Bücher Magazin

DER SOUND DER ACHTZIGER GEHT DURCH BETON

Skurrile, liebevoll gezeichnete Gestalten bevölkern Regeners Romane, die Nonsens-Dialoge ebenso beherrschen wie eloquente Sprachkunst. Am Berlin der Achtzigerjahre arbei ten sie ihre Hoffnungen und Wünsche ab. In „Glitterschnitter“ geht es um die gleichnamige Combo mit Karl Schmidt an der Bohrmaschine, Raimund am Schlagzeug und Ferdi am Synthesizer, die zur „Wall City Noise“ eingeladen werden will, welch hohe Kunst eine Musterwohnung von IKEA verbirgt und ob es eigentlich sinnvoll ist, Kaffee mit Milchschaum aus Müslischüsseln trinken zu wollen. Ein fulminantes Puzzlestück, chronologisch zwischen den Romanen „Wiener Straße“ und „Herr Lehmann“ angesiedelt. Wir trafen den Autor in den Räumen seines Berliner Verlags Galiani.

Das Buch schließt an „Wiener Straße“ an, aber es gibt mehr Perspektiven. Wer von den alten Bekannten ist dabei?

Da kommen einige zusammen. Frank Lehmann, Manfred Lehmann, Erwin Kächele, Chrissie, H. R. Ledigt, Kerstin, Raimund, Helga, Wiemer, P. Immel, Kacki, Ferdi, Karl Schmidt… Es gibt aber auch neue Leute wie etwa Leo, die Clubmanagerin, Sigi, den Kunstkurator, den kettenrauchenden Polizisten usw.

Und alle haben scheinbar ein starkes Ego und sind interessiert, ihr Ding durchzuziehen. Warum ist das so?

In dieser Altersgruppe wollen die alle was erreichen. Das ist ja die Twilight Zone des Lebens, junge Menschen zwischen Baum und Borke. Sei es, nur irgendwo mit aufzutreten, mitzumachen. Alle sind unglaublich unsicher und machen viele Fehler, probieren viel aus, haben unterschiedliche Interessen, auch an ein und demselben Vorgang. Und wenn man abwechselnd aus ihren verschiedenen Perspektiven erzählt, scheinen die Figuren

You’re reading a preview, subscribe to read more.

More from Bücher Magazin

Bücher Magazin4 min read
Herzlichen Glückwunsch!
Wenn Sie zurückdenken: Wie war das mit dem Malen und Zeichnen, als Sie fünf Jahre alt waren oder im Grundschulalter? Die Beschäftigung mit Stiften, Farben und Papier gehörte für mich zum Alltag. In den 50er-Jahren, in denen ich aufgewachsen bin, gab
Bücher Magazin1 min read
So Bewerten Wir
Auch als E-Book erhältlich Umsetzung (60 %) Inhalt (40 %) ■
Bücher Magazin3 min read
Warum Lesen Wir Klassiker?
Nichts ist so alt wie die Tageszeitung von gestern, hieß es vor der Erfindung des Internets. Seitdem hat das gedruckte Medium noch mehr an Aktualität eingebüßt. Sogar das Morgenblatt von heute ist oft schon von neuen Eilmeldungen überrollt. Wie wir Z