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Reich, schön und ein bischen rebellisch
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Ebook93 pages1 hour

Reich, schön und ein bischen rebellisch

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About this ebook

Es war einmal eine reiche Maid, die von ihrem Vater aus dem Haus gejagt wurde, weil sie sich partout nicht für Ritter auf weißen Pferden interessierte. Stattdessen wollte sie ihr Leben lieber mit einer Frau verbringen – genauer gesagt mit Dawn, einer Supermarktkassiererin.

„Reich, schön und ein bisschen rebellisch“ ist eine Geschichte ohne Helden und Ungeheuer, aber mit zwei jungen Frauen, die ausziehen, um mit ihren Gitarren die Welt zu erobern.

Hinweis: Die englische Originalausgabe ist ebenfalls im Ylva Verlag unter dem Titel "Rich Girl" erschienen.

LanguageDeutsch
Release dateJun 27, 2014
ISBN9783955332327
Reich, schön und ein bischen rebellisch
Author

Joan Arling

Joan Arling is a little hard to localize: She lives on German bread, French wine, Irish beer, and Dutch tobacco.When she can afford it, she also likes whiskies from the southern coast of Islay. She’s been a truck driver, a teacher, a drug courier, a rock musician. Her favourite pastimes are mistreating her guitar and spoiling her best friend’s three tabbies.Oh yes, reading and writing, too.So far, she has published two short stories and one novella.

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    Reich, schön und ein bischen rebellisch - Joan Arling

    Es war einmal eine Frau, für deren Porträt Michelangelo ein Auge geopfert hätte.

    Sie stand beim Buffet und selbst aus der Entfernung konnte man nicht übersehen, dass sie Klasse hatte. Ihre Kleidung war nicht etwa von einer Nobelmarke, nein, sie war sogar maßgeschneidert. Ihr Haar sah aus, als ob sie gerade mit den Fingern hindurchgefahren wäre, aber jede Strähne lag genau richtig. Ihr Friseur musste ein Künstler sein. Kaum Schmuck, aber ihre winzigen Ohrringe und der unauffällige Anhänger waren wahrscheinlich mehr wert als das Auto, auf das ich sparte. Für all den Reichtum hier im Raum hatte sie anscheinend keine Augen. Na ja, ein Fisch interessiert sich ja auch nicht fürs Wasser.

    Wenn ich an Luxus dachte, fiel mir eher eine Tasse heißer Kakao ein. Handgemacht. Keine Schweizer Schokolade, die in heißer Milch schmolz, sondern ein Löffel Kakaopulver, aufgelöst in Kondensmilch (mindestens zehn Prozent Fett!), mit kochendem Wasser aufgefüllt. Nicht gerade Haute Cuisine, einfach nur, was ich als kleines Mädchen bekommen hatte. Jedenfalls sonntags.

    Ob sie so etwas kannte? Oder war ihr das zu schnöde?

    »Junge Dame, würde es Ihnen etwas ausmachen, mir noch ein Glas Champagner zu holen?«

    Die Stimme einer älteren Frau hinter mir riss mich aus meinen Gedanken.

    Sah ich etwa aus, als gehörte ich zum Personal? Ich drehte mich um und nahm die Fremde in Augenschein – eine aufgedonnerte alte Hexe, wenn Sie mir den Ausdruck gestatten. Sie hatte wahrscheinlich ein Vermögen ausgegeben, um jünger zu wirken, als sie tatsächlich war. Ihr Tonfall ließ ihre Frage eher nach einem Befehl klingen, also entgegnete ich: »Sie machen Witze, oder? Ich bin Ehrengast und werde später eine Lesung aus meinem letzten Bestseller halten.« Hach, wär das schön. Bisher hatte ich mich nicht einmal getraut, ein Manuskript an einen Verlag zu schicken. »Sehen Sie die Leute in Livree? Die besorgen Ihnen bestimmt gerne Ihren Schampus.«

    Sie blickte mich empört an, bevor sie sich abwandte, und murmelte etwas vom mangelnden Respekt der Bediensteten heutzutage.

    Ich überlegte, wer sie wohl war. Vielleicht die Frau des Bürgermeisters? Ich grinste bei dem Gedanken an meine Mitbewohnerin Maggie, die sich die Haare gerauft hätte. Das tat sie immer, wenn ich einen Promi im Fernsehen nicht erkannte. Selbst, wenn mir Madonna persönlich ins Gesicht gesprungen wäre.

    Obwohl, ein wenig konnte ich die ältere Dame auch verstehen. Meine Klamotten – Jeans, T-Shirt und Turnschuhe – standen in ziemlichem Kontrast zu den eleganten Aufmachungen um mich herum, waren aber viel praktischer, wenn es darum ging, den Raum für die Veranstaltung vorzubereiten. Das war auch der Grund, warum ich überhaupt hier war: Es handelte sich um einen Wohltätigkeitsball und die Helfer waren, anstelle einer Bezahlung, eingeladen, sich unter die Reichen und Schönen zu mischen.

    Ich wippte den Fuß zum Takt der Musik aus den Siebzigern und Achtzigern und betrachtete die Gäste. Eine Gästin besonders, um ehrlich zu sein. Die mit dem eigenwilligen Haarschnitt. Ich schätzte sie auf ein bis zwei Jahre jünger als ich, also um die dreiundzwanzig. Ihrem Gesichtsausdruck nach schien sie ziemlich gelangweilt und ich überlegte mir, wie ich ihre Augen zum Leuchten bringen könnte. Mein Gaydar empfing ein leises Ping. Ob sie wohl im Bett so beeindruckend war, wie sie aussah? Träum weiter! Ein klarer Fall von anschauen, nicht anfassen. Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Band, die gerade eine flotte Nummer begonnen hatte.

    Als die Musiker gerade das nächste Stück anstimmen wollten, fragte jemand neben mir: »Magst du tanzen?«

    Ich drehte mich um, nicht sicher, ob die Worte mir gegolten hatten, und da stand sie und lächelte mich an. Mir wäre beinahe das Glas aus der Hand gefallen.

    »Ich?« Ich sah mich um, nur um mich zu vergewissern, dass sie nicht jemand anders meinte. Aber hinter mir war nur die Wand. »Ich, äh, also …«

    Ein Ausdruck der Enttäuschung huschte über ihr Gesicht.

    Ich biss mir auf die Zunge. »Ich meine, na klar mag ich.« Mein Gesicht wurde warm und dann noch wärmer, als mir bewusst wurde, dass ich mich noch nicht einmal für die Aufforderung bedankt hatte. Ich stellte mein Getränk ab und folgte ihr auf die Tanzfläche.

    Ich konnte meinen Blick kaum von ihren anmutigen Bewegungen abwenden, aber als ich ihr ein Kompliment darüber machte, zuckte sie nur mit den Schultern und sagte: »Der ganze Unterricht muss ja zu irgendetwas gut gewesen sein.« Ihre Miene hellte sich auf. »So kann ich immerhin mit dir tanzen. Kann mich also nicht beklagen.«

    Schmeichlerin. Aber sie schien es ernst zu meinen. Hmm, komm näher.

    Ein paar langsame Stücke tanzten wir Wange an Wange und als sich unsere Brüste berührten, durchzuckte es mich wie ein milder Stromschlag. Ich atmete ihren Duft und den ihres Parfums ein. Was für ein Parfum war das? Süß, leicht, ein Hauch von frisch geschnittenem Gras, ansonsten undefinierbar. Wohl kaum von der Drogerie nebenan.

    Die Musik endete und die Gäste applaudierten höflich. Weiter vorne stand ein Typ auf und begann, eine Rede zu halten.

    Wir

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