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Monsun
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Ebook1,179 pages27 hours

Monsun

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About this ebook

Beginn des achtzehnten Jahrhunderts. Die mächtige East India Trading Company erleidet katastrophale Einbußen durch zunehmende Piraterei. Kapitän Sir Hal Hartley bereitet sich nach vier Jahren Dienstabwesenheit auf seine letzte und gefährlichste Seereise vor. Eine Fahrt die ihm entweder Tod oder Ruhm bringen wird. Sir Hal Hartley soll für Fürst und Vaterland den Indischen Ozean ein für allemal von dem Piraten Al-Alouf, genannt 'Der Schreckliche,' befreien.

Da gibt es dann aber auch noch Hal's vier von Grund auf verschiedene Söhne, von denen jeder eine ausschlagende Rolle in der Familiengeschichte der Courtneys spielen wird. Abenteuer und Leidenschaft werden das zukünftige Leben der in alle Winde verstreuten Brüder bestimmen.

Monsun ist ein Roman voll elektrisierender Spannung, Drama, Gefühl und Kampfszenen. Hier beweist Wilbur Smith dass er wirklich der beste Geschichtenerzähler der Welt ist.
LanguageEnglish
Release dateOct 15, 2016
ISBN9781786690869
Monsun
Author

Wilbur Smith

Described by Stephen King as “the best historical novelist,” WILBUR SMITH made his debut in 1964 with When the Lion Feeds and has since sold more than 125 million copies of his books worldwide and been translated into twenty-six different languages. Born in Central Africa in 1933, he now lives in London.

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    Book preview

    Monsun - Wilbur Smith

    cover.jpg

    MONSUN

    Wilbur Smith

    Beginn der Lesung

    Über das Buch

    Über den Autor

    Inhaltsverzeichnis

    www.headofzeus.com

    Über Monsun

    img1.jpg

    Auf der hohen See des Indischen Ozeans stehen sich vier Brüder in einem Kampf voll Liebe, Krieg und Betrug gegenüber.

    Beginn des achtzehnten Jahrhunderts. Die mächtige East India Trading Company erleidet katastrophale Einbußen durch zunehmende Piraterie. Kapitän Sir Hal Hartley bereitet sich nach vier Jahren Dienstabwesenheit auf seine letzte und gefährlichste Seereise vor. Eine Fahrt, die ihm entweder Tod oder Ruhm bringen wird. Sir Hal Hartley soll für Fürst und Vaterland den Indischen Ozean ein für allemal von dem Piraten Al-Alouf, genannt ‘Der Schreckliche,’ befreien.

    Da gibt es dann aber auch noch Hals vier von Grund auf verschiedene Söhne, von denen jeder eine ausschlaggebende Rolle in der Familiengeschichte der Courtneys spielen wird. Abenteuer und Leidenschaft werden das zukünftige Leben der in alle Winde zerstreuten Brüder bestimmen.

    Monsun ist ein Roman voll elektrisierender Spannung, Drama, Gefühl und Kampfszenen. Hier beweist Wilbur Smith, dass er wirklich der beste Geschichtenerzähler der Welt ist.

    *

    ‘Lassen Sie sich von Monsun, einem Wirbelwind von einen Buch mitreißen... ein wahres Leseerlebnis.’

    Sunday Times (UK)

    ‘Eine wahre Lesefreude, wunderbar bis ins letzte Detail recherchiert, die Geschichte hat wahrlich die Gewalt der Atlantikwogen, ein unglaubliches Buch.’

    The Daily Mail (UK)

    Inhaltsverzeichnis

    Abdeckung

    Startseite

    Über Monsun

    Monsun

    Über Wilbur Smith

    Von Wilbur Smith

    Copyright

    Die drei Jungen kamen die steile Klamm hinter der Kirche herauf, sodass sie von dem Herrenhaus und den Ställen her nicht zu sehen waren. Der Älteste, Tom, ging wie immer voran, doch der jüngste der Brüder war dicht hinter ihm. Sobald Tom stehen blieb, wo der Bach seine erste Kehre oberhalb des Dorfes machte, begann der Knirps wieder zu nörgeln. «Warum muss ich immer den Ausguck spielen? Warum darf ich nie mitmachen, wenn der Spaß beginnt?»

    «Weil du der Kleinste bist», erklärte Tom trocken. Er blickte auf den Weiler hinab, der nun am Eingang des schmalen Tales zu sehen war. Von der Schmiede stieg Rauch auf und hinter der Hütte der Witwe Evans flatterte die Wäsche im leichten Ostwind. Doch keine Spur von Leben, keine Menschenseele war zu sehen. Um diese Tageszeit waren die meisten Männer draußen auf den Feldern seines Vaters, wo die Ernte in vollem Gange war, und die Frauen, die nicht an der Seite ihres Mannsvolks schufteten, waren im Herrenhaus bei der Arbeit.

    Tom grinste zufrieden und voller Vorfreude. «Niemand hat uns gesehen.» Kein Mensch würde ihrem Vater etwas erzählen können.

    «Das ist ungerecht!» Dorian ließ sich nicht so leicht abwimmeln. Seine rotgoldenen Locken fielen ihm in die Stirn über den grünen Augen, sodass er aussah wie ein zorniger Engel. «Ich darf gar nichts tun! Du verbietest mir alles!»

    «Und wer hat dich letzte Woche seinen Falken fliegen lassen? Das war doch ich, oder?», erwiderte Tom ärgerlich. «Wer hat dich gestern seine Muskete abfeuern lassen? Ich. Wer hat dich den Kutter steuern lassen?»

    «Ja, sicher, aber...»

    «Kein Aber!», zürnte Tom. «Wer ist hier der Captain?»

    «Du, Tom.» Unter dem strengen Blick seines großen Bruders schaute Dorian zu Boden. «Aber trotzdem...»

    «Du kannst an meiner Stelle mit Tom gehen, wenn du willst», sagte Guy leise. «Ich werde den Ausguck spielen.»

    Tom schaute seinen jüngeren Zwillingsbruder an und Dorian rief: «Wirklich, Guy, würdest du das tun?» Erst jetzt, als er lächelte, wurde seine ganze Schönheit sichtbar, so wie die Sonne, wenn sie zwischen den Wolken hervorbricht.

    «Nein, das wird er nicht!», widersprach Tom. «Dorry ist noch ein Baby. Er kann nicht mitkommen. Er muss aufs Dach, er ist der Ausguck.»

    «Ich bin kein Baby!», protestierte Dorian wütend. «Ich bin fast elf!»

    «Wenn du kein Baby bist, dann zeige uns deine Sackhaare», forderte Tom ihn heraus. Seit seine eigenen zu sprießen begonnen hatten, war das zu seinem Maßstab geworden.

    Dorian tat, als hätte er ihn nicht gehört. Er konnte nicht einmal blonden Flaum vorweisen im Gegensatz zum eindrucksvollen Busch, den sein großer Bruder nun mit sich herumtrug. Er versuchte es also anders. «Na gut, ich halte die Augen offen.»

    «Und zwar vom Dach aus», beendete Tom das Thema. «Und jetzt bewegt euch, sonst kommen wir zu spät.» Er kletterte eilig die steile Rinne den Bach entlang hinauf.

    Die beiden anderen trotteten mehr oder weniger widerwillig hinter ihm her. «Wer soll denn schon kommen», grollte Dorian weiter, «es sind doch alle bei der Arbeit. Eigentlich sollten auch wir bei der Ernte helfen.»

    «Black Billy», antwortete Tom, ohne sich umzuschauen. Die Erwähnung dieses Namens brachte sogar Dorian zum Schweigen. Black Billy war der älteste der Courtney-Söhne. Seine Mutter war eine äthiopische Prinzessin gewesen, eines der Mitbringsel aus Afrika, mit denen Sir Hal Courtney von seiner ersten Reise zu jenem geheimnisvollen Kontinent zurückgekehrt war: eine Braut von königlichem Geblüt und eine Schiffsladung von Schätzen, erbeutet von Holländern und Heiden, ein riesiges Vermögen, mit dem der Vater der Jungen das Gut, das den Courtneys seit Urzeiten gehörte, fast auf das Doppelte ausgedehnt hatte. Damit hatte er die Familie zu einer der reichsten in Devon gemacht, fast so reich wie die Grenvilles.

    William Courtney, «Black Billy» für seine Halbbrüder, war fast vierundzwanzig, sieben Jahre älter als die Zwillinge. Er war schlau und rücksichtslos und sah gut aus auf seine düstere, wölfische Art, und seine jüngeren Brüder fürchteten und hassten ihn aus gutem Grund. Sein Name ließ Dorian erzittern, und die letzte halbe Meile kletterten sie, ohne ein Wort zu sagen. Schließlich näherten sie sich der Klippe und machten unter der großen Eiche Rast, wo der Hühnerhabicht im letzten Frühjahr genistet hatte.

    Tom ließ sich ins Gras fallen und lehnte sich an den Baumstamm, um Atem zu schöpfen. «Wenn diese Brise sich hält, können wir morgen früh segeln gehen», verkündete er, während er seine Kappe abnahm und sich mit einem Ärmel den Schweiß von der Stirn wischte. In der Kappe steckte eine schöne Wildentenfeder von dem ersten Vogel, den er mit seinem eigenen Falken erlegt hatte.

    Er schaute sich um. Von hier aus konnte man fast das halbe Courtney-Gut überblicken, fünfzehntausend Morgen mit wogenden Hügeln und tiefen Tälern, mit Wäldern, Weiden und Kornfeldern, die sich bis zur Felsenküste erstreckten, fast bis zum Hafenbecken. Doch Tom kannte diese Landschaft so gut, dass er sich nicht lange mit der Aussicht aufhielt. «Ich gehe voraus und schaue nach, ob die Luft rein ist.» Er rappelte sich auf und schlich sich gebückt zu der Mauer, die die Kirche umgab. Dann hob er den Kopf und spähte über den Rand.

    Die Kirche war von seinem Urgroßvater errichtet worden, Sir Charles, der seinen Ritterschlag in Diensten der guten Königin Elisabeth erhalten hatte. Als einer ihrer Hochseekapitäne hatte er sich im Kampf gegen die Armada des Königs Philipp von Spanien große Ehre erworben. Vor über hundert Jahren hatte Sir Charles dann diese Kirche gebaut, Gott zum Ruhme und in Gedenken an die Seeschlacht vor Calais. Dort hatte er sich seine Ritterwürde verdient, wo zahllose spanische Galeonen brennend an den Strand getrieben worden waren, bevor die Reste der Flotte sich in den Stürmen verloren, die Vizeadmiral Drake als die «Stürme Gottes» bezeichnet hatte.

    Die Kirche war ein hübsches, achteckiges Bauwerk aus grauem Stein, mit einem hohen Turm, der an klaren Tagen von Plymouth aus, fast fünfzehn Meilen entfernt, zu sehen war. Tom flankte behände über die Mauer und schlich zwischen den Apfelbäumen hindurch zu der eisenbeschlagenen Sakristeitür. Er öffnete sie einen Spaltbreit und horchte angestrengt. Die Stille war undurchdringlich. Auf Zehenspitzen ging er zu der Tür, hinter der das Hauptschiff lag. Als er dort hineinspähte, sah er das Innere der Kirche, durch die hohen Buntglasfenster in allen Farben des Regenbogens beleuchtet. Die Fenster über dem Altar zeigten die englische Flotte in erbittertem Gefecht mit den Spaniern, während Gott von den Wolken herab billigend zuschaute, wie die spanischen Galeonen brannten.

    Die Fenster über dem Hauptportal hatte Toms Vater gestiftet. Dort waren die Holländer und die Moslemhorden die Feinde, die vernichtend geschlagen wurden, und Sir Hal, mit heldenhaft erhobenem Schwert und seiner äthiopischen Prinzessin an der Seite, schaute auf die Schlacht hinab. Beide waren in voller Rüstung, und auf ihren Schilden prangte das croix pattée des Ordens von St. George und dem Heiligen Gral.

    Die Kirche war leer. Die Vorbereitungen für Black Billys Trauung, die am kommenden Samstag stattfinden sollte, hatten noch nicht begonnen; Tom hatte das Gotteshaus ganz für sich allein. Rasch lief er zur Sakristeitür zurück und schaute hinaus. Er steckte zwei Finger in den Mund und ließ einen schrillen Pfiff erklingen, worauf seine beiden Brüder eilig über die Mauer sprangen und zu ihm gerannt kamen.

    «Ab zum Glockenstuhl, Dorry», befahl Tom, und da der kleine Rotschopf immer noch Anstalten zu machen schien, Protest einzulegen, ging er drohend einen Schritt auf ihn zu, worauf Dorian schmollend die Treppe hinauf verschwand.

    «Ist sie schon da?», fragte Guy mit belegter Stimme.

    «Nein. Es ist noch früh.» Tom ging auf die andere Seite des Kirchenschiffs und die dunkle Steintreppe hinunter, die in die unterirdische Krypta führte. Sobald er unten war, öffnete er den Lederbeutel, der neben der Dolchscheide an seinem Gürtel hing, und holte den schweren Eisenschlüssel heraus, den er am Morgen aus dem Schreibzimmer seines Vaters stibitzt hatte. Knirschend schwang das Eisentor auf. Tom zeigte keinerlei Zögern, als er die Gruft betrat, in der so viele seiner Vorfahren in ihren Steinsarkophagen ruhten. Guy folgte ihm zaghaft; er hatte sich noch nie wohl gefühlt in Anwesenheit der Toten.

    Durch hohe Fenster fiel schauriges Licht in die runde Krypta, vor deren Wand sechzehn Stein- und Marmorsärge aufgereiht waren, lauter Courtneys samt Gattinnen, angefangen bei Urgroßvater Charles. Guy schaute unwillkürlich auf den Marmorsarg, in dem die sterblichen Überreste seiner Mutter ruhten, die mittlere der drei toten Frauen seines Vaters. Auf dem Sargdeckel war ein Bild von ihr eingemeißelt: ein junges Mädchen, blass wie eine weiße Lilie. Wie schön sie war, dachte Guy. Er hatte sie nie gekannt, nie an ihrem Busen gesaugt. Die drei Tage Wehen bis zur Geburt der Zwillinge waren zu viel gewesen für solch ein zartes Geschöpf. Wenige Stunden nachdem Guy seinen ersten Schrei ausgestoßen hatte, war sie an Blutverlust und Erschöpfung gestorben. Die Jungen waren dann von einer Reihe von Ammen und Kinderfrauen großgezogen worden und von ihrer Stiefmutter, Dorians Mutter.

    Er ging zu dem Marmorsarg hinüber und kniete am Kopfende, welches die Inschrift trug: «In diesem Sarge ruht Margaret Courtney, geliebte zweite Gattin des Sir Henry Courtney, Mutter von Thomas und Guy, aus diesem Leben geschieden am zweiten Mai 1673. Geborgen im Herzen Jesu.» Guy schloss die Augen und betete.

    «Sie kann dich nicht hören», erklärte ihm Tom mit sanfter Stimme.

    «Doch, das kann sie», erwiderte Guy, ohne den Kopf zu heben oder die Augen zu öffnen.

    Tom drehte sich um und schlenderte die Reihe der Särge entlang. Rechts neben Margaret Courtney lag Dorians Mutter, die letzte Frau seines Vaters. Es war erst drei Jahre her, dass ihr Kutter an der Einfahrt der Bucht gekentert war und die Strömung sie aufs Meer hinausgetrieben hatte. Hal hatte alles versucht, sie zu retten, doch die Strömung war zu stark und hätte ihn fast selbst mitgerissen. Am Ende wurden sie beide in einer sturmgepeitschten Felsenbucht an Land geworfen, doch da war Elizabeth schon ertrunken und Hal halb tot.

    Tom spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen, denn Elizabeth hatte er geliebt, wie er die Mutter, die er nie gekannt hatte, niemals lieben konnte. Er hustete und unterdrückte die Tränen, bevor Guy seine kindliche Schwäche bemerken konnte. Obwohl Hal Elizabeth hauptsächlich geheiratet hatte, um seinen verwaisten Zwillingen eine Mutter zu geben, hatten alle sie bald lieb gewonnen, so wie sie Dorian liebten, seitdem sie ihn geboren hatte – alle bis auf Black Billy, denn William Courtney liebte nur seinen Vater, den er mit der Eifersucht eines Panthers für sich beanspruchte. Elizabeth war die Einzige gewesen, die die jüngeren Knaben vor Williams Bösartigkeiten in Schutz nahm, doch dann hatte das Meer sie ihnen geraubt, und nun waren sie wehrlos.

    «Du hättest uns nie verlassen sollen», flüsterte Tom und schaute sich sofort schuldbewusst nach Guy um, doch der hatte ihn nicht gehört, so vertieft war er in sein Gebet. Tom ging weiter zu dem anderen Sarg neben seiner toten Mutter. Dort ruhte Judith, die äthiopische Prinzessin, Black Billys Mutter. Die Marmorfigur auf dem Sargdeckel stellte eine schöne Frau dar, eine Frau mit den wilden Zügen eines Raubvogels, die William von ihr geerbt hatte. Sie trug einen Brustpanzer, wie es einer Frau anstand, die ganze Armeen gegen die Heiden geführt hatte. Ein Schwert steckte in ihrem Gürtel, und Schild und Helm ruhten auf ihrer Brust. Auf dem Schild, war ein koptisches Kreuz ausgemeißelt, ein christliches Symbol, älter als die römische Kirche. Das dichte Haar auf ihrem bloßen Haupt war wie eine Lockenkrone. Während er sie anschaute, spürte Tom den Hass in sich aufsteigen, den er für ihren Sohn empfand. «Dein Gaul hätte dich abwerfen sollen, bevor du diesen Bastard zur Welt bringen konntest», sagte er diesmal laut.

    Guy erhob sich und trat neben ihn. «Es bringt Unglück, so von den Toten zu reden», warnte er seinen Bruder.

    Tom zuckte die Schultern. «Sie kann mir nicht mehr wehtun.»

    Guy packte ihn am Arm und führte ihn zum nächsten Sarg in der Reihe. Sie wussten beide, dass er leer war; der Deckel war nicht versiegelt.

    «Sir Francis Courtney, geboren am sechsten Januar 1616 in der Grafschaft Devon, Ritter des Hosenbandordens und des Ordens von St. George und dem Heiligen Gral, Navigator und Seemann, Entdecker und Krieger, Vater des Henry und furchtloser Edelmann», las Guy die Inschrift vor. «Zu Unrecht der Freibeuterei angeklagt von den feigen holländischen Siedlern am Cap de Bonne Esperance, und grausamst hingerichtet von ihnen am 15ten Juli 1668. Seine sterblichen Überreste mögen im fernen, wilden Afrika begraben liegen, doch sein Gedenken lebt für immer im Herzen seines Sohnes, Henry Courtney, und in den Herzen all jener tapferen und frommen Seemänner, die unter seinem Kommando die Ozeane befahren haben.»

    «Wie kommt Vater nur dazu, hier einen leeren Sarg aufzustellen?», brummte Tom.

    «Vielleicht hat er vor, Großvaters Leichnam eines Tages heimzuholen», meinte Guy.

    Tom funkelte ihn an. «Hat er dir das erzählt?» Er war eifersüchtig, dass sein Bruder etwas erfahren hatte, von dem er, der Ältere, nichts wusste. Jeder der Jungen vergötterte seinen Vater.

    «Nein, das hat er nicht», gestand Guy, «aber das würde ich für meinen Vater tun.»

    Tom verlor das Interesse an dem Gespräch und trat in die offene Mitte des Raums, wo ein eigenartiges, buntes Rundmosaik aus Granit und Marmor den Boden schmückte. In den vier Quadranten des Kreises standen vier Kupferkessel, die bei den Versammlungen des Ordens von St. George und dem Heiligen Gral, die jährlich unter dem Vollmond der Sommersonnenwende stattfanden, die vier Elemente der Antike enthalten würden, Feuer, Erde, Luft und Wasser. Sir Henry Courtney war ein Ritter des Nautonnier-Ordens, wie schon sein Vater und Urgroßvater vor ihm.

    In der Mitte des Kuppeldachs der Krypta befand sich ein Luftloch, durch das der Himmel zu sehen war. Das Gebäude war so ausgerichtet, dass der Mittsommervollmond durch dieses Loch genau auf die Inschrift scheinen würde, die im Zentrum des Kreises in schwarzem Marmor eingelegt war: «ln Arcadia habito.» Weder Tom noch Guy wussten zu diesem Zeitpunkt, was dieses Wappenmotto wirklich bedeutete.

    Tom stand auf den schwarzen, gotischen Lettern, legte eine Hand aufs Herz und sprach die Liturgie, mit der auch er eines Tages in den Orden eingeführt werden würde: «Dies ist es, woran ich glaube und was ich mit meinem Leben verteidigen werde. Ich glaube an den einen Gott in Dreieinigkeit, den Vater in Ewigkeit, den Sohn in Ewigkeit und den Heiligen Geist in Ewigkeit...»

    «Amen!», schloss Guy mit gedämpfter Stimme. Beide Jungen hatten den Katechismus des Ordens eifrig studiert und kannten die hundert Antworten auswendig.

    «Ich glaube an die Kommunion der Kirche von England und an das gottgegebene Recht seines Statthalters auf Erden, William der Dritte, König von England, Schottland, Frankreich und Irland, Verteidiger des Glaubens.»

    «Amen!», sprach Guy. Eines Tages würden sie beide aufgefordert werden, diesem berühmten Orden beizutreten, indem sie diese Formeln sprechen würden, im Lichte des Vollmonds.

    «Ich werde der Kirche von England dienen. Ich werde den Feinden meines Herrn und Gebieters entgegen...», fuhr Tom fort, mit klarer Stimme, die beinahe jede Spur von Kindlichkeit verloren hatte. Doch dann war durch das Loch in der Decke über ihm ein leiser Pfiff zu hören, und er verstummte sofort.

    «Dorry!», sagte Guy nervös. «Es kommt jemand!» Beide standen stocksteif und warteten auf den zweiten schrillen Pfiff, der von Gefahr künden würde, doch die Warnung blieb aus.

    «Es ist das Mädchen», grinste Tom seinen Bruder an. «Ich fürchtete schon, sie würde nicht kommen.»

    Guy teilte seine Freude nicht. Er kratzte sich nervös im Nacken. «Das Ganze gefällt mir überhaupt nicht, Tom.»

    «Red keinen Unsinn, Guy Courtney», lachte sein Bruder ihn aus. «Du wirst nie wissen, wie gut es ist, bevor du es nicht probiert hast.»

    Sie hörten das Rascheln von Röcken, leichte Schritte auf der Treppe, und schon stand ein Mädchen im Eingang der Krypta. Sie atmete schnell, und ihre Wangen glühten feurig rot, nachdem sie den Hügel hinaufgerannt war.

    «Hat dich jemand gesehen, als du aus dem Haus gingst, Mary?», wollte Tom wissen.

    Sie schüttelte den Kopf. «Nein, niemand, Master Tom. Die hatten ihre Nasen alle viel zu tief in ihrer Suppe», schnurrte sie im breiten Dialekt der Landschaft, doch ihre Stimme war klar und gefällig. Sie war ein gut gewachsenes Mädel, vorn und hinten, und etwas älter als die Zwillinge, wahrscheinlich näher an zwanzig als an fünfzehn. Ihre Haut war makellos zart wie die berühmte Devon-Sahne, das hübsche, runde Gesicht umrahmt von unzähligen dunklen Löckchen. Ihre Lippen waren rosa, weich und feucht, doch in ihren hellen Augen war ein verschmitztes, wissendes Funkeln zu bemerken.

    «Weißt du genau, dass Master Billy dich nicht gesehen hat?» Tom wollte ganz sicher sein.

    Sie schüttelte den Kopf, dass ihre Löckchen tanzten. «Ja, ich habe in die Bücherei geschaut, bevor ich das Haus verließ, und er war da, den Kopf in den Büchern, wie immer.» Sie legte ihre beiden kleinen Hände auf die Hüften und ihre Finger, grob und gerötet von der Arbeit in der Spülküche, umspannten fast vollständig ihre Taille. Die Augen der Zwillinge folgten der Bewegung, und ihre Blicke ruhten auf ihrem Körper. Die Unterröcke und das zerlumpte Kleid reichten ihr halb über die strammen Waden; ihre Füße waren nackt und schmutzig, doch die Knöchel des Mädchens waren zart und schlank. Sie bemerkte die Blicke der beiden und lächelte im Bewusstsein ihrer Macht über die zwei Burschen.

    Sie hob eine Hand und fummelte an dem Band, das ihr Mieder zusammenhielt. Die beiden Augenpaare folgten ihr gehorsam, und sie schob ihren Busen vor, sodass er fast das Band sprengte. «Ihr habt gesagt, ich bekäme Sixpence dafür», erinnerte sie Tom, der nun vor sie trat.

    «Das habe ich, Mary», nickte er, «Sixpence für uns beide, für Guy und mich.»

    Sie schüttelte den Kopf und streckte ihm ihre rosa Zunge heraus. «Ihr seid mir einer, Master Tom. Es war Sixpence pro Kopf, ein Schilling für euch beide; das hatten wir gesagt.»

    «Sei nicht töricht, Mary.» Er griff in den Geldbeutel an seinem Gürtel, holte eine silberne Münze hervor und schnipste sie hoch. Sie funkelte in dem fahlen Licht, während sie durch die Luft wirbelte, und er fing sie mit einer Hand. Dann hielt er ihr die Münze vor die Nase, damit sie sie anschauen konnte. «Ein ganzer, silberner Sixpence, ganz für dich allein.»

    Sie schüttelte noch einmal den Kopf und löste die Schlaufe an ihrem Miederband. «Ein Schilling», wiederholte sie, während sich das Mieder einen Finger weit öffnete. Die beiden Jungen starrten den Streifen weißer Haut an, den sie ihnen zeigte – welch ein Kontrast zu ihren sonnengebräunten, sommersprossigen Schultern!

    «Ein Schilling oder es wird nichts aus uns!», zuckte sie die Schultern in gespielter Gleichgültigkeit. Dabei quoll eine fette, runde Brust halb hervor, die Brustwarze noch verborgen, doch der rubinrote Hof darum herum schüchtern über den Rüschenrand ihrer Bluse hervorlugend. Den beiden Jungen verschlug es bei diesem Anblick die Sprache.

    «Hat ein Mäuschen eure Zungen gefressen?», fragte sie frech. «Ich glaube, hier ist nichts zu holen für mich.» Sie ging zurück auf die Treppe zu, wobei sie kräftig mit dem runden Po wackelte, der sich unter ihren Röcken verbarg.

    «Warte!», rief Tom ihr heiser nach. «Na gut, meine Hübsche, ein Schilling also.»

    «Den müsst Ihr mir erst zeigen, Master Tom!» Sie schaute über ihre Schulter, während er hastig in seinem Geldbeutel wühlte.

    «Hier, Mary.» Er hielt die Münze hoch, und sie kam langsam auf ihn zu, die Hüften wiegend wie die Hafenmädchen in Plymouth. Sie schnappte ihm die Münze zwischen den Fingern weg.

    «Ihr meint also, ich bin hübsch, Master Tom?»

    «Du bist das hübscheste Mädchen in ganz England», beteuerte Tom leidenschaftlich, und er meinte es genau so, wie er es sagte. Er langte nach ihren großen runden Brüsten, die sich nun ganz aus dem Mieder befreit hatten. Sie kicherte und wischte seine Hände beiseite.

    «Was ist mit Master Guy? Ist er nicht als Erster dran?» Sie schaute an Tom vorbei. «Es ist das erste Mal für Euch, nicht wahr, Master Guy?»

    Guy schluckte verzweifelt. Die Stimme wollte ihm nicht gehorchen. Er blickte zu Boden und wurde puterrot.

    «Ja, es ist das erste Mal», bestätigte Tom. «Nimm ihn als Ersten. Ich komme danach.»

    Mary ging zu Guy und nahm ihn bei der Hand. «Habt keine Angst.» Sie lächelte ihn aus ihren verschmitzten Augen an. «Ich werde Euch nicht wehtun, Master Guy», versprach sie und führte ihn sacht ans andere Ende der Krypta. Er konnte sie riechen, als sie sich an ihn drückte. Sie hatte wahrscheinlich seit einem Monat nicht gebadet und roch stark nach der Küche, in der sie arbeitete, nach Speck, Holzrauch, Fisch und Schweiß.

    Guy spürte, wie ihm der Magen in den Hals stieg. «Nein!», rief er plötzlich und riss sich von ihr los. «Ich will nicht – ich kann nicht!» Er war den Tränen nahe. «Du zuerst, Tom.»

    «Aber ich habe sie für dich herbestellt», erklärte Tom ungeduldig. «Wenn du es einmal gespürt hast, willst du nicht mehr aufhören. Bestimmt. Probier es.»

    «Bitte zwinge mich nicht, Tom!», flehte Guy. Er schaute verzweifelt zur Treppe. «Lass mich nach Hause gehen. Vater wird alles herausfinden.»

    «Ich habe ihr schon unseren Schilling gegeben», versuchte es Tom noch einmal. «Welch eine Verschwendung!»

    Mary nahm ihn wieder bei der Hand. «Nun kommt schon», versuchte sie ihn zu beruhigen. «Seht Ihr: Guter Junge. Ich hatte schon ein Auge auf Euch geworfen, ehrlich. Ihr seid so ein hübscher, strammer Knabe, wirklich, das seid Ihr!»

    «Lass Tom zuerst ran!», beharrte Guy, nun voller Panik.

    «Wie Ihr wollt!» Sie tänzelte auf Tom zu. «Dann soll Master Tom Euch zeigen, wie es gemacht wird. Der sollte es inzwischen mit verbundenen Augen finden. Er ist oft genug da gewesen.» Sie packte Toms Arm, zog ihn zum nächsten Sarg – es war jener von Sir Charles, dem Helden von Calais – und lehnte sich mit ihrem Hinterteil dagegen.

    «Und ich bin nicht die Einzige», lachte sie ihm ins Gesicht. «Mabel und Jill – bei denen habt Ihr Euch auch bedient, und bei der Hälfte der anderen Mädchen im Dorf, das habe ich gehört. Ihr seid mir schon ein Bock, Master Tom!» Sie machte sich an Toms Hosenschlag zu schaffen. Gleichzeitig stellte sie sich auf die Zehenspitzen und pflanzte ihren Mund auf den seinen. Tom drückte sie an den Steinsarg. Er verdrehte die Augen in Guys Richtung und wollte etwas sagen, doch er war geknebelt von ihren weichen, feuchten Lippen und der katzenhaften Zunge tief in seinem Mund.

    Als er sich endlich losreißen und nach Luft schnappen konnte, glänzte sein Kinn vom Speichel des Mädchens. «Jetzt zeige ich dir das Schönste, was du je erblicken wirst», grinste er Guy an, «selbst wenn du hundert Jahre alt wirst.»

    Mary stand immer noch an den Sarg gelehnt. Tom beugte sich hinunter und löste mit geübten Fingern die Schnüre ihres Rocks, worauf dieser zu Boden fiel und sich um ihre Knöchel bauschte. Darunter war sie nackt. Ihre Haut war so zart und weiß, als bestünde sie ganz aus feinstem Kerzenwachs. Alle drei schauten an ihrem Körper hinab, die Zwillinge voller Staunen und sie voller Stolz. Nach langem Schweigen, nur gestört von Toms rauem Atem, zog Mary mit beiden Händen ihre Bluse über den Kopf und legte sie auf den Sargdeckel hinter ihr. Dann schaute sie Guy geradewegs ins Gesicht. «Ihr möchtet wirklich nichts davon abhaben?» Sie nahm ihre schweren Brüste in beide Hände und hielt sie ihm entgegen. «Wirklich nicht?», spottete sie. Guy fühlte sich wie betäubt. Sie fuhr mit den Fingern an ihrem sahnig weißen Körper hinab, vorbei an dem tiefen Krater, in dem ihr Bauchnabel lag. Mit einem Fuß schob sie ihre Röcke beiseite und spreizte ihre Beine, ihren Blick immer noch auf Guys Gesicht gerichtet. «So etwas wie dieses kleine Miezekätzchen habt Ihr bestimmt noch nicht gesehen, oder, Master Guy?»

    Die Schamlocken knisterten unter ihren Fingern, während sie sich streichelte. Guy stieß einen erstickten Laut aus, und sie lachte triumphierend. «Zu spät, Master Guy!», spottete sie. «Ihr hattet Eure Gelegenheit. Jetzt müsst Ihr warten, bis Ihr an der Reihe seid!»

    Tom hatte schon seine Hose fallen gelassen. Mary legte ihm ihre Hände auf die Schultern und zog sich mit einem kleinen Sprung an ihm hoch. So klammerte sie sich an ihn, mit beiden Armen um seinen Hals und beiden Beinen um seine Mitte. Sie trug eine Halskette aus billigen Glasperlen, die sich zwischen ihnen verfing. Die Schnur riss, die glänzenden Perlen flossen an ihren Körpern hinab und rollten über den Steinboden, doch die beiden schienen nichts davon zu bemerken.

    Guy sah zu, halb schockiert, halb fasziniert, wie sein Zwillingsbruder mit seinem Leib das Mädchen an den steinernen Sarg seines Großvaters zu nageln schien, grunzend, mit hochrotem Kopf, und das Mädchen stieß und stemmte sich dagegen, voller Leidenschaft. Irgendwann begann sie leise zu wimmern, dann immer lauter, bis sie jaulte wie eine junge Hündin.

    Guy wollte sich abwenden, doch er konnte nicht. So schaute er gebannt zu, wie sein Bruder den Kopf zurückwarf, den Mund aufriss und einen grauenhaften, gequälten Schrei ausstieß.

    «Jetzt hat sie ihn umgebracht!», dachte Guy. «Was sollen wir nur Vater erzählen?» Toms Kopf glühte wie heißes Eisen, und er glänzte vor Schweiß.

    «Tom! Geht es dir gut?» Die Worte schlüpften ihm von der Zunge, bevor er sie zurückhalten konnte.

    Tom drehte sich nach ihm um. «Ich habe mich noch nie besser gefühlt», antwortete er mit einem verzerrten Grinsen. Mary rutschte von ihm ab, und er trat einen Schritt zurück, sodass sie wieder an dem Sarg lehnte. «Jetzt bist du dran», keuchte Tom. «Soll sie etwas tun für deine Sixpence, Bruder!»

    Auch Mary war atemlos. Sie lachte erschöpft. «Lasst mich eine Minute Luft schnappen, und dann werden wir zusammen auf einen Ritt gehen, den Ihr so schnell nicht vergessen werdet, Master Guy.»

    Im selben Augenblick hallte ein schriller Doppelpfiff durch das Luftloch in der Kuppel über ihnen. Guy zuckte zusammen, zugleich erschrocken und erleichtert. Kein Zweifel: Dies war ein dringender Alarm.

    «Das war Dorry, oben auf dem Dach!», rief er aus. «Es kommt jemand!»

    Tom hoppelte auf einem Fuß, dann auf dem anderen, während er seine Hose hochzog und an den Schnürbändern zerrte. «Mach, dass du wegkommst, Mary», befahl er dem Mädchen, das auf allen vieren über den Boden kroch und ihre Kleider zusammensuchte. Auf ihrem nackten Po waren rote Abdrücke zu sehen, wo sie gegen die Kante des Sargdeckels gequetscht worden war. Man konnte fast die Inschrift lesen auf der weißen Haut, und Tom war nahe daran, laut loszulachen. Er riss sich jedoch zusammen und packte Guy an der Schulter. «Komm! Das könnte Vater sein!» Dieser Gedanke verlieh ihnen Flügel, und sie rannten eiligst die Treppe hoch.

    Als sie durch die Sakristeitür getaumelt kamen, wartete Dorian dort auf sie, versteckt in dem Efeu, das die Mauer bedeckte.

    «Wer ist es, Dorry?», keuchte Tom.

    «Black Billy!», rief Dorian. «Er ist soeben aus den Ställen gekommen, auf Sultans Rücken, und jetzt kommt er schnurstracks den Hügel heraufgeritten. Er wird jede Minute hier sein.»

    Tom fluchte, wie er es von Daniel Fisher, dem Bootsmann seines Vaters, gelernt hatte. «Er darf uns hier nicht erwischen. Kommt!» Die drei rannten über den Kirchhof. Tom setzte Dorian auf die Mauer, und er und Guy kletterten hinüber. Auf der anderen Seite hoben sie ihren jüngeren Bruder herunter und setzten ihn ins Gras. Tom grunzte vor Lachen und Aufregung.

    «Was ist geschehen?», piepste Dorian. «Ich habe Mary hineingehen sehen. Hast du es mit ihr gemacht, Guy?»

    «Du weißt nicht, wovon du redest», versuchte Guy der Frage auszuweichen.

    «Ich weiß genau, wovon ich rede», erwiderte Dorian beleidigt. «Ich weiß, was die Schafböcke tun und die Hunde und Hähne und Herkules, der Stier. Ich habe genau beobachtet, wie sie es machen, nämlich so.» Er richtete sich auf und gab eine schauerliche Darbietung zum Besten, mit zuckenden Hüften, verdrehten Augen und heraushängender Zunge. «Ist es das, was du mit Mary gemacht hast, Guy?»

    Guy wurde wieder tiefrot. «Hör auf damit, Dorian Courtney, hast du gehört?»

    Doch Tom brüllte vor Lachen und drückte Dorians Kopf ins Gras. «Du schmutziger kleiner Affe! Ich wette eine Guinee, dass du es besser machen würdest als Guy, selbst ohne Sackhaare.»

    «Darf ich es das nächste Mal versuchen, Tom?», bettelte Dorian mit erstickter Stimme, das Gesicht im Gras.

    «Das werde ich erst zulassen, wenn du ein bisschen mehr hast, womit du etwas versuchen könntest», antwortete Tom und ließ ihn los. Im selben Augenblick hörten sie die Hufschläge den Hügel herauftrommeln.

    «Still!», befahl Tom, immer noch kichernd. Sie legten sich flach ins Gras hinter der Mauer und hielten die Luft an. Der Reiter näherte sich in leichtem Galopp, und dann hörten sie, wie er sein Pferd zügelte und auf den mit Kies bestreuten Kirchplatz trabte.

    «Bleibt unten», flüsterte Tom seinen Brüdern zu, während er seine Federkappe abstreifte und vorsichtig den Kopf hob, um über die Mauer zu spähen.

    William Courtney saß stramm aufgerichtet auf Sultans Rücken. Er war ein vorzüglicher Reiter, und das ohne eine einzige Reitstunde: Vielleicht war es ein Instinkt, den er seinen afrikanischen Wurzeln zu verdanken hatte. Seine hoch gewachsene, schlanke Gestalt war, wie immer, ganz in Schwarz gekleidet. Dies war der Grund, abgesehen von seiner Haut- und Haarfarbe, weshalb seine Halbbrüder ihm den Spitznamen verpasst hatten, den er so hasste. Die Kopfbedeckung fehlte diesmal, doch gewöhnlich trug er einen weitkrempigen schwarzen Hut mit einem Büschel Straußenfedern im Band. Seine hohen Reitstiefel waren schwarz, sein Sattel und Zaumzeug waren schwarz, und Sultan war ein gestriegelter, fast polierter schwarzer Hengst. Pferd und Reiter waren ein imposanter Anblick.

    Offenbar war William gekommen, um nachzusehen, wie es um die Vorbereitungen für seine baldige Hochzeit stand. Die Zeremonie würde in dieser Kirche abgehalten werden, nicht in der Heimatkirche der Braut, da danach ein anderes wichtiges Ritual zu folgen hatte, und das konnte nur in der Kirche der Nautonniers stattfinden, dem Tempel der Ritter der Meere.

    Er blieb vor dem Portal stehen und beugte sich aus dem Sattel, um in die Kirche zu spähen. Dann richtete er sich wieder auf und ritt langsam um das Gebäude herum zur Sakristeitür. Plötzlich schaute er sich abrupt um und blickte genau in Toms Richtung. Tom erstarrte. Er und die anderen Jungen sollten eigentlich unten an der Flussmündung sein und Simon und seiner Mannschaft mit den Lachsnetzen helfen. Die Wanderarbeiter, die William für die Ernte angeheuert hatte, lebten fast ausschließlich von Lachs, weil dieser Fisch billig und im Überfluss vorhanden war, und sie beschwerten sich oft über die eintönige Kost.

    Die Äste des Apfelbaums mussten Tom vor Williams Blicken verborgen haben, denn nun stieg er ab und band Sultan an dem Eisenring neben der Tür fest. Seine Braut war die mittlere der Grenville-Töchter. Es war eine prunkvolle Hochzeit geplant. Über die Mitgift hatte sein Vater fast ein Jahr lang mit John Grenville, dem Earl von Exeter, verhandelt.

    Black Billy kann es kaum abwarten, sie in seine Finger zu bekommen, dachte Tom verächtlich, während er beobachtete, wie sein Halbbruder auf den Stufen der Kirche stehen blieb, um sich mit der mit Blei gespickten Reitpeitsche, die er stets bei sich trug, den Staub von den schimmernden Stiefeln zu klopfen. Seine Haut war eigentlich nicht schwarz, sondern bernsteinfarben, wie Tom erneut feststellte. Er sah eher aus wie ein Europäer vom Mittelmeer als wie ein Afrikaner. Mit seinem dichten, rabenschwarzen Haar, glatt aus der Stirn gekämmt und von einem schwarzen, eingeflochtenen Band in einem Pferdeschwanz zusammengehalten, hätte man ihn leicht für einen Spanier oder Italiener halten können – ein schöner Mann auf seine Furcht einflößende, gefährliche Art, mit der schmalen äthiopischen Nase und den blitzenden, dunklen Raubtieraugen. Tom dachte mit Neid daran, wie nervös und durcheinander junge Frauen in Williams Gegenwart gewöhnlich wurden.

    William verschwand in der Sakristei, und Tom wagte sich aus seinem Versteck. «Er ist weg», flüsterte er seinen Brüdern zu. «Los, lasst uns zurückgehen...» Doch bevor er zu Ende gesprochen hatte, hörten sie einen Schrei von der Kirche.

    «Mary!», rief Tom. «Ich dachte, sie wäre längst verschwunden. Die kleine Närrin ist immer noch da drinnen!»

    «Black Billy hat sie geschnappt», keuchte Guy.

    «Das bedeutet Ärger», bemerkte Dorian finster, bevor er aufsprang, um besser sehen zu können, was vor sich ging. «Was, glaubt ihr, wird er jetzt tun?»

    «Ich weiß nicht», antwortete Tom, «und ich habe nicht vor abzuwarten und es herauszufinden.»

    Er war im Begriff, seine Brüder zum Bach zurückzuführen, doch dann kam Mary aus der Sakristei gestürzt. Selbst aus der Entfernung war deutlich zu erkennen, welche Ängste sie ausstand. Sie rannte, als wäre ein Rudel Wölfe hinter ihr her. Im nächsten Augenblick trat William in den Sonnenschein. «Komm zurück, du kleine Hure!», rief er dem fliehenden Mädchen hinterher. Mary raffte ihre Röcke zusammen und lief noch schneller, direkt auf die Mauer zu, wo die Jungen sich versteckt hielten.

    William band Sultans Zügel los und schwang sich in den Sattel. Dann ritt er in vollem Galopp hinter dem Mädchen her, sodass er sie bald einholte. «Bleib auf der Stelle stehen, du schmutzige kleine Hure.» Mit der schweren Reitpeitsche in seiner Rechten beugte er sich zu ihr hinunter. «Du wirst mir jetzt sofort erzählen, was du da drinnen gemacht hast.» Er hieb nach ihr, doch Mary konnte ausweichen und rannte weiter. William wendete den Hengst und jagte ihn weiter hinter ihr her. «Du wirst mir nicht entkommen, Hure.» Er lächelte grausam und kalt.

    «Bitte, Master William», kreischte Mary, als er wieder mit seiner Peitsche ausholte. Die Schnur zischte durch die Luft, und Mary duckte sich mit der Gewandtheit eines gehetzten Tieres. Inzwischen lief sie wieder auf die Kirche zu, zwischen den Apfelbäumen hindurch; William blieb ihr dicht auf den Fersen.

    «Kommt», flüsterte Guy, «das ist die Gelegenheit!» Er sprang auf und stolperte die steile Böschung der Klamm hinab. Dorian lief hinter ihm her, doch Tom blieb an der Mauer hocken und beobachtete mit wachsendem Schrecken, wie sein Bruder das fliehende Mädchen einholte und über ihr in seinen Steigbügeln aufstand.

    «Ich werde dich lehren, zu tun, was ich sage, wenn ich dir befehle, stehen zu bleiben!» Sein nächster Hieb traf Mary zwischen den Schulterblättern. Sie schrie auf, ein schriller Schrei voller Schmerz und Angst, und stürzte ins Gras.

    Als Tom diesen Schrei hörte, stieg kalte Wut in ihm auf. Er knirschte mit den Zähnen. «Hör auf!», sagte er laut, doch William hörte ihn nicht.

    Er stieg ab und stand über Mary. «Welche Schandtat hattest du im Sinn, du Schlampe?» Sie lag in einem Knäuel aus Röcken und nackten Beinen, und er schlug noch einmal zu. Diesmal zielte er auf ihr angstverzerrtes Gesicht, doch sie hob die Arme und fing den Hieb ab.

    Sofort zeigte sich eine flammend rote Strieme auf ihrem linken Arm, und sie schluchzte und winselte vor Schmerzen. «Bitte, tut mir nicht weh, Master William.»

    «Ich werde dich prügeln, bis du blutest und bis du mir erzählst, was du in der Kirche gemacht hast. Wieso bist du nicht in der Küche bei deinen schmierigen Töpfen und Pfannen?» William hatte offenbar seinen Spaß, das zeigte sein Lächeln.

    «Ich habe nichts getan, Sir.» Mary ließ ihre Arme sinken, um ihrem Peiniger in die Augen zu schauen, und nun konnte sie sie nicht schnell genug wieder heben, um zu verhindern, dass der nächste Hieb sie voll im Gesicht traf. Sie heulte auf, und das Blut schoss ihr in die geschwollene Wange. «Bitte, bitte, tut mir nicht mehr weh.» Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und wollte sich von ihm wegrollen, doch sie verfing sich in ihren Kleidern.

    William lächelte wieder, als er entdeckte, dass sie nackt war unter ihren Röcken. Den nächsten Hieb platzierte er genussvoll auf ihrem weißen Hinterteil. «Was wolltest du stehlen, Hure? Was hast du da drinnen gemacht?» Er schlug sie noch einmal und verpasste ihr eine glühend rote Strieme quer über die Oberschenkel. Ihr Schrei war für Tom fast so schmerzhaft wie die Peitsche auf ihrer Haut.

    «Verdammt, lass sie in Ruhe, Billy!», rief Tom, überwältigt von Gefühlen der Verantwortlichkeit und des Mitleids für das gequälte Mädchen. Ohne weiter nachzudenken, sprang er über die Mauer, um Mary zu Hilfe zu eilen.

    William hörte ihn nicht kommen, so verzückt war er von dem Hochgefühl, das ihm die Bestrafung der jungen Frau verschaffte. Der Anblick der roten Streifen auf ihrer weißen Haut, ihre bebenden, nackten Glieder, ihre wilden Schreie, der animalische Geruch ihres ungewaschenen Körpers erregten ihn mehr, als er erwartet hätte. «Was hattest du vor?», brüllte er. «Wirst du es mir sagen, oder soll ich es aus dir herausprügeln?» Fast hätte er gelacht beim nächsten Hieb, den er ihr versetzte, quer über die Schultern, beim Anblick der in Schmerzkrämpfen zuckenden Muskeln unter ihrer weichen Haut.

    Tom rammte ihn von hinten. Er war ein strammer Bursche für sein Alter, nicht viel kleiner oder leichter als sein älterer Bruder. Die Empörung und der Hass, den er angesichts solcher Ungerechtigkeit und Grausamkeit empfand, und die Erinnerung an die tausend Schläge und Demütigungen, die er und seine Brüder durch Black Billy erlitten hatten, verdoppelten seine Kräfte. Und diesmal hatte er das Überraschungsmoment auf seiner Seite.

    Er traf William im Kreuz, gerade als der auf einem Bein stand, bereit, das Mädchen in eine bessere Lage zu treten, um den nächsten Schlag mit seiner Reitpeitsche anzubringen. Jetzt wurde er mit derartiger Gewalt nach vorn geschleudert, dass er über sein Opfer stolperte und der Länge nach hinfiel, herumrollte und mit dem Kopf gegen den Stamm eines Apfelbaums schlug. Dort blieb er benommen liegen.

    Tom beugte sich hinab und half dem zitternden, schluchzenden Mädchen auf die Beine. «Lauf!», stieß er sie an. «Lauf, so schnell du kannst!» Das ließ sich Mary nicht zweimal sagen. Schon floh sie den Pfad hinab, heulend und tränenüberströmt, und Tom wandte sich wieder seinem Bruder zu, dessen Zorn er sich nun zu stellen hatte.

    William setzte sich auf. Er war noch nicht sicher, wer oder was ihn umgeworfen hatte. Er betastete seinen Kopf, schob zwei Finger in seine dichte Haarwolle und zog sie wieder hervor, blutverschmiert von dem Kratzer, den er von dem Zusammenprall mit dem Baum davongetragen hatte. Dann schüttelte er den Kopf und rappelte sich auf. Sein Blick fiel auf Tom. «Du!», sagte er sanft, fast freundlich. «Ich hätte mir denken können, dass du hinter dieser Teufelei steckst.»

    «Sie hat nichts getan.» Tom war immer noch zu aufgebracht und zornig, um sein Handeln bedauern zu können. «Du hättest sie schlimm verletzen können.»

    «Ja», stimmte William zu, «das war meine Absicht. Sie hat es reichlich verdient.» Er bückte sich und hob seine Peitsche auf. «Doch jetzt ist sie weg. Du wirst es also sein, den ich ernsthaft verletzen werde, und es wird mir eine große Freude sein, diese Pflicht zu erfüllen.»

    Er schwang seine Peitsche hin und her, sodass die schweren Stränge bedrohlich durch die Luft summten. «Und nun erzähle mir, kleiner Bruder: Was habt ihr dort drinnen gemacht, du und diese stinkende kleine Hure? War es etwas Schmutziges und Sündhaftes, von dem unser Vater erfahren sollte? Besser, du redest jetzt, bevor ich es aus dir herauspeitschen muss.»

    «Bevor das passiert, sehen wir uns in der Hölle.» Das war einer der Lieblingssprüche seines Vaters, doch trotz der tapferen Pose bedauerte Tom inzwischen zutiefst, dass seine ritterlichen Instinkte ihn in diese Konfrontation getrieben hatten. Ohne das Überraschungsmoment auf seiner Seite hatte er kaum eine Chance, das wusste er genau. Sein älterer Bruder war nicht nur gut mit Büchern: In Cambridge hatte er für das King’s College gerungen, und Freistilringen war ein Sport ohne Regeln, selbst wenn der Gebrauch tödlicher Waffen nicht gern gesehen war. Tom hatte miterlebt, wie William auf dem Volksfest in Exmouth im vergangenen Frühjahr den örtlichen Meister umgeworfen und zu Boden gedrückt hatte, nachdem er ihn fast besinnungslos getreten und geschlagen hatte.

    Er dachte ernsthaft daran, auf der Stelle kehrtzumachen und das Weite zu suchen. Er wusste jedoch auch, dass William mit seinen langen Beinen ihn innerhalb kürzester Zeit eingeholt hätte, selbst in Reitstiefeln. Also stellte er sich in Positur, mit erhobenen Fäusten, wie Big Daniel es ihm beigebracht hatte.

    William lachte ihm ins Gesicht. «Bei Petrus und allen Heiligen, das Küken will sich auf einen Kampf einlassen.» Er ließ die Reitpeitsche fallen und die Arme locker hängen, während er sich langsam seinem Halbbruder näherte. Plötzlich schoss seine rechte Faust vor. Der Hieb kam ohne jede Warnung, und Tom konnte gerade noch zurückspringen. Dennoch streifte die Faust seine Lippe, die sofort kräftig anschwoll. Tom hatte den brackigen Geschmack frischen Blutes im Mund. Seine Zähne färbten sich rot, als hätte er Himbeeren gegessen.

    «Na also! Der erste Tropfen Rotwein ist schon vergossen. Aber sei sicher, wir werden mehr davon sehen, ein ganzes Fass, bis ich mit dir fertig bin.» William täuschte wieder mit der Rechten an, und als Tom wegtauchte, kam der linke Haken. Tom blockte ab, wie es Big Daniel ihm gezeigt hatte. «Das Äffchen hat ein paar Tricks gelernt», grinste William, doch seine Augen verengten sich zu Schlitzen: Solchen Widerstand hatte er nicht erwartet. Er versuchte es noch einmal mit derselben Faust. Tom tauchte wieder ab, doch dann packte er Williams Ellbogen mit beiden Händen in einem verzweifelten Griff. William riss instinktiv den Arm zurück, doch Tom, anstatt sich dagegenzustemmen, legte den Schwung in einen schnellen Sprung nach vorn und in kräftige, wilde Tritte nach seinem Bruder, und einer dieser Tritte landete direkt in Williams Unterleib. Williams Lungen leerten sich in einem qualvollen Atemstoß. Er krümmte sich und presste beide Hände auf seine schmerzende Scham. Tom wirbelte herum und lief den Pfad hinab auf das Herrenhaus zu.

    Für einen Augenblick blieb William mit schmerzverzerrtem Gesicht gekrümmt auf dem Hügel stehen und schaute dem Jungen nach, doch dann riss er sich zusammen, richtete sich auf und machte sich an die Verfolgung.

    William holte schnell auf, und da seine Schritte immer näher kamen, schaute Tom sich um und verlor dadurch weiter an Boden. Er hörte seinen Bruder hinter sich ächzen und keuchen, meinte schon, seinen Atem im Nacken zu spüren. Es gab kein Entkommen, er konnte nicht vor ihm weglaufen. Also ließ er sich fallen und rollte sich zu einem Ball zusammen.

    William war so dicht hinter ihm und lief so schnell, dass er nicht rechtzeitig bremsen konnte. Wenn er nicht stolpern wollte, musste er über Tom hinwegspringen. Das gelang ihm mit Leichtigkeit, doch Tom rollte sich auf den Rücken und packte Williams Fußgelenk mitten im Sprung. Mit der Kraft der Verzweiflung hielt er das Bein fest, und der schwere Mann landete mit dem Gesicht auf dem Pfad, wo er für den Augenblick hilflos liegen blieb. Tom rappelte sich hoch und war im Begriff weiterzulaufen, doch dann siegten Wut und Hass über besseres Wissen.

    Black Billy lag vor ihm im Schlamm, alle viere von sich gestreckt. Die Versuchung war einfach zu groß für Tom; er konnte nicht widerstehen. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er seinen Bruder ganz in seiner Gewalt. Tom holte mit dem rechten Bein aus und traf William mit voller Wucht seitlich am Kopf, direkt vor dem Ohr. Das Ergebnis war jedoch ganz anders, als Tom es erwartet hatte. Statt bewusstlos zusammenzubrechen, brüllte William wütend auf und umklammerte Toms Stiefel mit beiden Händen. Mit einem Ruck schleuderte er den Jungen in die Farnbüsche am Wegesrand. Dann stemmte er sich hoch und stürzte sich auf Tom, bevor dieser einen klaren Gedanken fassen konnte.

    Breitbeinig saß er auf Toms Brust, die Handgelenke des Jungen eisern umklammert und in den Schmutz über dessen Kopf gedrückt. Tom konnte sich nicht rühren. Er konnte kaum atmen, da William mit seinem vollen Gewicht ihm fast den Brustkorb zerquetschte. Zuerst schien auch William nach Luft zu schnappen, doch dann wurde sein Atem ruhiger, und er lächelte wieder, qualvoll verzerrt.

    «Für diesen Streich wirst du bezahlen, Kleiner, teuer bezahlen, das verspreche ich dir», flüsterte er. «Jetzt werden wir diese Sache zu Ende bringen.» Schweiß tropfte von seinem Kinn auf Toms Gesicht.

    «Ich hasse dich!», zischte Tom. «Wir alle hassen dich, meine Brüder, jeder, der hier arbeitet, jeder, der dich kennt – alle hassen dich!»

    William lockerte seinen Griff um eines von Toms Handgelenken und schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht. «All die Jahre habe ich versucht, dir Manieren beizubringen», sagte er leise, «doch du willst einfach nicht lernen.»

    Der Schmerz trieb Tom die Tränen in die Augen. Dennoch gelang es ihm, seinen Mund mit Speichel zu füllen und William in die verschwitzte Fratze zu spucken. Er traf ihn am Kinn, doch William beachtete es nicht. «Ich werde dich noch kriegen, Black Billy», versprach Tom mit letzter Kraft. «Eines Tages werde ich dich kriegen.»

    «Nein.» William schüttelte den Kopf. «Das glaube ich nicht.» Er lächelte. «Primogenitur – kennst du das Wort? Hast du je davon gehört, du kleiner Affe?» Er landete noch einen Hieb mit der flachen Hand an Toms Schläfe. Toms Blick wurde glasig, und unter einem Nasenloch zeigte sich ein Blutstropfen. «Antworte, Bruder!» Er holte mit der anderen Hand aus. Sein Schlag schleuderte Toms Kopf in die andere Richtung. «Weißt du, was es bedeutet?» Er schlug ihn noch einmal, wieder mit der rechten Hand. «Antworte mir, mein Hübscher.»

    Der nächste Hieb war linkshändig, gefolgt von einem Schlag mit der Rechten, und dann kamen die Schläge immer im selben Rhythmus, links, rechts, links, rechts. Toms Kopf rollte schlaff hin und her. Bald war er dabei, das Bewusstsein zu verlieren, doch die Schläge hörten nicht auf. «Primogenitur» – wieder ein Schlag – «bedeutet» – links – «das Vorrecht» – rechts – «des Erstgeborenen.»

    Der nächste Schlag kam von hinter Black Billys Rücken. Dorian war ihnen den Weg hinunter gefolgt und hatte beobachtet, was seinem Lieblingsbruder geschah. Die Prügel, die Tom einsteckte, taten Dorian ebenso weh wie seinem großen Bruder. Verzweifelt schaute er sich nach einer Waffe um, bis er die abgefallenen Äste bemerkte, die entlang des Weges aufgehäuft lagen. Er hob einen trockenen Stock auf, so dick wie sein Handgelenk und lang wie sein Arm, und schlich sich von hinten an William an. Er war schlau genug, keinen Laut von sich zu geben, und hob den Knüppel mit beiden Händen über seinen Kopf. So hielt er inne, um sein Ziel anzupeilen und all seine Kräfte zusammenzunehmen, und dann ließ er den Knüppel mitten auf Williams Haupt niedersausen, mit solcher Gewalt, dass der Stock in seinen Händen entzweibrach.

    William griff sich an den Schädel und rollte von Toms Brust. Er schaute zu Dorian auf und brüllte wie ein verwundeter Stier. «Die ganze stinkende Brut!» Er kam schwankend auf die Beine. «Sogar der jüngste der Bastarde!»

    «Lass meinen Bruder in Ruhe, oder es passiert etwas», drohte Dorian, bleich vor Angst.

    «Lauf, Dorry!», krächzte Tom benommen. Er lag noch im Farn, zu schwach, sich aufzurichten. «Er wird dich umbringen. Lauf weg!»

    Doch Dorian blieb standhaft. «Lass Tom in Ruhe», wiederholte er.

    William kam einen Schritt auf ihn zu. «Ach Dorry. Weißt du, deine Mutter war eine Hure.» Er lächelte sanft, trat einen weiteren Schritt nach vorn und ließ seinen schmerzenden Kopf los. «Das heißt, du bist ein Hurensohn.»

    Obwohl Dorian nicht genau wusste, was eine Hure war, erwiderte er voller Wut: «So darfst du nicht reden von meiner Mama.» Er zog sich unwillkürlich einen Schritt zurück, als William immer näher kam.

    «Mamas Baby», verhöhnte ihn William. «Aber die Hure, die du deine Mutter nennst, ist tot, mein Kleiner.»

    Dorians Augen füllten sich mit Tränen. «Das darfst du nicht sagen! Ich hasse dich, William Courtney!»

    «Auch du musst noch einige Manieren lernen, Baby Dorry.» Williams Hände schossen vor und legten sich um den Hals des Knaben. So hob er den um sich tretenden und kratzenden Jungen mit Leichtigkeit in die Luft.

    «Ein Mensch ohne Manieren ist nicht besser als ein Tier.» William hielt den Jungen gegen den Stamm der Rotbuche, unter der sie standen. «Das musst du lernen, Dorry.» Er drückte dem Kind mit beiden Daumen die Luftröhre zusammen und starrte ihm ins Gesicht, das schon anschwoll und sich blau verfärbte. Dorian trat mit den Fersen hilflos gegen den Baumstamm und zerkratzte Williams Hände, doch kein Laut drang aus seiner Kehle.

    «Ein Schlangennest», sagte William, «das seid ihr, Klapperschlangen und Vipern, und ich bin es, der euch auszumerzen hat.»

    Tom befreite sich aus dem Farngestrüpp, kroch mühsam zu seinem älteren Bruder und klammerte sich an seine Beine. «Bitte, Billy, tu ihm nicht weh! Es tut mir Leid, Billy. Du kannst mich schlagen, aber lass Dorry in Frieden. Bitte tu ihm nicht weh. Er weiß doch nicht, was er tut.»

    William trat ihn beiseite und hielt den Jungen weiter gegen den Baum gepresst, die Füße des Knaben zwei Fuß über dem Boden.

    «Respekt, Dorry, du musst lernen, was Respekt bedeutet.» Er ließ seine Daumen etwas locker und erlaubte seinem Opfer, kurz Atem zu schöpfen, bevor er den Druck wieder verstärkte. Dorians lautloses Ringen wurde immer verzweifelter.

    «Nimm mich an seiner Stelle!», flehte Tom. «Lass Dorry los! Er hat genug!» Tom rappelte sich hoch, hielt sich an dem Baumstamm aufrecht und zerrte an Williams Ärmel.

    «Du hast mir ins Gesicht gespuckt», sagte William düster, «und diese kleine Klapperschlange hat versucht, mir den Schädel zu zertrümmern. Jetzt kannst du zuschauen, wie ich ihn erwürge.»

    «William!» Eine andere Stimme, heiser vor Zorn, war neben ihnen zu hören. «Was tust du da, zum Teufel? Bist du von Sinnen?» Ein schwerer Hieb traf Williams ausgestreckte Arme. Er ließ das Kind in den Schmutz fallen und wirbelte herum, um seinem Vater gegenüberzutreten.

    Hal Courtney hatte seine Schwertscheide benutzt, um seinen Jüngsten aus Williams Griff zu befreien, und nun sah es so aus, als würde er seinen Erstgeborenen im nächsten Augenblick damit niederschlagen.

    «Bist du verrückt? Wie kannst du so mit Dorian umgehen?» Seine Stimme bebte vor Zorn.

    «Ich musste ihn – es war nur ein Spiel, Vater. Wir haben gespielt.» Auf wunderbare Weise war die Wut, die William einen Augenblick zuvor gezeigt hatte, plötzlich verflogen, und er erklärte kleinlaut: «Er hat keinen Schaden davongetragen. Es war alles im Guten.»

    «Du hättest den Jungen fast umgebracht!», brüllte Hal. Dann kniete er nieder, hob seinen jüngsten Sohn aus dem Schmutz und drückte ihn sanft an seine Brust. Dorian vergrub sein Gesicht unter dem Kinn seines Vaters, schluchzend, hustend um Atem ringend. Sein Hals war mit roten Flecken bedeckt, wo sich Williams Finger in seine zarte Haut gegraben hatten, und sein Gesicht war tränenverschmiert. «Dies ist nicht das erste Mal, dass ich dich warnen muss, die Kleinen nicht so grob zu behandeln», fauchte Hal Courtney. «Bei Gott, William, wir werden darüber zu reden haben. Komm nach dem Abendessen in die Bibliothek, und jetzt: Aus meinen Augen, bevor ich die Beherrschung verliere!»

    «Ja, Sir», sagte William demütig und machte sich auf den Rückweg zur Kirche hinauf. Im Weggehen warf er Tom einen Blick zu, aus dem der Junge entnehmen konnte, dass die Angelegenheit damit keineswegs erledigt war.

    «Und was ist mit dir passiert, Tom?», wandte sich Hal an den älteren seiner Zwillinge.

    «Nichts, Vater», antwortete Tom stur, «nichts.» Er wischte sich mit seinem Ärmel das Blut von der Nase. Es hätte seinem persönlichen Ehrenkodex widersprochen, wenn er jetzt etwas gesagt hätte, selbst wenn es um einen Feind ging, der so verhasst war wie Black Billy.

    «Was war es dann, das deine Nase zum Bluten gebracht hat, und warum ist dein Gesicht geschwollen und rot wie ein reifer Apfel?» Hals Stimme war zugleich rau und sanft. Er wollte den Jungen auf die Probe stellen.

    «Ich bin gefallen», antwortete Tom.

    «Du bist manchmal ein unbeholfener Klotz, das weiß ich wohl, Tom, aber bist du sicher, dass dich niemand gestoßen hat?»

    «Wenn es so war, dann ist es zwischen ihm und mir, Sir.» Tom reckte sich zu seiner vollen Größe, um die Schmerzen zu überspielen, die er in allen Gliedern spürte.

    Hal legte ihm einen Arm um die Schultern. Mit dem anderen drückte er Dorian an seine Brust. «Kommt, Jungs, lasst uns nach Hause gehen.» Sie stiegen zu der Stelle am Waldrand hinab, wo er sein Pferd zurückgelassen hatte, und Hal setzte zuerst Dorian auf den Hals des Tieres, bevor er sich hinter ihm in den Sattel schwang und seine Füße in die Steigbügel schob. Danach bot er Tom seinen Arm an und hob ihn hinter sich auf den Rücken des Pferdes.

    Tom legte beide Arme um die Mitte seines Vaters und drückte sein geschwollenes Gesicht an dessen Rücken. Er liebte die Wärme und den Geruch seines Vaters, seine Härte und Kraft. Nichts konnte ihm wehtun, wenn er in seiner Nähe war. Am liebsten hätte er geweint, doch er unterdrückte die Tränen. «Du bist kein Kind mehr», sagte er sich. «Dorry darf weinen, aber du bist zu alt dafür.»

    «Wo ist Guy?», fragte sein Vater, ohne sich umzuschauen.

    «Der ist weggelaufen», hätte Tom fast gesagt, doch er verschluckte die unbrüderlichen Worte, bevor sie ihm über die Lippen kamen. «Ich glaube, er ist zu Hause, Sir», sagte er nur.

    Hal ritt schweigend weiter. Er spürte die beiden warmen Körper, die sich dankbar an ihn drückten. Er fühlte ihren Schmerz, denn er wusste, wie verletzt sie waren, und er empfand tiefe Hilflosigkeit. Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass er in diesen fast biblischen Bruderkrieg zwischen den Kindern seiner drei Frauen gezogen worden war. Er wusste, dies war ein Wettkampf, in dem die Jüngeren stets im Nachteil sein würden und der nur auf eine Weise ausgehen konnte.

    Er runzelte die Stirn, als er daran dachte, wie machtlos er war. Hal Courtney war nicht einmal einundvierzig – bei Williams Geburt war er gerade achtzehn gewesen –, und dennoch fühlte er sich alt und gebeugt unter der Last, die der Konflikt zwischen seinen vier Söhnen für ihn bedeutete. Das Problem war, dass er William ebenso liebte oder gar noch mehr als den kleinen Dorian.

    William war sein Erstgeborener, der Sohn der Judith, der wilden, schönen Kriegerin, die er so leidenschaftlich geliebt und vergöttert hatte. Ihr Tod unter den Hufen ihres eigenen Hengstes hatte eine klaffende Lücke in sein Leben gerissen, und für viele Jahre war der bildschöne Knabe, den sie zurückgelassen hatte, das Einzige gewesen, was diese Lücke füllen konnte.

    Hal hatte William großgezogen und ihn gelehrt, hart zu sein, im Geben wie im Nehmen, sowie klug und gerissen. All diese Eigenschaften besaß er nun, und mehr als das: Es war auch etwas von der unbezähmbaren Wildheit und Grausamkeit jenes dunklen, geheimnisvollen Kontinents in ihm. Das machte Hal zuweilen Angst, doch zugleich hätte er sich nie etwas anderes für ihn gewünscht. Er selbst war ein harter, rücksichtsloser Mann. Wie konnte er es also bedauern, dass sein erstgeborener Sohn genau diese Eigenschaften zeigte?

    «Vater? Was bedeutet das, ‹primogenital›?», hörte er plötzlich Toms Stimme, gedämpft zwischen den Falten seines Reitumhangs.

    Die Frage des Jungen floss so mit seinen eigenen Gedanken zusammen, dass Hal zusammenzuckte. «Wo hast du dieses Wort gelernt?», fragte er ernst.

    «Ich habe es irgendwo gehört», murmelte Tom, «ich weiß nicht mehr, wo.»

    Hal erriet sehr wohl, wo Tom es gehört hatte, doch er wollte den Jungen nicht unter Druck setzen. Er hatte genug gelitten für einen Tag. So versuchte er, ihm möglichst ehrlich zu antworten, denn Tom war inzwischen alt genug. Es war höchste Zeit, dass er erfuhr, wie schwer das Leben sein würde, das er als jüngerer Bruder vor sich hatte.

    «Du meinst Primogenitur, Tom. Es bedeutet das Recht des Erstgeborenen.»

    «Billy», sagte Tom leise.

    «Ja, Billy», gab Hal offen zu. «Nach dem Gesetz hier in England wird er mein direkter Nachfolger sein. Er genießt den Vorzug vor allen seinen jüngeren Brüdern.»

    «Vor uns», sagte Tom mit einem Anflug von Bitterkeit.

    «Ja, vor euch», bestätigte Hal. «Wenn ich einmal nicht mehr bin, wird alles ihm gehören.»

    «Ihr meint, wenn Ihr tot seid», warf Dorian ein. Seine Logik war unbestreitbar.

    «Das stimmt, Dorian, wenn ich tot bin.»

    «Ich will aber nicht, dass Ihr sterbt», jammerte Dorian, immer noch heiser von der Misshandlung, die er hinter sich hatte. «Versprecht mir, dass Ihr niemals sterben werdet, Vater.»

    «Ich wollte, das könnte ich, Junge, aber es ist nicht möglich. Irgendwann müssen wir alle sterben.»

    Dorian blieb für eine Weile still, bevor er bemerkte: «Aber nicht morgen, oder?»

    Hal lachte leise. «Nein, nicht morgen. Noch lange nicht, wenn es nach mir geht. Doch eines Tages wird es geschehen. Das steht fest.»

    «Und wenn es so weit ist, wird Billy Sir William sein», sagte Tom. «Ist es das, was Ihr uns zu erklären versucht?»

    «Ja. William wird meinen Titel erben. Aber das ist nicht alles. Er wird auch alles andere bekommen.»

    «Alles? Das verstehe ich nicht», wunderte sich Tom. Er schaute zu seinem Vater auf. «Ihr meint, er wird auch High Weald erben, das Haus und das Land?»

    «Ja, alles wird einmal Billy gehören. Das Gut, das Land, das Haus und das Geld.»

    «Das ist unfair», stellte Dorian fest. «Warum können Tom und Guy nicht auch etwas abbekommen? Sie sind viel netter als Billy. Das ist nicht fair.»

    «Es ist vielleicht nicht fair, aber das ist nun einmal das Gesetz in diesem England.»

    «Es ist ungerecht», beharrte Dorian. «Billy ist grausam; er ist schrecklich.»

    «Wenn du durchs Leben gehst und erwartest, dass es immer gerecht zugeht, dann wirst du noch viele traurige Enttäuschungen erdulden müssen, mein Junge», entgegnete Hal sanft und zog seinen Kleinsten an sich. Ich wünschte, ich könnte es dir leichter machen, dachte er.

    «Wenn Ihr tot seid, wird Billy uns niemals erlauben, auf High Weald zu bleiben. Er wird uns fortschicken.»

    «Das ist nicht sicher», widersprach Hal.

    «Doch, das ist es», sagte Tom voller Überzeugung. «Er hat es selbst gesagt, und er meint, was er sagt.»

    «Du wirst deinen eigenen Weg gehen, Tom. Deshalb musst du klug und hart sein. Deshalb bin ich manchmal so hart mit dir, mehr, als ich es je mit William war. Du musst lernen, deinen Mann zu stehen, wenn ich nicht mehr bin.» Er hielt inne. Konnte er ihnen diese Dinge wirklich klar machen, wo sie doch noch so jung waren? Er musste es versuchen; das war er ihnen schuldig. «Das Gesetz der Primogenitur hat dazu beigetragen, England groß zu machen. Wenn jedes Mal, wenn jemand stirbt, sein Land unter seinen Kindern aufgeteilt würde, wäre das ganze Land längst in lauter winzige, unnütze Parzellen zerfallen, die nicht einmal eine einzige Familie ernähren würden. Wir wären ein Volk von Bauern und Hungerleidern.»

    «Was werden wir also tun?», fragte Tom. «Ich meine, die von uns, die vom Land getrieben werden.»

    «Euch stehen das Heer, die Marine und das Priestertum offen. Ihr könnt auch als Kaufleute oder Siedler in die Welt hinausziehen, und eines Tages werdet ihr vielleicht von den fernsten Winkeln der Erde und der Ozeane heimkehren, beladen mit großen Schätzen, vielleicht größer als das, was William einmal erben wird, wenn ich sterbe.»

    Die Jungen dachten schweigend darüber nach. Nach einer Weile sagte Tom schließlich: «Ich werde zu See fahren wie Ihr, Vater. Ich werde bis ans Ende der Ozeane fahren, wie Ihr es getan habt.»

    «Und ich werde mitkommen, Tom», meldete sich Dorian.

    *

    Hal Courtney saß auf der vordersten Bank der Familienkirche. Er hatte allen Grund zur Zufriedenheit mit sich selbst und der Welt um ihn herum. Sein ältester Sohn wartete vor dem Altar. Orgelmusik erfüllte die kleine Kirche mit frohen Klängen. William sah großartig aus in dem Kostüm, das er für seine Hochzeit ausgesucht hatte. Er hatte diesmal sogar auf die düstere schwarze Kluft verzichtet, die er gewöhnlich trug: Sein

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