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Der Mann, der Hadleyburg korrumpierte
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Der Mann, der Hadleyburg korrumpierte
Ebook74 pages1 hour

Der Mann, der Hadleyburg korrumpierte

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About this ebook

Hadleyburg ist eine amerikanische Kleinstadt, die für die Rechtschaffenheit ihrer Bewohner bekannt ist. Eines Tages kommt ein Fremder in die Stadt zu Mary Richards und überreicht ihr einen Sack mit Goldmünzen im Wert von 40.000 $. Das Geld ist für denjenigen bestimmt, der ihm einst - als er hungrig und ohne einen Cent in der Tasche war - 20 $ schenkte und damit sein Leben rettete. Die Worte, die der Unbekannte ihm mit auf den Weg gab, befinden sich im Sack und sollen der eindeutige Beleg dafür sein, welcher Bürger Hadleyburgs der rechtmäßige Besitzer des Geldes ist. Die Geschichte kommt in Gang und damit eine spannende Entwicklung unter den Bürgern von Hadleyburg. Mark Twain stellt ihre Redlichkeit und Unbestechlichkeit auf die Probe.

Es handelt sich um eine aktualisierte Auflage! (14. Februar 2016)
LanguageDeutsch
Release dateApr 20, 2015
ISBN9783990414538
Author

Mark Twain

Mark Twain, who was born Samuel L. Clemens in Missouri in 1835, wrote some of the most enduring works of literature in the English language, including The Adventures of Tom Sawyer and The Adventures of Huckleberry Finn. Personal Recollections of Joan of Arc was his last completed book—and, by his own estimate, his best. Its acquisition by Harper & Brothers allowed Twain to stave off bankruptcy. He died in 1910. 

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    Der Mann, der Hadleyburg korrumpierte - Mark Twain

    Mark Twain

    Der Mann, der Hadleyburg korrumpierte

    Copyright © 2015 Der Drehbuchverlag, Wien

    2. Auflage, 14. Februar 2016

    Alle Rechte vorbehalten

    eBook: Der Mann, der Hadleyburg korrumpierte

    ISBN: 978-3-99041-453-8

    Inhaltsverzeichnis

    I

    II

    III

    IV

    I

    Es ist viele Jahre her. Hadleyburg war im weiten Umkreis die redlichste und rechtschaffenste Stadt. Drei Generationen hindurch hatte es diesen Ruf makellos erhalten und war stolz darauf, mehr als auf jeden anderen Besitz. So stolz war es auf seinen Ruf und so eifrig bestrebt, ihn zu wahren, dass es die Grundsätze redlichen Lebenswandels den Kindern schon in der Wiege einzutrichtern begann und derlei Lehren ihre ganze Schulzeit hindurch zum Hauptgegenstand ihrer Erziehung machte. Zudem hielt man den jungen Leuten in den bildungsfähigen Jahren alle Versuchungen fern, damit ihre Redlichkeit sich ungestört kräftigen und festigen und ihnen in Fleisch und Blut übergehen konnte. Die Nachbarstädte neideten Hadleyburg diese ehrenvolle Vorrangstellung und taten, als lächelten sie über seinen Stolz, den sie Eitelkeit nannten; aber dennoch mussten sie einräumen, dass Hadleyburg in der Tat eine unbestechliche Stadt war, und auf stärkeres Drängen gaben sie auch zu, die bloße Tatsache, dass ein junger Mann aus Hadleyburg stamme, reiche völlig als Empfehlung aus, wenn er seine Heimatstadt auf der Suche nach einer verantwortungsvollen Stellung verlasse. Aber schließlich, wie die Zeit verstrich, hatte Hadleyburg einmal das Pech, einen durchreisenden Fremden zu beleidigen - wahrscheinlich, ohne es zu wissen, und ganz bestimmt, ohne sich viel Gedanken darüber zu machen, denn Hadleyburg war selbstzufrieden und scherte sich keinen Pfifferling um Fremde oder deren Meinung. Und doch hätte es in diesem einen Falle lieber eine Ausnahme machen sollen, denn er war ein bitterer, rachsüchtiger Mensch. Ein ganzes Jahr lang, auf all seinen Wegen, behielt er die Kränkung im Gedächtnis und widmete alle Mußestunden dem Versuch, eine befriedigende Genugtuung zu ersinnen. Er tüftelte mancherlei Pläne aus, und alle waren gut, aber keiner war ihm durchgreifend genug; noch der harmloseste aus dieser Reihe hätte eine große Anzahl Menschen in Mitleidenschaft gezogen, aber was er suchte, war ein Plan, der die ganze Stadt erfasste und keinen einzigen Einwohner unbehelligt davonkommen ließe. Schließlich hatte er eine glückliche Idee, und als sie ihm ins Gehirn schoss, entzündete sie in seinem ganzen Kopf ein boshaftes Entzücken. Er ging sogleich daran, seinen Plan zu entwerfen, und sagte sich dabei: »Das ist genau das Richtige - ich werde die Stadt korrumpieren.« Sechs Monate später fuhr er nach Hadleyburg und hielt gegen zehn Uhr abends mit einem Einspänner vor dem Haus des alten Bankkassierers. Er zerrte einen Sack aus dem Wagen, schulterte ihn, wankte durch den Vorgarten und klopfte an die Tür. Eine Frauenstimme rief: »Herein!«, und er trat ein, setzte seinen Sack im Wohnzimmer hinter dem Ofen ab und wandte sich höflich an die alte Dame, die neben der Lampe saß und im »Missionsboten« las:

       »Bitte, behalten Sie Platz, Madam, ich möchte nicht stören. So, jetzt ist er ganz gut versteckt - man sieht kaum, dass er da ist. Kann ich Ihren Gatten einen Augenblick sprechen, Madam?«

       »Nein, er war nach Brixton gefahren und würde wohl erst am Morgen zurückkommen.«

       »Na schön, Madam, das macht nichts. Ich wollte nur diesen Sack hier in seiner Obhut lassen, damit er ihn dem rechtmäßigen Besitzer aushändigt, sobald er gefunden ist. Ich bin fremd hier; er kennt mich nicht; ich bin heute nur auf der Durchreise, um etwas zu erledigen, das mir schon lange auf der Seele liegt. Mein Auftrag ist nun erfüllt, und ich gehe, befriedigt und ein bisschen stolz, und Sie werden mich nie wiedersehen. An dem Sack hängt ein Zettel, der alles Weitere erklärt. Gute Nacht, Madam.«

    Die alte Dame fürchtete sich vor dem geheimnisvollen, hochgewachsenen Fremden und war froh, dass er ging. Aber nun war ihre Neugier erwacht, und sie näherte sich sogleich dem Sack, um den Zettel zu holen. Darauf stand: „Zu veröffentlichen, oder der richtige Mann ist durch private Nachforschung zu ermitteln - beides führt zum Ziel. Dieser Sack enthält Goldmünzen im Gewicht von einhundertsechzig Pfund vier Unzen..."

       »Himmlischer Vater! die Tür ist nicht abgeschlossen!«

       Am ganzen Leibe zitternd, stürzte Mrs. Richards zur Tür, verschloss sie, ließ die Rollvorhänge an den Fenstern herab, dann stand sie bestürzt und besorgt da und fragte sich, was sie noch tun könnte, um sich und das Geld wirksamer zu sichern. Sie lauschte eine Weile, ob Einbrecher zu hören seien, aber ihre Neugier übermannte sie, und sie trat an die Lampe zurück, um den Zettel zu Ende zu lesen: „Ich bin Ausländer und kehre nun für immer in meine Heimat zurück. Ich bin Amerika für alles dankbar, was es mir während meines langen Aufenthaltes unter seiner Flagge schenkte; besonders einem seiner Bürger - einem Bürger Hadleyburgs - danke ich für eine große Gefälligkeit, die er mir vor einem oder zwei Jahren erwiesen hat. Genaugenommen waren es zwei Gefälligkeiten. Ich möchte das erklären. Ich war Spieler. Wohlgemerkt, ich war es, und zwar ein ruinierter Spieler. Ich kam bei Nacht hungrig und ohne einen Penny in diese Stadt. Ich bat um Hilfe - im Dunkeln; bei Licht zu betteln, schämte ich mich. Ich bat den Richtigen. Er schenkte mir zwanzig Dollar - in meinen Augen schenkte er mir das Leben. Er schenkte mir sogar ein Vermögen; denn mit Hilfe dieses Geldes bin ich am Spieltisch reich geworden. Außerdem hat mich eine Bemerkung, die er an mich richtete, bis

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