Bildgebung des Thorax bei Neugeborenen und Kleinkindern
By Springer
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Die optimale Anwendung bildgebender Diagnostik am Thorax bei Früh- und Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern wird in diesem Buch umfassend beschrieben. Dazu zählen die besonders bei Kindern anspruchsvollen Anforderungen an die Geräteausstattung und Untersuchungstechnik sowie an den Strahlenschutz. Ausführlich und reich bebildert werden die Auswahl der geeigneten Verfahren und typische Befunde für Erkrankungen und Fehlbildungen im Thoraxbereich dargestellt; neben Differenzialdiagnosen, die beachtet werden sollten, sind klinische Informationen eingearbeitet, die für die Verfahrenswahl und Interpretation der Befunde von Bedeutung sind. Auch einige thorakale Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen jenseits des Kleinkindalters sind berücksichtigt. Anhand von 14 beispielhaften Fällen, die das gesamte Spektrum der thorakalen Erkrankungen der Altersgruppe umreißen, kann die Befundung in Quizform trainiert werden.
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Bildgebung des Thorax bei Neugeborenen und Kleinkindern - Springer
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019
Michael Riccabona, Meinrad Beer und Hans-Joachim Mentzel (Hrsg.)Bildgebung des Thorax bei Neugeborenen und Kleinkindernhttps://doi.org/10.1007/978-3-662-57814-8_1
1. Embryologie, Anatomie und Physiologie des Neugeborenenthorax
Ernst Eber¹
(1)
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich
Ernst Eber
Email: ernst.eber@medunigraz.at
1.1 Embryologie
1.1.1 Frühe Embryonalphase
1.1.2 Embryologie der Atemwege und Lunge
1.1.3 Postnatale Lungenentwicklung
1.1.4 Embryologie des Herzens und der großen Gefäße
1.1.5 Embryologie des Ösophagus
1.1.6 Embryologie des Thymus
1.2 Anatomie des Neugeborenen
1.2.1 Atemwege und Lunge
1.2.2 Herz und Gefäße
1.2.3 Thymus
1.2.4 Zwerchfell und Pleura
1.3 Physiologie des Neugeborenen
1.3.1 Luftwege
1.3.2 Lunge
1.3.3 Thoraxwand
Literatur
1.1 Embryologie
1.1.1 Frühe Embryonalphase
In der zweiten Entwicklungswoche verankert sich die Blastozyste, welche aus einer äußeren (Trophoblast) und einer inneren Zellschicht (Embryoblast) besteht, in der Uterusschleimhaut. Aus der inneren Zellschicht entstehen zwei Keimblätter, das Entoderm und das Ektoderm, welche zusammen die zweiblättrige Keimscheibe bilden. In der dritten Entwicklungswoche formiert sich zwischen Ektoderm und Entoderm eine weitere Zellschicht, das Mesoderm.
In der Embryonalperiode (4.–7. Entwicklungswoche) entwickeln sich aus den drei Keimblättern die spezifischen Organanlagen; dies zieht eine deutliche Veränderung der äußeren Gestalt des Embryos nach sich. Aus dem Ektoderm gehen in letzter Konsequenz u. a. das Zentralnervensystem, das periphere Nervensystem, die Sinnesepithelien von Auge, Nase und Ohr sowie die Epidermis hervor. Parietales und viszerales Mesoderm kleiden vorerst die intraembryonale Zölomhöhle aus; in weiterer Folge entstehen aus dem parietalen Mesoderm Bindegewebe, quergestreifte Muskulatur, Knorpel und Knochen, und aus dem viszeralen Mesoderm die Bindegewebs- und Muskelschichten des Magen-Darm-Kanals sowie Peritoneum, Pleura und Perikard. Darüber hinaus gehen aus dem Mesoderm u. a. die Zellen des Blutes und der Lymphe sowie Herz, Blut- und Lymphgefäße hervor.
Aus dem Entoderm entwickelt sich, verbunden mit der kraniokaudalen Krümmung und lateralen Abfaltung der Embryonalanlage, der Magen-Darm-Kanal (Vorder-, Mittel- und Hinterdarm). In letzter Konsequenz entwickeln sich aus dem Entoderm u. a. die epitheliale Auskleidung des Respirationstrakts (inkl. Eustachi-Röhre und Paukenhöhle) sowie das Parenchym von Tonsillen, Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Thymus, Leber und Pankreas. Nachfolgend wird – in stark gekürzter und vereinfachter Form – die Embryologie der Atemwege und Lunge, des Herzens und der großen Gefäße, des Ösophagus sowie des Thymus beschrieben. Für detailliertere Informationen wird auf die Literaturangaben verwiesen.
1.1.2 Embryologie der Atemwege und Lunge
Die Entwicklung der Atemwege und Lunge wird zum einfacheren Verständnis in Stadien unterteilt, wobei die Übergänge zwischen den Stadien fließend sind und die Stadien sich überlappen (Abb. 1.1).
A978-3-662-57814-8_1_Fig1_HTML.jpgAbb. 1.1
Stadien der Entwicklung der Luftwege sowie der Arterien und Kapillaren. Im Durchschnitt weist der Luftweg des Menschen von der Trachea bis zu den Alveolen 23 Luftwegsgenerationen auf, wobei je nach Lungenabschnitt 18–30 Generationen möglich sind. In Klammern ist die mittlere Anzahl der Generationen der jeweiligen Luftwegskategorie angegeben. Abbildung nach: Schittny JC. Strukturelle Entwicklung – von der Anlage zur adulten Lunge. In: von Mutius E, Gappa M, Eber E, Frey U (Hrsg.). Pädiatrische Pneumologie. 3., vollständig überarbeitete Auflage. Berlin Heidelberg, Springer, 2014; pp 3-16.
Embryonale Periode (4.–7. Gestationswoche)
Entgegen früheren Annahmen entwickeln sich die beiden Lungen aus separaten Anlagen. Am 26. Tag sprossen aus dem Vorderdarm zwei Lungenknospen aus; zwischen diesen beiden Knospen liegt die Anlage der Trachea (Abb. 1.2). Letztere verlängert sich nach kranial, und das zu Beginn einzelne Lumen wird im Lauf der Entwicklung durch das Septum oesophagotracheale in zwei Lumina unterteilt, ventral gelegen die Anlage der Trachea und dorsal die Anlage des Ösophagus. Entwicklungsstörungen in diesem Bereich können zu Ösophagusatresien, Ösophagotrachealfisteln, Spaltbildungen sowie Ösophagus- und Trachealstenosen führen. Die Lungenknospen verlängern sich ebenfalls und wachsen in das umliegende Mesenchym vor. Durch dichotome Teilung wird die Struktur des Bronchialbaums vorgegeben; bis zum Ende der embryonalen Periode werden die Strukturen von den Hauptbronchien bis zu den Subsegmentbronchien gebildet (Abb. 1.2). Die nach kaudal und lateral wachsende Lunge schiebt das viszerale Mesenchym vor sich her; in weiterer Folge bleibt von der primitiven Pleurahöhle nur noch der Pleuraspalt übrig und werden die beiden Pleurahöhlen von der Perikardhöhle abgetrennt.
A978-3-662-57814-8_1_Fig2_HTML.jpgAbb. 1.2
Embryonale Periode der Lungenentwicklung. Letztere beginnt 26 Tage nach der Befruchtung durch die separate Anlage der beiden Lungen. Zwischen den Anlagen der Lungen befindet sich die Anlage der Trachea (a). Diese verlängert sich nach kranial und das sich bildende Septum oesophagotracheale trennt schließlich Trachea und Ösophagus (b). Die aus den beiden Lungenanlagen hervorgehenden Hauptbronchien verzweigen sich und geben die Lungenlappen (c) und die Lungensegmente (d) vor. Abbildung modifiziert nach: Schittny JC. Strukturelle Entwicklung – von der Anlage zur adulten Lunge. In: von Mutius E, Gappa M, Eber E, Frey U (Hrsg.). Pädiatrische Pneumologie. 3., vollständig überarbeitete Auflage. Berlin Heidelberg, Springer, 2014; pp 3-16.
Kaudal der Pleurahöhle befindet sich das Septum transversum, welches als zentraler Teil des zukünftigen Zwerchfells an die beiden Pleuroperitonealkänale grenzt. Letztere reichen an das Mesenchym der Körperwand heran und werden schließlich durch die Pleuroperitonealfalten bzw. -membranen verschlossen; der linke Kanal ist größer als der rechte und wird etwas später verschlossen. Der Großteil der muskulären Anteile des späteren Zwerchfells formiert sich aus den beiden Pleuroperitonealfalten, die Muskelfasern in der Peripherie stammen von der Körperwand. Fehlerhafte Verschlüsse führen zu kongenitalen Zwerchfellhernien.
Die Entwicklung des Bronchialbaums ist eng verknüpft mit der Entwicklung der Gefäße; in Abwesenheit von Epithel findet keine Proliferation von Gefäßen statt. Im Mesenchym um die Lungenknospen differenzieren sich Mesenchymzellen zu Endothelzellen und bilden neue Blutgefäße (Vaskulogenese), welche in der Folge Anschluss an den Blutkreislauf finden.
Pseudoglanduläres Stadium (5.–17. Gestationswoche)
In diesem Stadium erinnert die Lunge an eine tubuläre Drüse. Sprossen aus Epithelzellen wandern in das Mesenchym ein und bilden sich verzweigende Tubuli (Abb. 1.3a). Während des pseudoglandulären Stadiums werden sämtliche Verzweigungen des Bronchialbaums bis zu den Bronchioli terminales angelegt; am Ende dieses Stadiums sind bereits erste Anlagen von Ductus alveolares vorhanden. Anzahl und Größe der Verzweigungen hängen u. a. von mechanischen Faktoren (z. B. Zwerchfellhernie) ab. Die zukünftigen proximalen Luftwege werden von einem hochprismatischen Epithel ausgekleidet (Abb. 1.3d), peripher nimmt die Höhe des Epithels ab (kubisches Epithel). Beginnend in den zentralen Luftwegen und nach peripher fortschreitend differenziert sich respiratorisches Epithel als Auskleidung der zukünftigen luftleitenden Atemwege. Parallel zu den Luftwegen entwickelt sich das Gefäßsystem weiter; am Ende dieses Stadiums sind sämtliche prä-azinären Arterien und Venen angelegt, die Kapillaren haben jedoch noch keinen Kontakt zu den Luftwegen.
A978-3-662-57814-8_1_Fig3_HTML.jpgAbb. 1.3
Entwicklung der Lunge im pseudoglandulären, kanalikulären und sakkulären Stadium. (a) Während des pseudoglandulären Stadiums wandern Sprossen aus Epithelzellen in das Mesenchym ein und bilden sich verzweigende Tubuli. (b) Während des kanalikulären Stadiums erweitern sich die distalen Luftwege und nähern sich den Kapillaren; gleichzeitig werden die Kapillarnetze dichter. (c) Während des sakkulären Stadiums weiten sich die peripheren Luftwege zu Sacculi (∗) und bilden sich die primären Septen mit einem doppelschichtigen Kapillarnetzwerk. (d) Auskleidung der zukünftigen proximalen Luftwege durch hochprismatisches Epithel. (e) Annäherung des Epithels an die Kapillaren. (f) Typ I Alveolarepithelzellen und Kapillarendothelzellen mit gemeinsamer Basalmembran bilden die Luft-Blut-Schranke. Abbildung nach: Schittny JC. Strukturelle Entwicklung – von der Anlage zur adulten Lunge. In: von Mutius E, Gappa M, Eber E, Frey U (Hrsg.). Pädiatrische Pneumologie. 3., vollständig überarbeitete Auflage. Berlin Heidelberg, Springer, 2014; pp 3-16.
Kanalikuläres Stadium (16.–26. Gestationswoche)
In diesem Stadium erweitern sich die Luftwege distal der Bronchioli terminales; damit nähert sich das Epithel, begleitet von einer Volumenabnahme des Mesenchyms, den Kapillaren (Abb. 1.3b,e). Gleichzeitig kommt es zu einer ausgeprägten Angiogenese der Kapillaren, welche Netzwerke bilden und sich an die zukünftigen Luftwege anlagern. Während dieses Stadiums beginnt auch die Differenzierung des kubischen Epithels in zwei Typen von Alveolarepithelzellen:
Die Typ-I-Alveolarepithelzellen flachen ab, kleiden die innere Oberfläche der Lunge aus und bilden zusammen mit dem Kapillarendothel die Luft-Blut-Schranke, getrennt nur durch eine gemeinsame Basalmembran (Abb. 1.3f).
Die Typ-II-Alveolarepithelzellen beginnen mit der Produktion des Surfactant. Im kanalikulären Stadium werden Azini – die funktionellen, von einem Bronchiolus terminalis versorgten Einheiten der Gasaustauschregion – erkennbar und Gasaustausch grundsätzlich möglich.
Sakkuläres Stadium (24.–38. Gestationswoche)
In diesem Stadium wachsen die Luftwege in Länge und Durchmesser, wobei sich die peripheren Luftwege zu größeren Lufträumen weiten und damit die Gasaustauschfläche stark zunimmt. Dies führt zu einer Verdichtung des Mesenchyms, welches in den primären Septen das zentrale Bindegewebeseptum zwischen einem doppelschichtigen Kapillarnetzwerk bildet (Abb. 1.3c). Während dieses Stadiums kommt es zu einer starken Vermehrung von elastischen Fasern und Kollagenfibrillen, als Basis des Fasergerüsts der voll entwickelten Lunge mit axialem und Mantelbindegewebe, welches durch das septale Bindegewebe verbunden ist. Letzteres ist in der reifen Lunge mit einem einschichtigen Kapillarnetz verwoben und stabilisiert die Alveolarsepten.
1.1.3 Postnatale Lungenentwicklung
Der Mensch wird am Beginn des Stadiums der Alveolarisation geboren. In der ersten Phase der Alveolarisation (36. Gestationswoche bis 2.–3. Lebensjahr) werden Alveolen gebildet, indem – ausgehend von primären, unreifen Septen – neue (sekundäre) Septen aufgerichtet werden. Das darunter liegende Kapillarnetzwerk wird ebenfalls aufgefaltet; somit entsteht neuerlich ein unreifes Septum mit einem doppelschichtigen Kapillarnetzwerk. Da diese unreifen Septen relativ dick sind, kann der Gasaustausch nur auf der der Alveolaroberfläche zugewandten Seite der Kapillaren erfolgen. In einem darauf folgenden Reifungsprozess (mikrovaskuläre Maturation) wird das Septum deutlich verdünnt und die beiden von Bindegewebe durchwebten Kapillarnetzwerke fusionieren zu einer Schicht, womit jede Kapillare Kontakt zu zwei Alveolaroberflächen bekommt. Darauf folgt eine zweite Phase der Alveolarisation, welche bis zum Ende des Lungenwachstums im jungen Erwachsenenalter stattfindet. Neuere Untersuchungen legen nahe, dass es kein Lungenwachstum ohne Neubildung von Alveolen gibt und dass die Zahl der Alveolen von Anpassungen an besondere Bedingungen abhängt.
In der ausgereiften Lunge verlaufen die Pulmonalarterien parallel zu den Luftwegen und die Pulmonalvenen, eingebettet in Bindegewebsstrukturen, entlang der Grenzen zwischen den jeweiligen pulmonalen Einheiten, wie z. B. Segmenten oder Azini.
1.1.4 Embryologie des Herzens und der großen Gefäße
Herz, Blut- und Lymphgefäße gehen im Wesentlichen aus dem Mesoderm hervor; Teile des Ausflusstrakts stammen aus der Neuralleiste, welche ektodermalen Ursprungs ist. Die frühembryonale Anlage des Herzens entwickelt sich im viszeralen Mesoderm der rechten und linken Seite vorerst getrennt voneinander. Im Rahmen der lateralen Abfaltung und des Darmrohrschlusses vereinigen sich am Ende der 3. Gestationswoche die beiden Herzanlagen (Endokardschläuche) in der Mittellinie zu einem Herzschlauch, welcher vom sogenannten Myoepikardmantel umfasst wird. In diesen primitiven Schlauch münden kaudal sechs Venen (zwei Kardinalvenen, zwei Dottervenen und zwei Nabelvenen) ein, kranial bestehen zwei Ausflusstrakte, die Aortenbögen. Am Beginn der 4. Gestationswoche (~22. Tag) beginnt das Herz zu schlagen.
Der innerhalb der Perikardhöhle gelegene Anteil des Herzschlauchs umfasst die Anlage des embryonalen Ventrikels und der Ausflussbahn; außerhalb der Perikardhöhle liegen der Vorhofabschnitt und der Sinus venosus. In weiterer Folge wächst der Herzschlauch rasch durch Hinzufügung von Zellen aus dem umliegenden Mesoderm, und es kommt zur Bildung der Herzschleife. Der absteigende Schenkel der Herzschleife enthält den embryonalen Ventrikel, aus dem später der linke Ventrikel hervorgeht. Der Bulbus cordis entspricht dem aufsteigenden Schenkel; aus dem unteren Abschnitt gehen später der rechte Ventrikel und aus dem oberen Abschnitt (Conus cordis mit Fortsetzung in den Truncus arteriosus) die zwei getrennten Ausflussbahnen für das rechte und linke Herz hervor. Die Vorhofabschnitte beider Seiten verschmelzen zu einem einheitlichen Vorhof, und schließlich auch die daran anschließenden Sinus-venosus-Abschnitte (rechtes und linkes Sinushorn) zu einem Sinus; beide Teile werden in die Perikardhöhle aufgenommen. Gegen Ende der 4. Gestationswoche haben die primitiven Herzhöhlen bereits die Positionen eingenommen, welche für das Herz eines Neugeborenen charakteristisch sind.
Nach Obliteration der in das linke Sinushorn einmündenden Venen vergrößert sich das rechte Sinushorn und wird schließlich in die Wand des rechten Vorhofs aufgenommen. Damit hat sich die Einflussbahn des Herzens nach rechts verlagert; der Hauptzufluss erfolgt über die V. cava inferior. Auf der linken Seite wird der sich teilende Stamm der Lungenvenen derart in die Vorhofwand aufgenommen, dass vier getrennte Veneneinmündungen entstehen.
Die Herzsepten entwickeln sich ab der 5. Gestationswoche. Die ursprüngliche Öffnung zwischen dem rechten und linken Vorhof (Foramen oder Ostium primum) wird durch das vom Dach des Vorhofs herab wachsende Septum primum verschlossen. Kurz vor dem vollständigen Verschluss des Ostium primum in der Atrioventrikularebene reißt das Septum primum oben ein, wodurch das Foramen oder Ostium secundum entsteht. In weiterer Folge schiebt sich das ebenfalls vom Vorhofdach ausgehende dickere Septum secundum rechts vom Septum primum über das Ostium secundum; dieses Septum wächst jedoch nicht bis zur Atrioventrikularebene vor, sondern lässt an seinem unteren Rand das Foramen ovale frei. Damit kann das Blut aus der V. cava inferior über das Foramen ovale und das Ostium secundum weiterhin in den linken Vorhof gelangen.
Zwischen dem Vorhof- und Kammerbereich liegt als enger Abschnitt des Herzschlauchs der Atrioventrikularkanal. Gleichzeitig mit der Bildung des Vorhofseptums erfolgt die Unterteilung in einen rechten und linken Atrioventrikularkanal und das interatriale Septum fusioniert mit dem Septum zwischen den beiden Atrioventrikularkanälen. Am Ende der 4. Gestationswoche beginnen sich die primitiven Ventrikel durch Wachstum des Myokards zu erweitern, wobei die mittleren Wandabschnitte verschmelzen und so den Hauptteil des muskulösen Kammerseptums bilden. Beginnend im kranialen Abschnitt des Truncus, entwickelt sich im Truncus und Conus cordis das spiralig gedrehte Septum aorticopulmonale, das die Blutströme im Truncus pulmonalis und in der Aorta voneinander trennt. Der Conus cordis wird ebenfalls durch ein Septum (den späteren membranösen Teil des Septum interventriculare) in zwei Abschnitte unterteilt, welche schließlich die Ausflussbahnen der beiden Herzkammern bilden. Die Atrioventrikularklappen (Mitral- und Trikuspidalklappen) entwickeln sich zwischen der 5. und 8. Gestationswoche, die Entwicklung der Semilunarklappen ist bis zur 10. Gestationswoche abgeschlossen.
Der initial ungeteilte Truncus arteriosus setzt sich nach kranial in die paarige ventrale Aorta fort, aus der die Aortenbögen entspringen, welche ihrerseits beidseits um den Schlunddarm herum in die dorsalen Aorten münden. Jedem Kiemenbogen ist ein Aortenbogen (Kiemenbogenarterie) zugeordnet. Der 1., 2. und 5. Aortenbogen bilden sich später zurück. Aus dem 3. Aortenbogen und dem kranialen Anteil der dorsalen Aorten entwickelt sich beidseits die A. carotis interna. Aus dem 4. Aortenbogen entwickeln sich links der definitive Aortenbogen und rechts der Truncus brachiocephalicus sowie der erste Teil der A. subclavia dextra. Aus dem 6. Aortenbogen entwickeln sich der Truncus pulmonalis und der Ductus arteriosus. Die dorsalen Aorten verschmelzen von kaudal her bis zur 7. Intersegmentalarterie zur Aorta descendens.
1.1.5 Embryologie des Ösophagus
Ösophagus und Trachea entwickeln sich aus dem vorderen Abschnitt des Vorderdarms. Das initial gemeinsame Lumen wird im Lauf der Entwicklung in zwei Lumina unterteilt, die Anlage der Trachea im ventralen und die Anlage des Ösophagus im dorsalen Abschnitt. Die genauen Mechanismen dieser Unterteilung sind bis dato nicht bekannt und es wurden verschiedene Erklärungsmodelle entwickelt. Die beiden Röhren differenzieren sich in strukturell und funktionell unterschiedliche Organe. Bei Geburt hat der Ösophagus ein mehrschichtiges Plattenepithel und das ösophageale Mesenchym hat sich zu konzentrischen Ringen glatter Muskulatur entwickelt. Demgegenüber hat die Trachea ein pseudostratifiziertes hochprismatisches Epithel und das tracheale Mesenchym hat sich ventral zu C-förmigen Knorpelspangen und dorsal zum M. trachealis entwickelt.
Fehlerhafte Entwicklungen im Bereich des ventralen Abschnitts des Vorderdarms können in Ösophagotrachealfisteln mit oder ohne Ösophagusatresie, laryngo-tracheo-ösophagealen Spalten, Tracheal- und Ösophagusstenosen, oder Trachealatresien resultieren.
1.1.6 Embryologie des Thymus
Der Thymus entwickelt sich aus dem Epithel des ventralen Anteils der dritten Schlundtasche; aus dem Epithel des dorsalen Anteils entsteht die Nebenschilddrüse. Bereits in der 6. Gestationswoche verlieren diese beiden Drüsenanlagen ihre Verbindung zur Pharynxwand und der Hauptteil des Thymus wandert unter Mitnahme der Nebenschilddrüse nach kaudal und medial, um sich in weiterer Folge mit der kontralateralen Thymusanlage zu vereinigen. Der zunehmend länger werdende Schwanzteil des Thymus zerfällt schließlich in Fragmente, die sich in der Regel zurückbilden, manchmal aber auch (zum Teil eingebettet in die Schilddrüse) persistieren können. Das Nebenschilddrüsengewebe kommt normalerweise endgültig auf der dorsalen Seite der Schilddrüse zu liegen, kann jedoch unterschiedlich weit nach kaudal mitgenommen werden.
1.2 Anatomie des Neugeborenen
Die Anatomie des Thorax beim Neugeborenen ist ähnlich jener bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Für grundlegende Informationen wird daher auf Standardwerke über Anatomie und diagnostische Radiologie (Fleckenstein et al. 2014, Garcia-Peña und Guillerman 2014) verwiesen. Nachfolgend wird auf die Besonderheiten beim Neugeborenen und auf die Unterschiede zu späteren Lebensphasen eingegangen. Bezüglich detaillierter Informationen zur Röntgenanatomie des Neugeborenen wird auf das Kap. 8 „Normalbefund des Neugeborenen" verwiesen.
1.2.1 Atemwege und Lunge
Die Trachea ist aus vier Schichten aufgebaut – Mukosa, Submukosa, Knorpel und Muskulatur (namentlich der M. trachealis) – und ist umgeben von Adventitia, mit in Bindegewebe eingebetteten Lymphgefäßen. Vorne und seitlich besteht die Trachea aus 16 bis 20 hufeisenförmigen Trachealknorpeln, die durch ringförmig angeordnetes Bindegewebe verbunden sind und die Aufgabe haben, die Trachea besonders während der Exspiration zu stützen. Die Hinterwand (Paries membranaceus) enthält keinen Knorpel; sie besteht aus dem M. trachealis und elastischem und fibrösem Bindegewebe. Das Verhältnis zwischen knorpeliger und membranöser Trachea beträgt normalerweise ~4,5:1.
Die Trachea eines reifen Neugeborenen hält im Durchmesser 4–5 mm, die eines sechs Monate alten Säuglings 5–6 mm, und die eines 1-jährigen Kindes 6–8 mm. Demgegenüber betragen normale Trachealdurchmesser beim Mann 13–27 mm und bei der Frau 10–23 mm, mit geringen Unterschieden zwischen koronalen und sagittalen Durchmessern. Die Trachea eines reifen Neugeborenen erstreckt sich bis zum 3.–4. Brustwirbelkörper und hat eine Länge von etwa 4 cm (die eines Erwachsenen bis zum 6. Brustwirbelkörper bei einer Länge von 10–12 cm). Etwa ein Drittel der Trachea liegt oberhalb des Jugulums, also extrathorakal.
Der Bifurkationswinkel ist bei Neugeborenen deutlich größer als bei Erwachsenen (70°-80° vs. etwa 50°). Auch beim Neugeborenen geht der rechte Hauptbronchus steiler ab als der linke, aber der Unterschied zwischen den Seiten ist weniger stark ausgeprägt als beim älteren Kind oder Erwachsenen.
Der rechte Hauptbronchus ist kürzer, aber weiter als der linke und verläuft dorsal und kranial der rechten Pulmonalarterie, der linke kaudal der linken Pulmonalarterie.
Die rechte Lunge besitzt drei Lappen, getrennt durch die Fissura obliqua und die Fissura horizontalis; die linke Lunge hat zwei Lappen, getrennt durch die Fissura obliqua. Während die schrägen Fissuren auf einer Thoraxröntgenaufnahme typischerweise nicht sichtbar sind, stellt sich die horizontale gelegentlich als feine Linie etwa in der Mitte zwischen Lungenspitze und Zwerchfell dar.
An den Grenzen der Lungen zum oberen Mediastinum liegen rechts das apikale Segment des Oberlappens und links das apikoposteriore Segment des Oberlappens; an den Grenzen zum Herzen liegen rechts das mediale Segment des Mittellappens und links die Lingula des Oberlappens; an den Grenzen zum Zwerchfell liegen der rechte bzw. linke Unterlappen.
Die Hilusstrukturen sind beim Neugeborenen und jungen Säugling noch nicht so ausgeprägt wie bei älteren Kindern. In Abhängigkeit vom Alter des Kindes ist die Ausprägung der vaskulären und nicht vaskulären Elemente der Hili unterschiedlich und verändert sich daher die Konfiguration der Hili.
1.2.2 Herz und Gefäße
In der Frontalebene wird die rechte Herzgrenze vom rechten Vorhof und die linke vom linken Ventrikel gebildet. Die oberen Anteile des Herzens, der Aortenbogen sowie die Pulmonalarterie werden beim Neugeborenen häufig durch den Thymus verdeckt. In der Sagittalebene wird die ventrale Herzgrenze durch den Thymus verdeckt; die dorsale Grenze wird vom linken Atrium gebildet.
1.2.3 Thymus
Beim Neugeborenen führt der in der Regel relativ große Thymus zu einer Verbreiterung des Mediastinums. Die Größe des Thymus hängt neben dem Alter auch vom Gesundheitszustand des Kindes ab. In Relation zur Körpergröße ist der Thymus besonders groß bei Säuglingen und jungen Kin