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Exportgut: Evangelium: Reformatorische Literatur aus Deutschland (und Nachbarländern) in englischen Ketzerprozessen und Listen verbotener Bücher 1526-1546
By Rainer Haas
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Wie König Heinrich VIII. auf den Index kam
Materielle und ideelle Interessen sind zu allen Zeiten eine Koalition eingegangen. Für die Reformationszeit veranschaulicht dies Rainer Haas in seinem mit viel Akribie zusammengestellten Verzeichnis evangelischer Literatur in englischen Ketzerprozessen "Exportgut Evangelium": "Bücher kirchenkritischen und reformerischen Inhalts wurden - wenn sie nicht gar allein für den Zweck des Exportes gedruckt worden waren - auf dem Markt aufgekauft, als Handelsware in ein anderes Land transportiert und dort - nach Möglichkeit mit gutem Gewinn - verkauft." (S. 3)
Dass die betreffenden Kaufleute außer dem unternehmerischen Risiko auch die Gefahr für Leib und Leben auf sich nahmen, ergibt sich aus den kurzen Schilderungen über die Entdeckung der verbotenen evangelischen Bücher, mit denen Haas jeweils die Listen einleitet.
Die Darstellungen sind knapp gehalten, aber sie erhellen auch für den weniger Kundigen den Entstehungskontext der jeweiligen Bücherlisten. Anmerkungen mit weiterführender Literatur wären hier hilfreich gewesen, denn die Lektüre macht neugierig und man wünscht sich, mehr zu erfahren über die Hintergründe und Zusammenhänge. Aber Haas will vor allem das Material darbieten, stellt Grundlagen bereit, um anderen Hilfestellung für ihre Forschung zu geben.
Hier liegt die Stärke des Buches: Insgesamt 25 Listen evangelischen, indizierten oder verdächtigen Büchern zwischen 1520 und 1546 werden dargeboten. Die in ihnen erwähnten Schriften werden im Folgenden bibliographisch aufgearbeitet.
Die Gliederung erfolgt alphabetisch nach den Autoren, denen auch ihre Pseudonyme zugeordnet werden. Ihre in den Listen mitunter nur nach dem Gehörten notierten Werke werden mit vollständigem Titel und entsprechender Ausgabe bibliographisch verifiziert. Ebenfalls wird vermerkt, in welchen Listen sie genannt werden, so dass sich dadurch ein Profil über die Verbreitung bestimmter Werke erstellen lässt. Nur wenige Schriften ließen sich trotz intensiver Suche nicht nachweisen und werden am Ende des Buches als "Desiderata" aufgeführt.
Ansonsten sind alle namhaften Reformatoren und der römischen Kirche verdächtigen Humanisten sind vertreten. Kurios hingegen mutet an, dass auch der Kölner Inquisitor Jakob von Hochstraten und sogar König Heinrich VIII. selbst in den Listen auftauchen.
Offenbar war der inkriminierte Name "Luther" in den Titeln ihrer eindeutig antireformatorischen Schriften bereits verdächtig genug, ohne dass eine genauere Prüfung vorgenommen wurde.
Eine Liste mit Zuordnungen der anonymen Schriften und ein Literaturverzeichnis mit vor allem bibliographischen Werken runden das Buch ab.
Haas geht mit Sorgfalt und Vorsicht zu Werke. Alle unsicheren Angaben sind kenntlich gemacht. Der Lesbarkeit wäre allerdings die Auflösung der Abkürzungszeichen für m/n in den bibliographischen Nachweisen entgegen gekommen
Insgesamt aber ist "Exportgut: Evangelium" ein gutes und verdienstvolles Werk: Wer sich intensiver mit der Verbreitung reformatorischer Literatur in England während der Reformationszeit beschäftigt, wird das Buch begrüßen. Es erleichtert die Erforschung der englischen Reformationsgeschichte. Darüber hinaus ist es aber auch für andere reformationsgeschichtliche Forschungen neben den bibliographischen Angaben vor allem durch die Zuordnung anonymer Schriften und Pseudonyme sehr hilfreich. "Exportgut Evangelium" ist ein Grundlagenwerk, das neue Forschungsperspektiven eröffnet. Es lenkt den Blick auf die Verbreitung und Rezeption evangelischen Gedankengutes, aber auch auf die Frage danach, was denn als "evangelisch" oder "ketzerisch" galt.
Materielle und ideelle Interessen sind zu allen Zeiten eine Koalition eingegangen. Für die Reformationszeit veranschaulicht dies Rainer Haas in seinem mit viel Akribie zusammengestellten Verzeichnis evangelischer Literatur in englischen Ketzerprozessen "Exportgut Evangelium": "Bücher kirchenkritischen und reformerischen Inhalts wurden - wenn sie nicht gar allein für den Zweck des Exportes gedruckt worden waren - auf dem Markt aufgekauft, als Handelsware in ein anderes Land transportiert und dort - nach Möglichkeit mit gutem Gewinn - verkauft." (S. 3)
Dass die betreffenden Kaufleute außer dem unternehmerischen Risiko auch die Gefahr für Leib und Leben auf sich nahmen, ergibt sich aus den kurzen Schilderungen über die Entdeckung der verbotenen evangelischen Bücher, mit denen Haas jeweils die Listen einleitet.
Die Darstellungen sind knapp gehalten, aber sie erhellen auch für den weniger Kundigen den Entstehungskontext der jeweiligen Bücherlisten. Anmerkungen mit weiterführender Literatur wären hier hilfreich gewesen, denn die Lektüre macht neugierig und man wünscht sich, mehr zu erfahren über die Hintergründe und Zusammenhänge. Aber Haas will vor allem das Material darbieten, stellt Grundlagen bereit, um anderen Hilfestellung für ihre Forschung zu geben.
Hier liegt die Stärke des Buches: Insgesamt 25 Listen evangelischen, indizierten oder verdächtigen Büchern zwischen 1520 und 1546 werden dargeboten. Die in ihnen erwähnten Schriften werden im Folgenden bibliographisch aufgearbeitet.
Die Gliederung erfolgt alphabetisch nach den Autoren, denen auch ihre Pseudonyme zugeordnet werden. Ihre in den Listen mitunter nur nach dem Gehörten notierten Werke werden mit vollständigem Titel und entsprechender Ausgabe bibliographisch verifiziert. Ebenfalls wird vermerkt, in welchen Listen sie genannt werden, so dass sich dadurch ein Profil über die Verbreitung bestimmter Werke erstellen lässt. Nur wenige Schriften ließen sich trotz intensiver Suche nicht nachweisen und werden am Ende des Buches als "Desiderata" aufgeführt.
Ansonsten sind alle namhaften Reformatoren und der römischen Kirche verdächtigen Humanisten sind vertreten. Kurios hingegen mutet an, dass auch der Kölner Inquisitor Jakob von Hochstraten und sogar König Heinrich VIII. selbst in den Listen auftauchen.
Offenbar war der inkriminierte Name "Luther" in den Titeln ihrer eindeutig antireformatorischen Schriften bereits verdächtig genug, ohne dass eine genauere Prüfung vorgenommen wurde.
Eine Liste mit Zuordnungen der anonymen Schriften und ein Literaturverzeichnis mit vor allem bibliographischen Werken runden das Buch ab.
Haas geht mit Sorgfalt und Vorsicht zu Werke. Alle unsicheren Angaben sind kenntlich gemacht. Der Lesbarkeit wäre allerdings die Auflösung der Abkürzungszeichen für m/n in den bibliographischen Nachweisen entgegen gekommen
Insgesamt aber ist "Exportgut: Evangelium" ein gutes und verdienstvolles Werk: Wer sich intensiver mit der Verbreitung reformatorischer Literatur in England während der Reformationszeit beschäftigt, wird das Buch begrüßen. Es erleichtert die Erforschung der englischen Reformationsgeschichte. Darüber hinaus ist es aber auch für andere reformationsgeschichtliche Forschungen neben den bibliographischen Angaben vor allem durch die Zuordnung anonymer Schriften und Pseudonyme sehr hilfreich. "Exportgut Evangelium" ist ein Grundlagenwerk, das neue Forschungsperspektiven eröffnet. Es lenkt den Blick auf die Verbreitung und Rezeption evangelischen Gedankengutes, aber auch auf die Frage danach, was denn als "evangelisch" oder "ketzerisch" galt.
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