Großes Theater – oder wahre Liebe: Die junge Gräfin 23 – Adelsroman
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Die junge Gräfin ist eine Familiensaga, die ihresgleichen sucht. Die junge Gräfin ist eine weit herausragende Figur, ein überzeugender, zum Leben erwachender Charakter – einfach liebenswert.
Der Briefumschlag flatterte zu Boden, ohne dass Alexandra es bemerkte. Mit beiden Händen, als könne sie daran Halt finden, umklammerte sie den Brief, dann ließ sie sich ächzend auf einen Stuhl fallen. Alexandra konnte es noch immer nicht glauben. Sie hätte wirklich mit allem gerechnet, aber nicht damit, nochmals etwas von Hendrik zu hören. Und dass er ihr Blumen schicken würde, darauf wäre sie im Traum nicht gekommen. Von allem, was an diesem Tage geschehen war, war das die Krönung. Oder sollte sie sagen … das Sahnehäubchen? Sie hatte sich schon sehr gefreut über diese wunderschönen Rosen an sich, dass sie von Hendrik Hoorgen gekommen waren, freute sie noch mehr. Ihre Hände zitterten vor Aufregung ein wenig, als sie sich endlich den Zeilen zuwandte, die er ihr geschrieben hatte. Sie war nicht aufgeregt, weil sie ein Geschenk eines Mannes bekommen hatte in den sie verliebt war. Nein, das war nicht der Fall. Es war ganz einfach nur Freude. Auch eine Gräfin Alexandra genoss es, bewundert zu werden; noch dazu von einem Mann, der charmant, gebildet, witzig war und dazu noch unverschämt gut aussah. Liebe Alexandra, las sie, alles, was ich Ihnen gesagt habe, ist zutreffend. Ich kann eher was mit einem Stamm Eingeborener im tiefsten Afrika anfangen als mit dem Adel. Und der Gedanke, in einem Schloss wohnen zu müssen, mag es noch so prachtvoll sein wie Ihr Schloss Waldenburg, ist gruselig. Aber…, wie ich es gesagt habe, das war absolut unmöglich. Und dafür möchte ich mich in aller Form entschuldigen, und es war auch sehr vermessen, denn niemand hat mich eingeladen, bei Ihnen zu wohnen, und Sie haben mich auch nicht dazu ermuntert, mich mit Ihnen zu verloben. Es waren wohl meine Bindungsängste, die mich dazu verleitet haben, mich so zu verhalten. Also nochmals die zweite Entschuldigung eines reuigen Sünders!
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Großes Theater – oder wahre Liebe - Michaela Dornberg
Die junge Gräfin
– 23 –
Großes Theater – oder wahre Liebe
… und eine schlimme Enttäuschung in der Familie
Michaela Dornberg
Der Briefumschlag flatterte zu Boden, ohne dass Alexandra es bemerkte.
Mit beiden Händen, als könne sie daran Halt finden, umklammerte sie den Brief, dann ließ sie sich ächzend auf einen Stuhl fallen.
Alexandra konnte es noch immer nicht glauben. Sie hätte wirklich mit allem gerechnet, aber nicht damit, nochmals etwas von Hendrik zu hören. Und dass er ihr Blumen schicken würde, darauf wäre sie im Traum nicht gekommen.
Von allem, was an diesem Tage geschehen war, war das die Krönung.
Oder sollte sie sagen … das Sahnehäubchen?
Sie hatte sich schon sehr gefreut über diese wunderschönen Rosen an sich, dass sie von Hendrik Hoorgen gekommen waren, freute sie noch mehr.
Ihre Hände zitterten vor Aufregung ein wenig, als sie sich endlich den Zeilen zuwandte, die er ihr geschrieben hatte.
Sie war nicht aufgeregt, weil sie ein Geschenk eines Mannes bekommen hatte in den sie verliebt war. Nein, das war nicht der Fall. Es war ganz einfach nur Freude.
Auch eine Gräfin Alexandra genoss es, bewundert zu werden; noch dazu von einem Mann, der charmant, gebildet, witzig war und dazu noch unverschämt gut aussah.
Liebe Alexandra, las sie, alles, was ich Ihnen gesagt habe, ist zutreffend. Ich kann eher was mit einem Stamm Eingeborener im tiefsten Afrika anfangen als mit dem Adel. Und der Gedanke, in einem Schloss wohnen zu müssen, mag es noch so prachtvoll sein wie Ihr Schloss Waldenburg, ist gruselig. Aber…, wie ich es gesagt habe, das war absolut unmöglich. Und dafür möchte ich mich in aller Form entschuldigen, und es war auch sehr vermessen, denn niemand hat mich eingeladen, bei Ihnen zu wohnen, und Sie haben mich auch nicht dazu ermuntert, mich mit Ihnen zu verloben. Es waren wohl meine Bindungsängste, die mich dazu verleitet haben, mich so zu verhalten. Also nochmals die zweite Entschuldigung eines reuigen Sünders! Sie haben mich von der ersten Sekunde an fasziniert, ein Eindruck, der durch unser Gespräch in dem Café noch verstärkt wurde. Und wie Sie mit meinem flegelhaften Benehmen umgegangen sind, das war ganz große Klasse. Zu alledem sind Sie auch noch wunderschön. Ich würde gern mit Ihnen in Verbindung bleiben, sehr gern sogar. Und ich würde mich wahnsinnig über ein Lebenszeichen von Ihnen freuen. Unter der folgenden Nummer können Sie mich Tag und Nacht erreichen.« Dann folgte, dick unterstrichen, mit großen, nicht zu übersehenden Zahlen, die Nummer. »Um Ihren Anruf nicht zu verpassen, werde ich mein Handy Tag und Nacht eingeschaltet lassen. Bitte, geben Sie Ihrem Herzen einen Stoß und verzeihen Sie einem Rüpel. Mit herzlichen Grüßen und ganz viel Hoffnung im Herzen verbleibe ich Ihr sehr ergebener Hendrik.
Seine Unterschrift war schwungvoll, wie er überhaupt eine sehr klare, männliche Schrift hatte. Aber das war ihr sofort aufgefallen, als sie den ersten Blick auf die Zeilen geworfen hatte.
Es folgte noch ein PS:
Testen Sie mich, ich kann sehr nett sein, wirklich.
Darüber musste sie lächeln.
Sie strich das Blatt glatt, ließ es auf ihren Schoß sinken.
Alexandra freute sich.
Sie freute sich sogar sehr.
Und hatte sie es sich nicht gewünscht, mit diesem Mann in Verbindung zu bleiben, der ihr auf schon sehr ungewöhnliche Weise ins Leben geschneit war?
Bei Beinahe-Zusammenstößen auf einer Landstraße lernte man normalerweise keine Männer kennen.
Zum Glück war nichts passiert, und das war wohl in erster Linie ihrer Geistesgegenwart zu verdanken gewesen. Aber das war jetzt auch egal.
Das Kaffeetrinken mit ihm danach war nett gewesen, seiner Bitte um ein Wiedersehen hatte sie nicht nachgegeben, es bereut, und dann dieses unverhoffte Wiedersehen bei der Vernissage in Olaf Christensens Galerie. Da war er aber einfach verschwunden, ihr drittes Zusammentreffen hatte auf Waldenburg stattgefunden.
Manchmal war die Welt wirklich sehr klein.
Hendrik Hoorgen war der Freund des ausstellenden Künstlers, und Olaf und Marion hatten die beiden zum Abendessen mit aufs Schloss gebracht.
Da hatte Alexandra sich ein Herz gefasst und ihm signalisiert, dass sie nun auch an einem Wiedersehen interessiert war.
Autsch …
Es hatte ihrem Ego schon ganz schön wehgetan, von ihm eine Abfuhr zu erleiden, indem er ihr sagte, dass er sie unter normalen Umständen sehr gern kennen lernen würde, dass sie so ganz in sein Beuteschema passte, aber …
Eine Gräfin, noch dazu eine mit einem eigenen Schloss passten nicht in sein Weltbild, und deswegen wolle er weitere Zusammentreffen nicht forcieren, sondern sie dem Zufall überlassen.
Alexandra lächelte.
Ein ganz schönes Hin- und Her, ein ziemliches Durcheinander.
Seine reuevollen Worte gefielen ihr, doch das Problem war damit nicht aus der Welt geräumt, denn er hatte schon mit seinen ersten Worten erklärt, dass sich an seiner grundsätzlichen Einstellung nichts geändert hatte.
Also kein Adel!
Kein Schloss!
Sie war Gräfin, und ein Schloss besaß sie auch, und da es in ihren Händen lag, die Waldenburgs in die Zukunft zu führen, würde sie ihre Heimat auch für nichts und niemanden verlassen. Warum denn auch? Für sie gab es nichts Schöneres als genau da zu leben wo sie lebte, und die Verantwortung, die sie tragen durfte, ja, durfte, nicht musste, machte sie stolz und glücklich.
Halt!
Stop einmal, Hendrik Hoorgen hatte ihr in diesem Brief keinen Antrag gemacht, er wollte nur mit ihr in Verbindung bleiben, trotz der Ablehnung ihrer gesellschaftlichen Stellung. Er wollte es, weil er sie mochte.
Und sie?
Sie fand ihn sympathisch, unterhielt sich gern mit ihm, genoss seine Bewunderung. Doch das war es auch schon. Sie war nicht die Bohne in ihn verliebt.
Also konnte sie ihn irgendwann auch mal anrufen, denn eines war gewiss, sie würden interessante Gespräche miteinander führen, und wenn in denen ein wenig Bewunderung für sie durchschimmern würde, dann würde sie es genießen. Sie war halt eine Frau, die die Bewunderung zwar nicht brauchte um ihr Ego aufzuwerten, aber die sie auf jeden Fall genoss.
Alexandra stand auf, legte den Brief auf ihren Schreibtisch, dann wollte sie das Büro verlassen.
An der Tür besann sie sich, ging zurück, nahm den Brief an sich.
Konnte ja sein, dass sie ihn später noch mal lesen wollte, dachte sie zu ihrer eigenen Entschuldigung. Dabei wusste sie schon jetzt, dass sie die Zeilen auf jeden Fall nochmals lesen würde. Und diesen wundervollen Rosenstrauß würde sie jetzt auch mit ganz anderen Augen sehen.
Stil hatte er schon, dieser Hendrik Hoorgen, dachte sie, während sie das Licht löschte, und wenn er und nicht der Florist genau diese Rosen ausgewählt hatte, dann besaß er auch einen sehr guten Geschmack.
In der Halle stieß sie auf Monika, ihre neue, alte Köchin, die über sich hinauswuchs, seit sie in der Küche das Zepter in der Hand hatte und nicht mehr als Beiköchin fungieren musste.
»Ich war noch mal draußen im Kräutergarten«, erklärte sie und hielt Alexandra ein Sträußchen entgegen, »ich hatte kein Rosmarin mehr, und das brauche ich ja wohl für die Kartoffeln vom Backblech, die Sie sich für heute Abend gewünscht haben, Frau von Waldenburg.«
Stimmt!
Das hatte Alexandra aber vollkommen vergessen. Ihr wurde immer mehr bewusst, dass das Gehirn wirklich nicht alles speicherte, besonders das nicht, was unwesentlich war. Und so schwand auch immer mehr ihre Sorge, bei ihrem Vater könne doch etwas bedenklich sein, weil er die Geheimzahl für sein italienisches Konto vergessen hatte.
Sie hatte in kürzester Zeit nicht mehr an die Rosen gedacht, nicht an den dazugehörenden Brief, und die Rosmarinkartoffeln …
»Daran habe ich überhaupt nicht