
Wir schreiben das Jahr 1919 und Medizinalrat Bernhard Schlegtendal hat mal wieder schlechte Laune, die er in einen Artikel in der deutschnationalen „Staatsbürger-Zeitung“ gießt: „Man müsse diese Dinge zur Sprache bringen, da ‚die Homosexuellen unter dem Deckmantel der Wissenschaft von Tag zu Tag immer kecker werden und ungescheuter ihr schamloses Treiben entfalten und die öffentliche Sittlichkeit gefährden‘.“
„Diese Dinge“, das sind für Schlegtendal vor allem die ungeheuerlichen Umtriebe, für die Magnus Hirschfeld seit der Gründung seines Instituts für Sexualwissenschaft am Berliner Spreebogen, in etwa dort, wo sich heute das Kanzleramt befindet, verantwortlich zeichnet. Hirschfeld beschäftigt sich bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts mit Fragen der sexuellen Identität. Zunächst geht es vornehmlich um die Erforschung der Homosexualität, später werden sich die Tätigkeitsfelder des Instituts noch erheblich ausweiten.


Herrn zeigt in seinem hochspannenden Buch , wie sich bereits um die Jahrhundertwende und in