
Als Martina Gedeck den „Alten Dorfkrug“ in Dahlem betritt, erkenne ich sie zunächst nicht. Sie setzt die Maske ab und wir nehmen an einem der Holztische Platz. Während ich erzähle, wie beeindruckend ich „Das Leben der Anderen“ fand, mustert sie mich aufmerksam mit ihren wachen, braunen Augen. In dem oscarprämierten Film ist sie in der Rolle der Schauspielerin Maria zu sehen. Dann unterhalten wir uns kurz über ihre Sicht auf Ulrike Meinhof, die sie hinreißend in dem Film „Der Baader Meinhof Komplex“ spielt. Eigentlich war Meinhof ja eine intelligente Journalistin, die empathische Sozialreportagen schrieb und dann in die Radikalität und den bewaffneten Kampf der RAF abdriftete. Die Schauspielerin erzählt, dass die Episode, in der sich Meinhof im palästinensischen Lager von PLO-Kämpfern zum Guerillakampf und Schießen ausbilden ließ, in Marokko gedreht wurde. Gedeck hat mit ihren Rollen das deutsche Kino geprägt, ist ein internationaler Filmstar, sie drehte u.a. mit Robert De Niro und Bille August. Journalist:innen bezeichnen sie als „schwierig“ und „zurückhaltend“. Davon kann in unserem zweistündigen Interview nicht die Rede sein. Sie zeigt sich völlig unprätentiös, offen und interessiert an der Gesprächspartnerin.
Sie zählen zu den prägenden deutschen Schauspielerinnen unserer Zeit. Gerade haben Sie den diesjährigen Deutschen Hörbuchpreis als beste Interpretin für ihre Lesung des Romans „Nastjas Tränen“ gewonnen. Was bedeutet