er fragte sich verzweifelt, wie er an die Rah gelangen sollte.

    Dabei bedauerte er sich mehr als den Mann, den sie wegen einer groben Verfehlung gehängt hatten.

    Er warf einen furchtsamen Blick zu der Leiche, als er mit hängenden Schultern das Achterdeck verließ.

    Schrecklich sah dieser Tote aus mit seinem blauverfärbten und aufgedunsenen Gesicht, den hervorquellenden Augen und den baumelnden Armen und Beinen, wie er immer von einer Seite zur anderen schwang.

    Immer hin und her, wie ein großes Pendel.

    Romualdo Azarra hatte die Verfehlung begangen, nachts mit offenem Licht zu hantieren, was an Bord der Nao strengstens verboten war. Das hatte ihm harte Schläge mit der Neunschwänzigen eingebracht, und zur weiteren Läuterung war er an einer langen Leine ins Kielwasser der Galeone gehängt worden, bis er fast jämmerlich ersoffen wäre.

    Er rächte sich auf seine Art für die Bestrafungen und begann damit, Gegenstände über Bord zu werfen, Holzstücke, auch mal eine Gräting und alles, was nicht niet- und nagelfest war.

    Auch dieses Treiben hatte man entdeckt und ihm zur Last gelegt, er würde damit absichtlich den Kurs der Nao an El Lobo del Mar verraten.

    Daraufhin hängten sie ihn kurzerhand an die Rah, und da baumelte er jetzt den dritten Tag.

    Jetzt sollte seine Leiche abgenommen werden.

    Pater Emilio hatte sich an den Profos gewandt, einen bulligen Kerl mit öligen Haaren, einem Strichmund und ein paar häßlichen Warzen im Gesicht. Der Profos trug heute ein schwarzes, enganliegendes Trikot und eine schwarze Kappe.

    Wie ein Henker sah er aus, und das war er im Grunde genommen auch. Er, Umberto Arvilos, hatte den Mann an die Rah gehängt.

    „Sie steigen am besten dort hinauf, Padre, sagte der Profos, „nehmen das Messer und schneiden ihn ab.

    Der Padre schluckte trocken.

    „Kann man den, äh, Mann denn nicht einfach abfieren?" fragte er zaghaft.

    „Das ist nicht üblich. Ein Gehenkter muß immer vom Galgen geschnitten werden, so will es die Vorschrift."

    „Haben wir eine Leiter an Bord?"

    „Nein, log der Profos, der auch gern wollte, daß der Dicke dort hinaufstieg, „eine Leiter haben wir nicht. Euer Ehren müssen sich schon ins Want bemühen.

    „Madre santissima, das ist aber hoch!" jammerte der Padre.

    „Es ist nur die unterste Rah. Aber ich glaube, wir müssen uns jetzt beeilen, der Capitán scheint schon ganz ungeduldig zu sein."

    Der Dicke zuckte zusammen, warf einen scheuen Blick zum Achterdeck, einen noch scheueren zu dem pendelnden Toten und zog sich dann sehr umständlich auf die erste Webeleine.

    Erst jetzt unterbrachen die meisten ihre Arbeit und grinsten auch wieder heimlich. Kommentare blieben nicht aus wie: „Padre Emilio steigt jetzt die Himmelsleiter hoch."

    „Hoffentlich bleibt der Fettsack gleich oben", sagte ein anderer.

    Padre Emilio hörte von allem nichts. Sein Blick war zum Himmel gerichtet, und seine wulstigen Lippen murmelten unaufhörlich ein Gebet nach dem anderen.

    Er hatte fürchterliche Angst vor diesen himmelhohen Masten, an denen die schweren Segel hingen und sich im Wind bewegten wie die einsame Gestalt, die ihr Leben ausgehaucht hatte.

    Der Profos grinste dreckig hinter vorgehaltener Hand. Liebend gern hätte er dem Padre mal eins übergezogen, damit der wußte, was Aufentern heißt, doch das war leider unmöglich.

    Es dauerte eine Ewigkeit, bis Padre Emilio die ersten vier Webeleinen überwunden hatte, und es dauerte noch länger, bis er an das Seil langen konnte.

    Vor Angst wurde ihm schlecht. Er hing wie eine dicke, fette Spinne im Netz der Takelage und

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