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Corona Magazine #355: Dezember 2020: Nur der Himmel ist die Grenze
Corona Magazine #355: Dezember 2020: Nur der Himmel ist die Grenze
Corona Magazine #355: Dezember 2020: Nur der Himmel ist die Grenze
Ebook473 pages4 hours

Corona Magazine #355: Dezember 2020: Nur der Himmel ist die Grenze

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About this ebook

Das Corona Magazine ist ein traditionsreiches und nicht-kommerzielles Online-Magazin, das seit 1997 die Freunde von Science-Fiction, Phantastik, Wissenschaft, Kunst und guter Unterhaltung mit Informationen und Hintergründen, Analysen und Kommentaren versorgt.

Zur Lektüre ist ein E-Book-kompatibles Anzeigegerät (Amazon Kindle, Tolino, iPhone/iPad, Android Smartphone/Tablet), bzw. eine entsprechende Software auf dem heimischen Computer erforderlich.

Das Corona Magazine erscheint ab 2021 quartalsweise, immer im März, Juni, September und Dezember. Infos unter www.corona-magazine.de.

Aus dem Inhalt der Ausgabe #355 (12/2020):

• Top-Thema von Thorsten Walch: Im Grenzland einer Utopie: Roddenberrys Visionen und andersdenkende Trekkies
• Interviews mit Torsten Low u. a.
• Comic-Kolumne von Uwe Anton: Große Erwartungen ... nur zum Teil erfüllt!
• Hör mal! Die Audible-Kolumne von Reinhard Prahl (im Gespräch mit Christoph Tiemann)
• Alle News rund um Star Trek: Rezensionen, Kolumnen, News, Schauspielerportraits, Food Trek & Lieblingsfolgen
• Alle News rund um Star Wars: Rezensionen, Fandom, Cosplay & Kolumnen
• Alle News rund um Doctor Who: Kolumnen & Rezensionen
• Alle News rund um Perry Rhodan: Kolumnen, Rezensionen & Interviews
• Perlentaucher-Reihe: Die große persönliche Rückschau auf Akte X: Die unheimlichen Fälle des FBI – Staffel 4 von Eric Zerm
• Neues & Rezensionen aus dem Bereich Literatur (Firefly, Nachbarn u. a.)
• Neu auf DVD, Bluray & Netflix sowie Perlen der Film- und Seriengeschichte (The Expanse, Rosemarys Baby, Fringe, Masters of Horror u. a.)
• Games on- & offline sowie Klassiker (Gaia Project, Fallout, Scythe, Terraforming Mars, Ein Fest für Odin u. a.)
• Subspace Link — Neues aus dem All
• Kurzgeschichten des Monats: "Erntezeit" von Samuel Sommer

... und vieles, vieles mehr auf rund 450 Seiten!
LanguageDeutsch
Release dateDec 18, 2020
ISBN9783959362658
Corona Magazine #355: Dezember 2020: Nur der Himmel ist die Grenze

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    Book preview

    Corona Magazine #355 - Björn Sülter

    Bunt

    Beschreibung & Impressum

    Das Corona Magazine ist ein traditionsreiches und nicht-kommerzielles Online-Projekt, das seit 1997 die Freunde von Science-Fiction, Phantastik, Wissenschaft, Kunst und guter Unterhaltung mit Informationen und Hintergründen, Analysen und Kommentaren versorgt.

    Seit dem Wechsel zum Verlag in Farbe und Bunt erscheint es im zeitgemäßen E-Book-Gewand. Ab 2021 wird die Erscheinungsweise auf vierteljährlich (jeweils im März, Juni, September und Dezember) festgelegt.

    Autoren

    Uwe Anton, Reiner Krauss (Wisser), Bettina Petrik, Thorsten Walch, Reinhard Prahl, Alexandra Trinley, Oliver Koch, Andreas Dannhauer, Lieven L. Litaer, Birgit Schwenger, Sven Wedekin, Kai Melhorn, Armin Rößler, C. R. Schmidt, Bernd Perplies, Hermann Ritter, Carsten Schmitt, Hartmut T. Klages, Frank Stein, Bastian Ludwig, Peter R. Krüger, Jacqueline Mayerhofer, Lujayne Sealya, Eric Zerm, Ansgar Imme, Jens Krohnen, Michael Kleu, R. J. DeWinter, Tim de Sade, R. M. Amerein, Michael Wilhelm, Pia Fauerbach, Mark Kammerbauer & Brandon Q. Morris

    Herausgeber & Chefredakteur

    Der Verleger, Medienjournalist & Autor Björn Sülter schreibt Romane (Beyond Berlin, Ein Fall für die Patchwork Kids), Biographien (Hallo, Herr Kaiser! Das Leben ist wilder, als man denkt) & preisgekrönte Sachbücher (Es lebe Star Trek, Die Star-Trek-Chronik), ist Chefredakteur von SYFY.de und mit Kolumnen und Artikeln aktuell bei Serienjunkies, in der GEEK! oder im FedCon Insider vertreten.

    Dazu präsentiert er seine beliebten Podcasts Planet Trek fm und Der dreiköpfige Affe, ist Herausgeber und Chefredakteur des Printmagazins TV-Klassiker und als Hörbuchsprecher (Der Earl von Gaudibert, Dunkle Begegnungen, Star Trek - The Next Generation: Q sind herzlich ausgeladen) und Moderator aktiv. Er lebt mit Frau, Tochter, Pferden, Hunden & Katze auf einem Bauernhof irgendwo im Nirgendwo Schleswig-Holsteins.

    Ausgabe #355, Dezember 2020

    1. Auflage, 2020

    ISBN 978-3-95936-265-8

    © Dezember 2020 / Alle Rechte vorbehalten.

    in Farbe und Bunt

    Verlag Björn Sülter

    Am Bokholt 9 | 24251 Osdorf

    www.ifub-verlag.de / www.ifubshop.com

    Herausgeber & Chefredakteur | Björn Sülter

    E-Book-Satz | Reiner Krauss

    Lektorat | Bettina Petrik & Heike Brand & René Spreer

    Support | Pia Fauerbach

    Cover | EM Cedes

    Cover-Foto | Copyright by CBS

    Corona Webseite | www.corona-magazine.de

    Kontakt | bjoern.suelter@corona-magazine.de

    Weitere Kontaktmöglichkeiten/Webseiten

    bjoern.suelter@ifub-verlag.de

    http://www.ifub-verlag.de/

    https://www.ifubshop.com/

    Nachdruck und Vervielfältigung, auch einzelner Artikel oder Auszüge, ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages gestattet. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Zeichnungen kann keine Gewährleistung übernommen werden. Namentlich gekennzeichnete Beitrage geben nur die Meinung des Verfassers wieder und stimmen nicht zwangsläufig mit den Ansichten der Redaktion und des Herausgebers überein.

    Editorial: Lange Leitung

    Liebe Leserinnen und Leser,

    das aktuelle Magazin hatten nicht nur Sie und meine fleißige Redaktion, sondern auch ich schon eine Weile früher erwartet.

    Doch kam mir als letztem und somit verantwortlichem Glied in der Produktionskette leider immer wieder mein, durch die immer noch wütende Pandemie, stark verändertes Arbeitsleben des Jahres 2020 dazwischen. Die »lange Leitung« bis zur Veröffentlichung nehme ich somit voll auf meine Kappe und gelobe Besserung.

    Dank meiner umtriebigen Helfer ist es nun aber doch noch gelungen, wenigstens vor Jahresende diese vierte Ausgabe des aktuellen Kalenderjahres an den Start zu bringen: Allen Beteiligten sei an dieser Stelle nochmal ein dickes Dankeschön ausgesprochen!

    Für 2021 planen wir übrigens mit einer neuen (und festen) Erscheinungsweise: Sie lesen uns dann vierteljährlich, immer im März, Juni, September und Dezember. Auch stehen einige spannende neue Ideen für das Magazin an. Sie dürfen gespannt sein. Wir freuen uns schon!

    Bis dahin werden wir jedoch noch einiges zu überstehen haben, klopft doch just der zweite, große Lockdown des Jahres an unsere Türen; ausgerechnet vor Weihnachten.

    Es bleibt uns jedoch die Zuversicht, dass 2021 nur besser werden kann.

    Was wir Ihnen von Herzen wünschen: Bleiben Sie derweil gesund und uns gewogen und verleben Sie trotz allem ein möglichst angenehmes Weihnachtsfest und einen (diesmal eher stillen) Jahreswechsel.

    Ihr

    Björn Sülter

    Herausgeber & Chefredakteur

    Termine: Treffen sie uns!

    Die Corona-Pandemie macht auch vor unseren Messeplänen seit rund einem Jahr nicht halt.

    Aus diesem Grund bitten wir leider an dieser Stelle um Geduld, bis neue und verbindliche Termine kommuniziert werden können. Wir alle hoffen auf 2021!

    Tipps fürs Lesevergnügen

    »Ich habe gar keinen eBook-Reader« ist eine häufig gehörte Aussage, wenn es darum geht warum ein phantastisch interessierter Mensch noch kein neues Corona Magazine gesehen und gelesen hat.

    Beispielsweise sind Kindle Paperwhite und Tolino tolle eBook-Reader, sie können tausende von Büchern in einem schmalen, robusten Gerät mitnehmen und dank mattem eInk-Display und dezenter Hintergrundbeleuchtung sowohl in der Sonne am Strand als auch abends, ohne Taschenlampe, im Bett lesen.

    Jede Ausgabe ihres Corona Magazines kann ganz selbstverständlich auch auf ihrem Smartphone, iPhone oder Computer geschaut und gelesen werden. Hier haben sie gar die volle Farbkraft unserer Bilder in den Beiträgen.

    Wie das geht? Amazon-Kunden installieren sich idealerweise die Kindle-App oder schauen im Browser selbst, genau wie beim Tolino webreader. Windows 10 und Apple Mac Nutzer können ein lokales eBook ganz einfach im Browser wie Edge, Chrome, Firefox mit EPUB-Erweiterung (Add-on) öffnen.

    Schauen sie uns somit in Zukunft auf vielen Geräten und sagen sie es allen weiter, die noch nicht wussten wie sie uns lesen können und freuen sie sich somit auf ein Magazin von und in »Farbe und Bunt«.

    Kindle-App für Windows und iOS

    https://www.amazon.de/kindle-dbs/fd/kcp

    Tolino webReader

    https://mytolino.de/tolino-webreader-ebooks-online-lesen/

    Ihr

    Reiner Krauss

    Autor und eBook-Gestaltung

    Podcast Deep Inside

    Wir machen Licht! Das Corona Magazine präsentiert mit Deep Inside einen eigenen Podcast zu all den Themen, die uns und Sie bereits seit über zwanzig Jahren interessieren.

    Von phantastischen Geschichten, Romanen, Sachbüchern oder Hörerlebnissen bis hin zu den Bereichen Wissenschaft, Kunst oder Popkultur deckt Gastgeber Reiner Krauss (Wisser) alle Bereiche der Phantastik mit spannenden Gästen ab.

    Via Anchor:

    https://anchor.fm/deep-inside-by-corona-magazine

    Via RSS-Feed:

    https://rss.acast.com/deep-inside

    Via Soundcloud:

    https://soundcloud.com/user-104747826

    Und auf der Homepage:

    http://corona-magazine.de/der-podcast/

    Podcast Planet Trek fm

    Ein weiterer Podcast, der vom Verlag in Farbe und Bunt präsentiert wird, ist seit 2017 Planet Trek fm von und mit Björn Sülter.

    In bisher über 50 Ausgaben bespricht der Moderator und Gastgeber mit seinen illustren Gästen wie den Autoren und Übersetzern Christian Humberg, Mike Hillenbrand oder Claudia Kern alle Themen rund um Trek, die uns Fans ohnehin im Kopf herumschwirren.

    Neben übergeordneten Themen gibt es auch immer frische Besprechungen aktueller Serienepisoden; kritisch, humorvoll, aber immer fair.

    Via Webpage:

    http://www.planettrekfm.de

    Via Soundcloud:

    https://soundcloud.com/user-412263487

    Via RSS-Feed:

    https://rss.acast.com/planet-trek

    Topthema

    Im Grenzland einer Utopie: Roddenberrys Visionen und andersdenkende Trekkies

    von Thorsten Walch

    Star Trek-Schöpfer Eugene Wesley »Gene« Roddenberry (1921-1991) und der afro-amerikanische Menschenrechtler und Baptistenpastor Dr. Martin Luther King (1929-1968) waren Zeitgenossen. Doch sie hatten noch eine andere Gemeinsamkeit: Beide Männer hatten einen Traum, dessen Essenz trotz der unterschiedlichen Schwerpunkte ihres Schaffens doch in vielerlei Hinsicht die gleiche war.

    Zwei Männer und zwei Frauen

    Leider ist nicht überliefert, ob die beiden genannten Herren sich jemals persönlich begegnet sind.

    Doch Nichelle Nichols, die legendäre Darstellerin der Lt. Nyota Upenda Uhura aus der klassischen Star Trek-Originalserie Raumschiff Enterprise, hat King einmal persönlich getroffen. Gern erzählt sie auf Conventions und in Interviews davon, wie hoch der berühmte Bürgerrechtler die Serie geachtet und sie dazu überredet hat, ihre Mitwirkung in Star Trek nicht nach der ersten Staffel zu beenden. Die Mitwirkung in jener Science-Fiction-Show, in der es neben weißen Amerikanern auf den Posten des Captains und des Bordarztes und einem Schotten im Maschinenraum auch einen außerirdischen Ersten Offizier, einen japanischen Steuermann, einen russischen Waffenoffizier und eben einen – zudem auch noch weiblichen – afro-amerikanischen Kommunikationsoffizier auf der Brücke des Raumschiffs zu sehen gab. Und das in einer Zeit, in der man Menschen dieser Ethnien allgemein entweder als Feinde oder bestenfalls als Dienstpersonal ansah und Frauen gerade erst mit dem organisierten Kampf für ihre Gleichstellung begonnen hatten.

    »Mum, komm schnell! Im Fernsehen ist eine schwarze Lady, und sie ist kein Dienstmädchen!«, rief ein damals 11-, vielleicht 12-jähriges afro-amerikanisches Mädchen namens Caryn Elaine Johnson erfreut durch das ganze Haus in New York City. Das Mädchen wurde später unter seinem Künstlernamen Whoopi Goldberg ein Weltstar und spielte eine wichtige Rolle in der zweiten Star Trek-Serie Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (1987–1994) – die der weisen und geheimnisvollen Guinan.

    Leider erlebte King den weltweiten Siegeszug der von ihm gewissermaßen protegierten Serie nicht mehr – am 4. April des Jahres 1968 wurde er in Memphis, Tennessee von dem mehrfach vorbestraften, polizeibekannten Rassisten James Earl Ray erschossen. Ein paar Tage zuvor, am 29.03.1968, war mit der Episode Ein Planet, genannt Erde gerade die zweite Staffel der Serie Raumschiff Enterprise (1966–1969) zu Ende gegangen.

    Wir haben einen Traum

    Doch der vielzitierte Traum von King lebte auch nach seinem Tod weiter und ging auch in dem Star Trek-Universum, das Roddenberry weiterentwickelte, auf. Der Traum davon, dass irgendwann einmal alle Menschen gleich sein würden, ungeachtet ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihres Bildungsstandes und ihrer Religion.

    Mit letzterer, das weiß man, hatte der überzeugte Atheist Roddenberry seine Probleme. Doch ging es ihm dabei weniger um den persönlichen Glauben oder die Spiritualität eines jeden Einzelnen, sondern um die vielen Gräueltaten, die auch Ende der 1960er-Jahre schon/noch im Namen verschiedener Weltreligionen begangen wurden.

    Roddenberry konnte die viele Ungerechtigkeit auf der Erde freilich ebenso wenig ändern wie der verstorbene King. Doch Roddenberry vermochte von einer Zukunftswelt im 23. Jahrhundert zu erzählen, in der sein und auch Kings Traum wahr geworden war – jedenfalls auf der Erde.

    Dort hatte man den viele Jahrhunderte währenden Nationalismus mittlerweile überwunden, und einzelne Staaten gab es nur noch dem Namen nach. Sie alle unterstanden einer demokratisch gewählten Weltregierung. Statt auf Kriegstechnologien hatten sich die Menschen nach einem verheerenden Atomkrieg im frühen 21. Jahrhundert, den die Menschheit nur mit Mühe und Not überleben konnte, auf den Ausbau der Raumfahrtwissenschaften konzentriert und schließlich die Warp-Technologie entwickelt, die ihnen Flüge zu anderen, weit entfernten und ebenfalls bewohnten Sternen ermöglichte.

    Der Rest der Geschichte ist hinreichend bekannt: Die Serie und die zehn Jahre nach dieser gestartete Kinofilm-Reihe wurden im Nachhinein ein ungeheurer Erfolg. Und die Fans der Serie, die sich stolz »Trekkies« nannten (und damit als erste Fangemeinschaft einer Science-Fiction-Serie einen Eintrag im renommierten Oxford English Dictionary erhielten), versuchten, Roddenberrys Philosophie in das wahre Leben zu übertragen und dort auszuüben, so gut es eben ging. Viele bahnbrechende Entwicklungen, unter vielem anderen die heutigen Handys und Smartphones, gingen aus dem Grundgedanken der Serie Raumschiff Enterprise hervor, die im Lauf der Jahre dank weiterer Fernsehserien und Filme zu einem gewaltigen Franchise heranwuchs.

    Doch das war leider nicht das Ende der Geschichte.

    Das wird man ja wohl noch sagen dürfen …

    Star Trek war immer ein Kind seiner Zeit und setzte in seiner Handlung unterschiedliche Schwerpunkte. Da die reine Schilderung einer friedlich gewordenen Galaxis zumindest allein naturgemäß nicht für spannende Unterhaltung ausreichte, beleuchtete man in der Serie von Anfang an die nach wie vor bestehenden Konflikte der Wirklichkeit auf metaphorische Weise.

    Wurde in der klassischen Originalserie vorwiegend der Kalte Krieg zwischen den beiden damaligen Supermächten thematisiert, ging es in Das nächste Jahrhundert oftmals um die immer weiter voranschreitende Automatisierung, während man in Star Trek: Deep Space Nine (1993–1999) den niemals völlig überwundenen Faschismus thematisierte. So widmete sich jede der neuen Serien den zentralen Themen ihrer jeweiligen Entstehungszeit.

    Nachdem es eine ganze Weile den Anschein gemacht hatte, dass die (reale) Menschheit wirklich mit kleinen Schritten auf eine Zukunft à la Star Trek zugegangen sei, wendete sich das Blatt ausgerechnet mit Beginn des neuen Jahrtausends. Plötzlich gewannen überall auf der Welt radikale Ideologien, die viele Leute für längst überwunden gehalten hatten, wieder zunehmend an Kraft; plötzlich war wieder verstärkt die Rede von »uns« und den »anderen«, die nicht zu »uns« gehören – oftmals ohne klar zu definieren, warum und weshalb.

    Als sei diese Entwicklung per se nicht schon bedrohlich genug, kristallisierte sich in der Star Trek-Fanszene ein ebenso belastendes wie merkwürdiges Phänomen heraus: Auch unter den Trekkies gab es plötzlich Leute, die besagten extremen Ideologien nicht abgeneigt schienen; der Autor dieses Artikels nennt sie nachfolgend hin und wieder die »andersdenkenden« Trekkies. Während der Großteil der Fans der Meinung war, dass dergleichen nicht mit der Roddenberry’schen Philosophie vereinbar sei, glaubten die andersdenkenden Trekkies, durchaus positive Entsprechungen bezüglich der jeweiligen aktuellen Situation im Star Trek-Universum gefunden zu haben.

    War etwa die Sternenflotte nicht auch manchmal ziemlich rigoros gegen Eindringlinge von außen vorgegangen, die die Föderation zu unterwandern drohten? Und trat man Meinungen, die gegen das Oberkommando gerichtet waren, nicht auch in der Welt von James T. Kirk (William Shatner) und Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) recht entschieden entgegen? Schließlich hatte dieser Arterhaltungstrieb ja nichts mit Extremismus zu tun. Natürlich war man gerade als (andersdenkender) Trekkie ja kein Faschist, aber …!

    Sachlich betrachtet jedoch hinken alle diese Vergleiche, gerade in Bezug auf die Philosophie von Star Trek.

    Roddenberry hatte bereits in den 1960er-Jahren bei der Konzipierung der klassischen Originalserie sehr klar Stellung bezogen, welche Haltung in ihr transportiert werden würde. Natürlich lassen sich manche Episoden unterschiedlich interpretieren und auf die eine oder andere Weise betrachten, doch zur Unterstützung von extremistischen Ideologien taugt keine einzige der darin getroffenen Aussagen.

    Bele jagt Lokai

    Eins der offenkundigsten und am meisten bezeichnenden Beispiele für die Haltung gegenüber dem Faschismus im Star Trek-Universum ist die Episode Bele jagt Lokai, Folge Nummer 15 der dritten Staffel der klassischen Originalserie. Die Crew der Enterprise nimmt das verletzte humanoide Alien Lokai (Lou Antonio) vom Planeten Cheron an Bord, dessen Haut auf der linken Körperseite schwarz und auf der rechten weiß ist. Einige Zeit später kommt das Alien Bele (Frank Gorshin) an Bord des Schiffs, dessen Körper ebenfalls eine schwarze und eine weiße Seite hat. Allerdings ist Beles Haut rechts schwarz und links weiß.

    Im Lauf der Handlung muss die Enterprise-Crew erkennen, dass Beles Volk das von Lokai seit Jahrtausenden grundsätzlich allein wegen des geringfügigen Farbunterschieds unterdrückt und jagt. Am bitteren Ende bleibt die Erkenntnis, dass der unsinnige Krieg den Planeten Cheron schon lange verwüstet und unbewohnbar gemacht hat.

    Deutlicher kann man es eigentlich nicht ausdrücken, oder? Die Gründe für den Faschismus in dieser Folge sind absolut nichtig und liegen in der Fehlannahme begründet, die unterjochte Gruppe nähme den Unterdrückern etwas weg und auch umgekehrt.

    »Ganz so einfach ist es in der Wirklichkeit aber nicht!«, argumentieren besagte andersdenkende Trekkies da natürlich und nennen vielerlei Gründe dafür, warum in der Vergangenheit bis in die Gegenwart hinein bestimmte kulturelle und gesinnungsmäßige Gruppen ausgegrenzt und angegriffen werden.

    Haltbar ist spätestens auf den zweiten Blick keiner dieser Gründe. Oder ist es etwa wirklich so gefährlich und bedrohlich, dass es unter Menschen mehr als nur eine einzige Hautfarbe gibt?

    Vier Lichter … oder fünf …?

    Auch in Das nächste Jahrhundert bezogen die Macher deutlich Position. Eine der eindringlichsten Folgen zum Thema Faschismus, diesmal mit Fokus auf dessen unmenschliche Methodik, ist die Doppelfolge Geheime Mission auf Celtris Drei – Teil 1 und Teil 2, die die zehnte und elfte Episode der sechsten Staffel darstellt. Picard gerät darin in die Fänge des sadistischen cardassianischen Gul Madred (David Warner), der ihn sowohl körperlich als auch seelisch foltert, um an geheime Informationen zu gelangen. Da Folter ein fester Bestandteil der cardassianischen Methodik ist, bringt Madred gar seine kleine Tochter zu einer der unmenschlichen Sitzungen mit.

    Eins der Ziele ist das Brechen von Picards Willen: Ihm werden vier Lichter gezeigt, und der Folterer besteht darauf, es handle sich um fünf. »Ich sehe vier Lichter!«, brüllt ihm der Captain nach seiner Befreiung am Ende der Folge mit brechender Stimme ins Gesicht.

    Aha, liebe andersdenkende Trekkies ... Ihr denkt, es würde gar nicht sonderlich schaden, wenn in diesem und auch in allen anderen Ländern der freien Welt eine Regierung an die Macht käme, die »härter durchgreift« als es die aktuelle Politik tut? Die »den anderen« nicht mehr alles durchgehen lässt und »da anpackt, wo es nötig wäre«? Darf man sich das Ganze in etwa so vorstellen wie in dieser Folge?

    »Das sind schließlich die Cardassianer in der Serie, und da schwingt jede Menge echte Hollywood-Dramatik mit!«, sagen einige von euch.

    Nein, die gezeigten Methoden sind allesamt echt und finden bis heute in totalitären Staaten auf dieser Welt ihre Anwendung. Staaten, denen ihr in euren Denkmustern zuweilen Vorbildcharakter zugesteht.

    Schuldfragen

    Eine der erschütterndsten Anklagen von Faschismus und Extremismus findet sich in Deep Space Nine. Die 19. Folge der ersten Serienstaffel, Der undurchschaubare Marritza wird mitunter sogar von Lehrpersonal zur Veranschaulichung der Thematik herangezogen.

    Auf der Station will sich ein liebenswerter älterer Cardassianer gegen eine Erkrankung behandeln lassen. Es stellt sich heraus, dass der vermeintliche kleine Beamte Aamin Marritza (Harris Yulin) in Wahrheit der gesuchte Kriegsverbrecher Gul Darhe’el ist, der im cardassianischen Konzentrationslager Gallitep unvorstellbare Gräuel an den bajoranischen Insassen begangen hat.

    Zuletzt kommt jedoch die Wahrheit ans Tageslicht: Der Mann war in Wirklichkeit nur ein kleiner Beamter in dem gefürchteten Lager. Seit er die dortigen Schrecken miterlebt hat, will er an Stelle des bereits toten Lagerleiters für dessen Verbrechen büßen.

    Hier bedarf es wohl keines weiteren Kommentares, höchstens jenem, dass jeder »andersdenkende« Trekkie die Folge dringend nachholen sollte, falls er sie noch nicht kennt, oder einfach wieder einmal die DVD hervorholen.

    Der »Spaß« am Krieg

    Das Tötungsspiel ist erneut eine Doppelfolge; sie beinhaltet die Episoden Nr. 18 und 19 der vierten Staffel von Star Trek: Raumschiff Voyager (1995–2001). In diesen haben die kriegerischen Hirogen die Crew der Voyager gefangengenommen und lassen die Mitglieder mit gelöschtem Gedächtnis unter anderem in einer Holodeck-Simulation des von den Nazis besetzten Frankreich agieren. Selbst die hartgesottenen Hirogen müssen dabei schließlich erkennen, dass Krieg alles andere als nur ein Spiel ist.

    Obwohl der Actionfaktor in Das Tötungsspiel natürlich eine Rolle spielt, behandelt die Folge auch einen anderen Aspekt: den Fehler, Krieg, Faschismus und auch Extremismus nicht ernst genug zu nehmen, nur weil der letzte Ausbruch möglicherweise schon eine relativ lange Zeit zurückliegt. Man mag aus seinen Fehlern lernen können, zu jeder Zeit. Ob man das allerdings auch wirklich getan hat, ist und bleibt eine andere Frage; ebenso, ob dergleichen in den Augen mancher wirklich eine Glorifizierung verdient.

    Keine Unterschiede

    Natürlich widmete man sich der schwierigen Thematik auch in der fünften Star Trek-Serie Star Trek: Enterprise (2001–2005). In In sicherem Gewahrsam, Folge 21 der ersten Staffel, treffen Captain Jonathan Archer (Scott Bakula) und seine Crew auf das menschenähnliche und äußerst totalitäre Volk der Tandaraner, das sämtliche Angehörige der Suliban in Internierungslager steckt, unabhängig davon, ob diese zur gefährlichen Terrororganisation Cabal gehören oder lediglich harmlose Zivilisten sind.

    In dieser Episode geht es im Großen und Ganzen um das Thema »Verallgemeinerung«. Sind alle Angehörigen einer Minderheit, einer Gruppe, eines Volkes, einer Ethnie Feinde, weil es eine gewalttätige Fraktion unter ihnen gibt? Gibt eine derartige Fraktion irgendjemandem das Recht dazu, Generalverdacht auszusprechen und sämtliche Zugehörige zu hassen, zu bekämpfen und auszugrenzen oder, schlimmer noch, auslöschen zu wollen?

    Wie allein schon die Bezeichnung »Suliban« verheißt, stellte man hier eine Metapher zu den damaligen Taliban her – und packte damit ein heißes Eisen an.

    Schlachtvieh

    Wie Negativität in beide Richtungen vonstattengehen kann, ist in Star Trek: Discovery (seit 2017) gut an der Figur des Kelpianers Saru (Anthony Rapp) zu erkennen. Die Kelpianer sind ein Volk mit naturgegebener Dauerangst. Dies rührt daher, dass sie auf ihrer Heimatwelt Kaminar als Nahrungsquelle für die ihnen überlegenen Ba’ul quasi gezüchtet und ab einem bestimmten Alter »geerntet« werden. Saru ist diesem Schicksal nur durch seinen Weggang zur Sternenflotte entkommen.

    In der Folge Donnerhall aus der sechsten Episode der zweiten Staffel kehrt Saru nach vielen Jahren »offworld« auf seinen Heimatplaneten zurück und muss erkennen, dass sein Volk den jetzigen Aggressoren und Unterdrückern einmal haushoch überlegen gewesen ist und durch dessen schnelleren technischen Fortschritt nun gewissermaßen die Quittung für sein früheres Verhalten erhält.

    Haben einstige Unterdrückte das Recht dazu, bei passender Gelegenheit ihrerseits ihre früheren Unterdrücker zu unterdrücken? Schaut man genauer hin, erkennt man auch hier ziemlich viele Parallelen zur Wirklichkeit und kann, wenn man dazu geneigt ist, lernen, dass auch bei ungleichmäßiger Verteilung von Kräften eine gesunde Mitte entstehen kann, wenn man sich entsprechend bemüht.

    Aufstand der Sklaven

    Offene Sklaverei ist glücklicherweise bis auf wenige schlimme Ausnahmen in den meisten Ländern dieser Welt in der heutigen Zeit kein Thema mehr. Doch bedeutet das Ende der Sklaverei nicht automatisch auch das Ende von Ausbeutung, auch nicht in der vermeintlich positiven Star Trek-Zukunftswelt.

    Bereits in den beiden ersten Folgen der bislang noch neuesten, diesjährigen Star Trek-Serie Star Trek: Picard, Gedenken und Karten und Legenden wird dies thematisiert. Nach einem Aufstand der Androiden nach dem Vorbild des verstorbenen Lt. Commander Data (Brent Spiner) ist die Erschaffung jeglicher künstlicher Lebensformen in der Sternenflotte verboten. Nur ungenügend stellt man sich dabei die Frage, ob der verheerende Aufstand der Androiden nicht auch durch die Unterschätzung von deren Fähigkeit zu empfinden und durch ihre Ausbeutung mitverursacht worden sein kann.

    Die Parallelen liegen auch hier auf der Hand: Zwar gibt es in der realen Welt (noch) keine Androiden, dafür aber Ausbeutung. Und insbesondere die Verfechter von Ideologien, denen mitunter auch genannte andersdenkenden Trekkies zugetan sind, setzen sich mehr oder weniger offen für eine Fortsetzung von Ausbeutung ein, auch wenn das Ganze meist andere und weit klangvollere Namen als »moderne Sklaverei« trägt.

    Andersdenkende Trekkies

    Dies waren nur ein paar Beispiele dafür, wie Star Trek in all seinen Inkarnationen Stellung zum Thema Extremismus und auch Faschismus bezieht. Verständnis für derartige Ideologien findet sich nirgends, es sei denn, jemand möchte sich etwa die Vorgehensweise der Cardassianer mit aller Macht schönreden.

    In Star Trek geht es seit jeher um ein friedvolles Miteinander. Dass dieses selbst unter den besten Voraussetzungen niemals ohne Konflikte stattfinden kann, war auch Roddenberry, King und all ihren Nachfolgern klar.

    Die Frage lautet stets: »Wie dann?« Durch die Unterdrückung derjenigen, die diese Konflikte real oder auch nur vermeintlich verursachen? Oder nicht viel eher durch eine sinnvolle Auseinandersetzung mit den Problemen, die mit diesen Konflikten einhergehen? Die Fähigkeit, Kritik zu üben ist wertvoll und sollte auch bei passenden Gelegenheiten angewendet werden. Doch die Kunst des Kritisierens besteht in der Sachlichkeit, nicht in Ausführungen, die unpassende Vergleiche anstellen.

    Nein, nicht alle Menschen denken so. Aber zumindest Trekkies sollten es tun, denn diese Fan-Bezeichnung beinhaltet vieles, was auch in der realen Welt außerhalb der Fernsehbildschirme, Kinoleinwände oder Buchseiten Relevanz besitzt. Toleranz und Sympathie für Ideologien der Ausgrenzung und Unterdrückung jedoch ganz sicherlich nicht.

    In diesem Sinn: Live Long And Prosper!

    Echo Station

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