
Volker Weidermann, Feuilletonchef der ZEIT, kann mit seiner frischen, empathischen Art zu erzählen für Literatur begeistern. In seinem jüngst erschienenen Buch „Mann vom Meer – Thomas Mann und die Liebe seines Lebens“ erzählt er die Biografie des Jahrhundertautors neu, in dessen Leben und Werk das Meer stets als Ort der Sehnsucht, Träumerei, des sinnlichen Rausches, aber auch als dunkel-lockende Bedrohung präsent ist. In chronologisch aufeinanderfolgenden Kapiteln verknüpft Weidermann wechselnde Lebensstationen des Autors – über politische Irrwege zu Beginn hin zum antifaschistischen Demokraten – mit der Entstehung seiner Werke, in denen Manns tiefe Verbundenheit mit dem Meer immer gegenwärtig ist. Bevor ich Volker Weidermann in seinem Büro im Hamburger Zeitverlag in einer gemütlichen Sofaecke bei Espresso und Käsekuchen gegenübersitze, haben wir uns vorab per Mail ausgetauscht. Nachdem ich bereits den ersten Fahnensatz seines neuen Buches gelesen hatte, erhielt ich seine gerade verfasste Danksagung kurz vor unserem Treffen, was einen sehr persönlichen Gesprächseinstieg ermöglicht.
Im „Dank“ für Ihr neues Buch beschreiben Sie ein sehr bewegendes persönliches Erlebnis: Ihr Vater ist kürzlich gestorben, Sie waren bis zum Schluss bei ihm. Unter diesem Eindruck haben Sie vermutlich im letzten Kapitel des „Mann vom Meer“ Thomas Manns letzte Stunden beschrieben. Betreut von seiner Frau Katia stirbt er ganz friedlich, sie zitieren „er trug sein Musikgesicht“, das wirkt gar nicht verzweifelt.
Ja, überhaupt nicht, ich finde, alles an dieser Sterbeszene hat etwas Tröstliches, Aufgehobenes und Angekommenes. Das Musikgesicht passt auch sehr gut zu den Themen meines Buches – Musik und Meer – diese ideelle Verbindung hat es immer schon bei Mann gegeben.
Sie machen in Ihrem Buch noch mal bewusst, dass die „Buddenbrooks“ mit dem Tod des kleinen Hanno enden, dem jüngsten Glied der Lübecker Senatorenfamilie Buddenbrook. Am Schluss stehen die Worte des Kindermädchens Sesemi Weichbrodt, die sich ganz sicher ist,