Keine Romanze ohne Tränen: Die junge Gräfin 11 – Adelsroman
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Die junge Gräfin ist eine Familiensaga, die ihresgleichen sucht. Die junge Gräfin ist eine weit herausragende Figur, ein überzeugender, zum Leben erwachender Charakter – einfach liebenswert.
Alexandra von Waldenburg hatte keine Gelegenheit mehr über den unbekannten Besucher nachzudenken, weil ihre Freundin wie ein Schwarm Heuschrecken bei ihr einfiel und sofort anfing zu reden wie ein Buch. Dass sie sich dabei wiederholte, dass sie diese Geschichte bereits am Telefon erzählt hatte, war Liliane nicht bewusst. Als Liliane endlich einmal eine Pause machte um Luft zu holen, sagte Alexandra rasch: »Lil, mit der ganzen Rederei kommst du keinen Schritt weiter. Du wiederholst dich. Und irgendwann hat man keine Lust, dir weiter zuzuhören oder man nimmt das, was du sagst, nicht mehr ernst. Ich hab mal gelesen, dass man, wenn man über etwas immer wieder reden oder nachdenken muss, es keinen Platz mehr im Leben hat. Man muss es verändern. Und diesen Rat kann ich dir zum wiederholten Male geben, verändere etwas … Entweder du verlässt Dr. Dammer oder du arrangierst dich mit seiner Einstellung zum Leben, in dem seine Patienten einen wichtigen Platz einnehmen, aber auch seine Eltern.« Liliane griff so heftig nach ihrem Glas, dass etwas überschwappte. »Oh, Verzeihung«, murmelte sie und wischte alles rasch weg. Dann trank sie etwas, diesmal allerdings gesittet, stellte behutsam das Glas wieder ab. Alexandra musste lachen. »Jetzt übertreibst du aber, meine liebe Lil, und ein solches Verhalten passt nicht zu dir …, dieser Tisch steht auf Schloss Waldenburg seit Jahrhunderten. Ich denk mal, dass du nicht die Erste bist, die auf ihm etwas verschüttet hat, also, benimm dich wieder normal. Es ist überhaupt nichts passiert.« Liliane seufzte. »Stimmt, den Schaden hier habe ich sofort beseitigen können. In meinem Privatleben reiße ich ein Loch auf, stopfe es wieder zu, um es erneut aufzureißen, ganz wie ein Finanzjongleur, nur geht es dabei nicht um Geld, sondern um Gefühle …, meine Gefühle.«
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Keine Romanze ohne Tränen - Michaela Dornberg
Die junge Gräfin
– 11–
Keine Romanze ohne Tränen
… doch eine Schlossherrin mit großen Sorgen
Michaela Dornberg
Alexandra von Waldenburg hatte keine Gelegenheit mehr über den unbekannten Besucher nachzudenken, weil ihre Freundin wie ein Schwarm Heuschrecken bei ihr einfiel und sofort anfing zu reden wie ein Buch.
Dass sie sich dabei wiederholte, dass sie diese Geschichte bereits am Telefon erzählt hatte, war Liliane nicht bewusst.
Als Liliane endlich einmal eine Pause machte um Luft zu holen, sagte Alexandra rasch: »Lil, mit der ganzen Rederei kommst du keinen Schritt weiter. Du wiederholst dich. Und irgendwann hat man keine Lust, dir weiter zuzuhören oder man nimmt das, was du sagst, nicht mehr ernst. Ich hab mal gelesen, dass man, wenn man über etwas immer wieder reden oder nachdenken muss, es keinen Platz mehr im Leben hat. Man muss es verändern. Und diesen Rat kann ich dir zum wiederholten Male geben, verändere etwas … Entweder du verlässt Dr. Dammer oder du arrangierst dich mit seiner Einstellung zum Leben, in dem seine Patienten einen wichtigen Platz einnehmen, aber auch seine Eltern.«
Liliane griff so heftig nach ihrem Glas, dass etwas überschwappte.
»Oh, Verzeihung«, murmelte sie und wischte alles rasch weg. Dann trank sie etwas, diesmal allerdings gesittet, stellte behutsam das Glas wieder ab.
Alexandra musste lachen.
»Jetzt übertreibst du aber, meine liebe Lil, und ein solches Verhalten passt nicht zu dir …, dieser Tisch steht auf Schloss Waldenburg seit Jahrhunderten. Ich denk mal, dass du nicht die Erste bist, die auf ihm etwas verschüttet hat, also, benimm dich wieder normal. Es ist überhaupt nichts passiert.«
Liliane seufzte. »Stimmt, den Schaden hier habe ich sofort beseitigen können. In meinem Privatleben reiße ich ein Loch auf, stopfe es wieder zu, um es erneut aufzureißen, ganz wie ein Finanzjongleur, nur geht es dabei nicht um Geld, sondern um Gefühle …, meine Gefühle.«
»Und um die von Lars«, fügte Alexandra hinzu. »Glaubst du, dem gefällt die Achterbahn der Gefühle mit diesem ewigen einmal Ja und einmal Nein und dann ein zögerliches Vielleicht? Lil, was willst du?«
Wieder ein Seufzer.
»Was alle wollen …, glücklich und in Frieden leben und das Gefühl haben, dass ich die Nummer Eins bin.«
Liliane war ja so verbohrt!
Was erwartete sie eigentlich?
Alexandra hatte ihre allerbeste Freundin wirklich gern, aber manchmal verstand sie sie nicht.
»Lil, das bist du. Wenn du es nicht wärst, dann hätte der Doc dir keinen Heiratsantrag gemacht. Es ist doch nicht so, dass in Kaimburg Frauennotstand herrscht und er auf die Erstbeste zurückgreifen musste, weil das Angebot so gering ist. Mensch, Lil, wach auf. Er hätte an jedem Finger seiner Hände zehn Frauen haben können, aber er wollte keine von denen, er wollte dich. Ist das nicht Liebesbeweis genug?«
»Ja, ja, stimmt schon, aber er zeigt mir nicht so oft, dass und wie sehr er mich liebt. Wir sind noch nicht einmal verheiratet, und alles ist mehr oder weniger Routine.«
»Das zeigt, liebe Lil, dass ihr ein gut eingespieltes Team seid, wenn die Werbewochen erst mal vorbei sind, dann kehrt der Alltag ein, in jede Beziehung. Und der Alltag ist es doch auch, was wir leben. Niemand schwebt ewig auf Wolke Sieben in die Glückseligkeit … Ehrlich mal, Lil, was du da von dir gibst, das ist einfach nur pubertär, und deine Erwartungshaltungen sind es auch. Wenn du so weitermachst, dann musst du dir keine Gedanken mehr machen, ob du ihn verlässt oder bei ihm bleibst …, dann hat der Doc von dir die Nase voll und macht Schluss. Hast du darüber schon mal nachgedacht?«
Liliane starrte ihre Freundin entgeistert an. Ihr war eindeutig anzusehen, dass sie derartige Rückschlüsse noch niemals gezogen hatte. Sie hatte immer nur sich gesehen, gejammert, ohne sich darüber klar zu sein, was sie eigentlich wollte.
»Das …, das wäre ganz grauenvoll«, stammelte sie schließlich voller Entsetzen.
»Na bitte, Lil, da haben wir es doch. Du liebst Lars, oder sagst du das jetzt, weil du es aus lauter Eitelkeit nicht ertragen könntest, die Verlassene zu sein? Kann ich verstehen, und da kann ich aus eigener Erfahrung mitreden …, zu gehen ist einfacher als sitzengelassen zu werden. Das schmerzt mehr. Aber darum geht es jetzt nicht. Es geht einzig und allein darum, was du willst. Und wiederhole dich jetzt bitte nicht und sag mir zum tausendsten Mal, dass du die Nummer eins bei ihm sein willst, denn dann muss ich dir zum tausendsten Mal sagen, dass du das bist.«
Liliane griff nach ihrem Glas, führte es zum Mund, trank ein wenig von dem köstlichen Rotwein, der wie dunkler Purpur durch das kostbare Kristall schimmerte.
»Ich kann ganz schön nervig sein, stimmt’s? Ach, meine liebe Alex, du bist ganz schön geschlagen mit einer solchen Freundin, bei der es immer nur heißt rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Weißt du, vielleicht zicke ich auch nur so herum, weil ich bereits eine gescheiterte Ehe hinter mir habe und ein solches Fiasko nicht noch einmal erleben möchte. Gebranntes Kind scheut das Feuer.«
»Liebe Lil, jetzt vergleichst du Äpfel mit Birnen. Du kannst doch nicht Lars Dammer mit deinem Ex vergleichen.«
Liliane holte tief Luft, um etwas darauf zu sagen, doch Alexandra ließ es dazu überhaupt nicht kommen.
»Lil, wenn du jetzt wieder sagen willst, dass es mit diesem Robby auch schöne Momente gab, Momente voller Leidenschaft, freudiger Überraschung und Atemlosigkeit, dann lass es. Das habe ich auch schon hinreichend gehört. Und wenn du diese kurzen Glücksmomente mit dem ansonsten nicht so prickelnden Leben an seiner Seite vergleichst, dann, liebe Lil, waren sie teuer bezahlt. Und denke an das Ende, als du aus Amerika wieder nach Deutschland zurückkamst. Ich sage es nicht gern, aber da warst du ein emotionales Wrack, und deine körperliche Verfassung war auch nicht die Beste. Schon alles vergessen? Siehst du, wie sehr dein Vergleich hinkt?«
Lil griff wieder nach ihrem Glas, nicht unbedingt, weil sie jetzt etwas trinken musste, sondern eher aus Verlegenheit. Ihre Freundin hatte recht, und es war Zeit, sich das einzugestehen. Sie musste aufhören, Robby immer wie ein Ass aus dem Ärmel zu holen. Die Ehe war, bis auf ein paar glanzvolle Höhepunkte, schrecklich gewesen. Sonst wäre sie auch nicht gescheitert. Sie wollte ja auch gar nicht Robby mit Lars vergleichen, sie wünschte sich halt nur die wilde Leidenschaft, die es am Anfang ihrer Ehe gegeben hatte. Mit Lars war, zumindest war das ihr Empfinden, alles ein wenig wohltemperiert.
»Alex, du hast recht. Ich begreife allmählich, dass ich mir einen eigenen Partner kreieren will. Die Verlässlichkeit, Güte und treusorgende Liebe von Lars und die Leidenschaft, die Verrücktheit, Spontanität von Robby …, ich glaube, da habe ich mich in etwas verrannt.«
»Ja, Lil, das würde ich auch so sehen, also frage dich nun in aller Ernsthaftigkeit, was wichtig für dich ist …, wenn du meine Meinung hören willst, Lars ist für dich der Richtige. Er ist der ruhige Pol in deinem Leben, bei ihm kannst du dich anlehnen, du weißt, dass er dich auf Händen trägt. Du fühlst es, er beweist es dir immerfort. Warum reicht dir das nicht? Warum brauchst du zur Bestätigung immerfort Worte? Weißt du, Lil, manches kann man totreden, und selbst die heißesten Liebesschwüre klingen irgendwann schal, wenn man sie immer wieder vorgebetet bekommt. Weißt du, vielleicht wäre es für euch gar nicht verkehrt, mal zu einer